35 Jahre nach dem Fall der Mauer betont Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Notwendigkeit, weiterhin für die Freiheit zu kämpfen. Sie plädiert für einen sozialen Ausgleich und beklagt die geringe Vertretung von Ostdeutschen in Führungspositionen nach der Wiedervereinigung.
Lemke fordert kontinuierlichen Kampf für Freiheit und Demokratie
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) unterstrich in einem Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ die Bedeutung des dauerhaften Engagements für Freiheit und Demokratie. „Wir müssen einen sozialen Ausgleich in unserem Land organisieren“, sagte die Ministerin. „Das ist ein langer Prozess und ein dauernder Kampf. Demokratie bekommt man nicht geschenkt – auch nicht nach einer friedlichen Revolution. Wenn wir frei bleiben wollen, müssen wir dafür kämpfen.“
Die Bundesumweltministerin aus Dessau in Sachsen-Anhalt bemerkte, „dass viele Freiheit als etwas Selbstverständliches verstehen, etwas, das immer da ist. Wenn man die Abwesenheit von Freiheit erfahren hat, schätzt man sie möglicherweise mehr.“
Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen
Strukturbrüche und gemeinsame Verantwortung
Die Grünen-Politikerin sprach auch die tiefgreifenden Umbrüche nach der Wiedervereinigung an, die sowohl von Ost- als auch Westdeutschen getragen wurden. Mit Blick auf die Tatsache, dass im Bundeskabinett von 54 Minister- und Staatssekretärsposten nur fünf von Ostdeutschen besetzt sind, sagte Lemke: „Die beiden deutschen Teile wären sicher besser zusammengewachsen, wenn man in den 1990er-Jahren mehr Ostdeutsche in Führungspositionen gebracht hätte, sei es in Universitäten, der politischen Verwaltung oder Vorständen von Unternehmen. Doch dieser Fehler lässt sich heute leider nicht mehr reparieren.“
„Viele Fehler wurden gemeinsam gemacht. Etliche liegen im Vereinigungsprozess, der in weiten Teilen Ostdeutschlands mit Recht als reiner Anschluss wahrgenommen wurde und nie als gleichberechtigter Prozess. Die folgenden Strukturbrüche und ihre Konsequenzen, die bis heute reichen, konnten wir damals alle nicht übersehen. Das würde ich weder den Ostdeutschen noch den Westdeutschen als Versagen zuschreiben“, kommentierte Lemke weiter.
Lemke, die in der DDR nur unter Schwierigkeiten Abitur machen konnte und die ostdeutschen Grünen 1989 mitgegründet hat, sieht in der Bewältigung der Folgen der Wiedervereinigung eine gemeinsame Aufgabe, die Ost- und Westdeutschland gleichermaßen betrifft.
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