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Leserbrief: Aufwachen!

(Symbolbild) Altenpflege

Die HASEPOST veröffentlicht gelegentlich Leserbriefe, wie diesen hier. Wir können leider nicht jeden Leserbrief veröffentlichen, freuen uns aber über jede Zuschrift, die oft ein Anstoß für weitere Recherchen sind. Die Autoren der Leserbriefe sind der Redaktion immer bekannt, auch wenn – auf Wunsch der Verfasser – der Name nicht genannt wird. Über Zuschriften per Mail freuen wir uns sehr!


 

Wann wird es endlich besser? Wo sind die versprochenen Pflegekräfte aus dem Gesundheitsministerium der letzten Jahrzehnte? Warum wird die Pflege schon wieder vergessen? Zwei Jahre, vier Impfungen, ein bisschen Klatschen und keine Besserung in den Pflegeheimen in Sicht!

Die Corona-Maßnahmen bei positiv getesteten Bewohnern dürfen nicht unerwähnt bleiben: 14 Tage Quarantäne auf dem Zimmer, kein Besuch und sogar eine eventuelle Verlegung in ein anderes Zimmer oder auf einen anderen Wohnbereich müssen die Bewohner in Kauf nehmen. 14 Tage alleine, obwohl sie keine Symptome zeigen. Was genau soll erreicht werden? Völlige Vereinsamung? Mehr Wunden? Gehverlust? Tod?!

Außerhalb der Altenheime dürfen die Menschen sich nach fünf Tagen freitesten. Warum wird den hochbetagten Menschen dies angetan? Kognitive und körperliche Defizite prägen das tägliche Bild in der Pflege.

Und so sieht der Arbeitsalltag in der Pflege aus

Ich möchte gerne einen kurzen Einblick in eine Schicht meiner Arbeit geben: Im Frühdienst sind drei Pflegepersonen für 27 Bewohner zuständig. Aufgrund der hohen Pflegegrade (Grad 4 und 5) würde den Pflegekräften eigentlich mehr Personal in den Schichten zustehen. Es wird aber kein Personal eingestellt. Folgende Tätigkeiten müssen in sieben Stunden erledigt werden: Die Grundpflege, Duschen und Baden, Betten reinigen und beziehen, Essen vorbereiten und anreichen, Behandlungspflege übernehmen (zum Beispiel Diabetiker messen und spritzen), hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Tee kochen, Geschirrspüler aus- und einräumen, Reinigen der Nachtschränke, …), Angehörigengespräche, Arztvisiten- und Telefonate, Corona-Maßnahmen durchführen (wie tägliches Testen der Bewohner, Temperaturkontrolle, Flächen desinfizieren, …) und last but not least – die Dokumentation.

Da seit langer Zeit keine adäquate Pflege stattfinden kann, entstehen wohl oder übel Wunden. Auch diese müssen versorgt werden. Man wird heute bei der Grundpflege dazu gezwungen, bei einem Bewohner, der zu zweit versorgt werden muss, alleine am Bett zu stehen. Hier geht es nicht mehr um die Menschlichkeit – das ist Arbeit am Fließband!

Pflege im Burnout

Das Stresslevel ist überschritten, Pflege im Burnout! Das Familienleben nach der Arbeit findet nicht mehr statt, weil der Körper und der Geist kaputt sind. Die eigene Seele der Pflege ist am Boden. Und die wenigen (immerhin 50 Prozent Abbruchrate), die sich trotz allem für diesen Job entscheiden, benötigen konsequente Anleitung. Auch hierfür findet sich keine Zeit. Auszubildenden stehen 10 Prozent Anleitung pro Praxisblock zu. Dies ist nicht durchführbar wegen Personalmangel, Überlastung und hohem Krankenstand. Azubis werden als billige Arbeitskräfte auf dem Wohnbereich eingesetzt, sollen Fachkräftetätigkeiten durchführen, obwohl das Hintergrundwissen noch nicht vorhanden ist.

Seit über zwei Jahren wird eine übermäßige/ außerordentliche Hygiene gefordert, welche die Pflege gerne umsetzen möchte, es aber am Personalmangel scheitert! Der Pflegeberuf war ein Wunschberuf mit Leidenschaft … man kann nicht sagen, ob noch etwas davon übrig ist.

Text von: Julia Krause (stellvertretend für zwölf weitere Pflegekräfte)


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