Unsere Redaktion bekommt gelegentlich Zuschriften, bei denen einem der Glaube an das Gute im Menschen verloren zu gehen droht.
Hier geht es nicht um den Hund, der einen anderen Hund gebissen hat, sondern um das „Problem“ am anderen Ende der Leine. Allerdings fehlte in diesem Fall wohl die Leine – was Teil des Problems ist.
Wenn man seinen Hund nicht unter Kontrolle hat oder darum weiß, dass dieser sich selbst manchmal nicht kontrollieren kann, dann sollte die Leine nicht nur beim ohnehin vorhandenen Leinenzwang selbstverständlich sein.
Und wenn etwas passiert, dann ist es doch wohl selbstverständlich zu seinem Fehler zu stehen – auch unter Einschaltung der Hundehaftpflichtversicherung, denn die ist in Niedersachsen verpflichtend für jeden Hund [soviel dazu vom verärgerten Redakteur].
Der Hundeplatz im Test unserer Redaktions-Bulldogge.
Aber zurück zum Labrador Lenny (8), und was ihm am 15. November 2016, an einem schönen Herbsttag, im Wald, Nähe des Haster Weges passierte.
Unsere Leserin, nennen wir sie einfach Jenny (richtiger Name der Redaktion bekannt), war zu Besuch in ihrer Heimatstadt und wollte mit dem Familienhund den schönen Tag genießen.
Doch „es wurde zum Alptraum“, schildert Jenny, was an diesem Nachmittag passierte: „Ende der Hunderunde kam es zu einer Begegnung mit einer älteren Dame (ca. 60-70Jahre, graues, schulterlanges Haar), die zwei Hunde bei sich „führte“. Sie hatte einen kleineren Hund und einen größeren Hund um sich, dabei handelt es sich wohl um Mischlinge.
Husky-Mischling stürzte sich auf den großen Labrador
Der größere Hund, augenscheinlich ein Husky-Mix, stürzte sich ohne Vorwarnung aus dem Walddickicht auf unseren Labrador Lenny. Zunächst war lautes Bellen wahrzunehmen, dann winselte Lenny, kam zu mir und schmiegte sich an mich. Ich stellte eine stark blutendende Wunde am Kopf unseres Hundes fest. Sofort habe ich mich mit ihm aus der „Gefahrenzone“ begeben.
Sekunden später kam eine ältere Dame mit einem weiteren Hund aus dem Gebüsch. Meiner Bitte, sie möge ihren Husky-Mix-Hund anleinen, kam sie nicht nach. Stattdessen winkte sie mit der Hand ab und ging mit beiden Hunden weiter in den Wald.
Bissattacke hinterliess blutende Wunde am Kopf
Da ich in Sorge um unseren Lenny war, er blutete am Kopf, ging ich mit ihm zum Parkplatz an der Hundefreilauffläche. Ich konnte auf die Schnelle nur eine klaffende Wunde am linken Ohr erkennen. Dort angekommen, versuchte ich Hilfe zu organisieren. Als ich niemanden sah, ging ich direkt zur Hundefreilauffläche, da traf ich auf eine Frau und einen Mann mit ihren beiden Hunden (Border Collie und Schäferhund), die sich uns gegenüber beispielgebend und hilfsbereit – freundlich verhalten haben. Ihnen gilt mein besonderer Dank.
Seit dem Vorfall mit anschließender OP ist der Hund traumatisiert
Geschockt berichtete ich ihnen vom Beißvorfall und fragte sie, ob sie zuvor eine ältere Dame mit zwei Hunden (einem kleinen, hellen Hund und einem größeren, dunkleren Hund) gesehen hätten.
Sie bejahten dies, wir tauschten Telefonnummern aus und ich begab mich mit unserem Labrador sofort in die Tierarztpraxis um ihn dort behandeln zu lassen. Eine Mitarbeiterin der Tierarztpraxis an der Ellerstrasse, die schon vor Ort war, öffnete uns die Tür. Wir versuchten Labrador Lenny zu beruhigen, dies gelang nur bedingt, das Untersuchungszimmer glich einem Schlachtfeld: Boden, Wände, Tür und die Kleidung, alles war mit Blut verschmiert. Die Tierärztin wurde gerufen – Lenny musste sofort operiert werden, die Nachbehandlung läuft. Seit dem Vorfall wirkt er traumatisiert.
