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Langer Atem ohne Glanz: „Der große Gatsby“ am Theater Osnabrück bleibt blass

Es hätte eine großer, fulminanter, schillernder Schauspielabend werden können, mit dem das Theater Osnabrück die Spielzeit 2024/2025 einläutet. Doch „Der große Gatsby“ erweist sich als ein Stück ohne Glanz, für das man einen langen Atem braucht.

Ein erster Akt, der sich wie Kaugummi zieht

Die Inszenierung von Julia Prechsl, die auch das zahlreiche Längen aufweisende Buch – nach dem Klassiker von F. Scott Fitzgerald – verfasst hat, hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Obwohl das Stück mit einem vielversprechenden Konzept und einer talentierten Besetzung aufwartet, bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Besonders der erste Akt zieht sich mit fast 100 Minuten wie Kaugummi in die Länge, ohne die Handlung wirklich voranzubringen. Die wenigen wichtigen Ereignisse konzentrieren sich auf die letzten Minuten vor der Pause, was dem Stück die nötige Spannung nimmt.

Opulente Atmosphäre der Zwanzigerjahre? Fehlanzeige!

Das Bühnenbild von Anna Brandstätter und die Kostüme von Olivia Rosendorfer tragen ebenfalls wenig dazu bei, die opulente Atmosphäre der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts lebendig werden zu lassen. Die schwarze karge Bühne, kombiniert mit einer halbschrägen Konstruktion, Lametta-Vorhängen und einer riesigen Schaumkanone, wirkt eher düster und lieblos als glamourös.

Der große Gatsby / Foto: Joseph Ruben Heicks
Der große Gatsby / Foto: Joseph Ruben

Solide Performances

Dennoch liefern die Schauspielerinnen und Schaupieler solide Performances ab. Michi Wischniowski als Jay Gatsby bringt die innere Zerrissenheit des Charakters gut rüber, bleibt aber dennoch stellenweise blass, vielleicht auch, weil ihm der Charme und die Ausstrahlung der bekannten Filmfigur von Leonardo DiCaprio fehlt. Rebekka Biener als Daisy Buchanan, Amaru Albancando als Tom Buchanan und Hans-Christian Hegewald als Nick Carraway überzeugen ebenfalls, obwohl Hegewalds Szene, in der Nick betrunken und Fast Food essend am Bühnenrand sitzt, eher langweilig wirkt und den Erzählfluss stört – das Publikum amüsiert sich dabei aber prächtig, denn er spielt sie authentisch.

Musik als einziger kleiner Höhepunkt

Ein einziger kleiner Höhepunkt des Abends ist die Musik von Fiete Wachholtz und Jonathan Strauch, die live auf der Bühne spielen, doch insgesamt bleibt diese Aufführung trotz guter Ansätze eine enttäuschende Neuinterpretation eines Klassikers, die weder durch Spannung noch durch ästhetische Glanzpunkte überzeugen kann. Da die Spielzeit am Theater Osnabrück aber gerade erst begonnen hat, kann es nur besser werden.


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Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.

  

   

 

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