Halterin des Husky-Mix blieb teilnahmlos
Am gleichen Tag noch meldete sich die scheinbare Besitzerin der beiden Hunde telefonisch, meine Nummer hatte sie durch den Mann auf der Hundewiese erhalten, was mich zunächst positiv stimmte. Das Telefonat gestaltete sich schwierig, sie erkundigte sich nicht nach Lenny, sie entschuldigte sich nicht, ein Gespräch war kaum möglich. Selbst Tage danach und bis heute kam keine Reaktion von ihr.
Dafür erkundigten sich der hilfsbereite Mann und die Frau, mit denen ich die Telefonnummer austauschte, sie erkundigten sich nach Lenny. Noch heute stehen wir in Kontakt.
Ein Hund ist so viel mehr…
Ein Hund ist heutzutage viel mehr ein Sozialpartner, treuer Gefährte, Lebensretter etc., auch wenn er gesetzlich als Sachgegenstand betrachtet wird. Stellen Sie sich nur vor, wie viel schlechter die Welt ohne Hunde wäre, sie bereichern nicht nur Mensch- und Tierwelt, sondern machen auch das Osnabrücker Stadtbild bunt und lebenswerter. Außerdem werden jährlich mehrere Millionen an Hundesteuern eingenommen, die nicht zweckgebunden sind. In Osnabrück ist mit Einführung der Hundefreilauffläche eine Begegnungsstätte für Mensch und Tier geschaffen worden, die ich nicht missen möchte.
Gab es weitere Vorfälle ähnlicher Art?
Das Ordnungsamt Osnabrück wurde informiert. Zunächst habe ich gezögert, ob ich den folgenden Vorfall öffentlich machen soll, da mich das Ereignis stark beschäftigt und nicht loslässt, möchte ich es teilen. Zumal mir über soziale Medien zu Ohren gekommen ist, dass es scheinbar mehrere Vorfälle mit vermutlich der gleichen Person und ihren Hunden gekommen ist, dabei wurde auch ein Mensch gebissen.
In meinem Beitrag geht es mir nicht darum, dass Bild des „bissigen Hundes“ zu verfestigen, die vielen Regeln und Auflagen, die ein Hundebesitzer in Niedersachsen und anderen Bundesländern zu erfüllen haben, resultieren nicht letztendlich durch einige wenige Personen, die das Verhalten ihres Hundes nicht einschätzen können oder wollen, einer nicht tier- und bedarfsgerechten Haltung nachkommen oder das Ignorieren von Regeln missachten etc.
Sind die Menschen jetzt so in dieser Zeit…
Es gibt viele Möglichkeiten eine Situation zu klären, ob durch einen Dialog, Hilfsangebote etc. Doch mir drängt sich der Verdacht auf, dass es in der heutigen Gesellschaft nicht mehr darum geht, einen gemeinsamen Kompromiss zu finden, sondern sich mit Ignoranz, Schweigen, vertuschen von Tatbeständen bestimmter Situationen zu entziehen.
Ich würde mir wünschen, dass ein jeder Hundehalter, ein gewisses Maß an Verantwortung übernimmt, die meisten tun dies vorbildlich, leider einige Wenige nicht. Dies zerstört meiner Auffassung nach das Ansehen vieler Hunde (oftmals verstärkt stigmatisierte Hunderassen wie z.B. Rottweiler, Dobermann, Bordeauxdogge etc.) und ihrer Besitzer. Ein Führerschein für Hundebesitzer und/ oder Registrierungen in diversen Registern und/oder Kontrollen durch das Ordnungsamt sind meiner Meinung nach oftmals mehr „Schein als Sein“ und bieten nur eine gefühlte Sicherheit.
Wie wäre es, wenn wir Menschen miteinander Kommunizieren und unsere Hunde verstehen lernen, was sie brauchen, wie sie reagieren oder wie wir ihnen helfen können friedlich am Leben teilzuhaben stets unter Berücksichtigung der Bedürfnisse von Tier und Mensch.
Unsere Leserin möchte nicht mit ihrem Namen im Internet erscheinen – wir respektieren diesen Wunsch. Bilder: privat.