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Kunsthalle Osnabrück zeigt „wahre Größe“ – HA Schult kommentiert Kaufhof-Verhüllung von Ibrahim Mahama

Es ist 25 Jahre her, da wurde in Osnabrück bereits einmal ein großes Gebäude verhüllt: Der Objekt- und Aktionskünstler HA Schult hatte auf Einladung der Spedition Hellmann auf deren Betriebsgelände im Stadthafen ein altes Speichergebäude zum „Friedensspeicher“ gemacht.

Hintergrund damals wie heute bei der Verhüllung des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes in der Osnabrücker Innenstadt: die Jubiläumsfeierlichkeiten für das Friedensjahr 1648.

Während in der öffentlichen Diskussion um das aktuelle Verhüllungswerk des aus Ghana stammenden Künstlers Ibrahim Mahama vielfach Kritik geäußert wird, wie denn ausgediente Jutesäcke und eigens in Afrika gewebter leicht entflammbarer Stoff zum Friedensschluss vor inzwischen 375 Jahren passen sollen, war die Deutung beim Friedensspeicher vor 25 Jahren auch für weniger kunstinteressierte Betrachter einfacher. HA Schult hatte seinerzeit für die Verhüllung 15.000 besonders imprägnierte Kartons verwendet, auf denen in allen Sprachen und Schriften der Welt das Wort „Frieden“ zu lesen war.

Im aktuellen Statement von HA Schult (siehe unten) betont der Künstler, dass er seine Kunst „immer selbst finanziert“ hat.

Das von Ibrahim Mahama verhüllte ehemalige Kaufhof-Gebäude in Osnabrück
Spektakulär aber auch umstritten: das von Ibrahim Mahama verhüllte ehemalige Kaufhof-Gebäude in Osnabrück / Foto: Pohlmann

Vor 25 Jahren kamen Bundeskanzler, Präsidenten, Könige und Königinnen nach Osnabrück

Der spektakuläre Anblick des zusätzlich nachts beleuchteten Friedensspeichers brachte Osnabrück im damaligen Friedensjahr viel Aufmerksamkeit. Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigte sich vor dem Friedensspeicher wie auch der inzwischen weltberühmte Architekt Daniel Libeskind, dem Osnabrück das Nussbaum-Museum zu verdanken hat.

Zum Ende des Friedensjahres 1998, in dem Osnabrück als weiteren Höhepunkt vier Könige, fünf Königinnen, zwei Fürsten und acht Präsidenten zu Gast hatte, musste der Friedensspeicher sehr zum Bedauern vieler Osnabrückerinnen und Osnabrücker wieder abgebaut werden, die Kartons waren vom Regenwasser durchweicht.
Inzwischen finden sich Teile des alten Lagerhallen-Gebäudes in die Architektur eines neuen Verwaltungsgebäudes der Spedition Hellmann integriert.

Friedensspeicher-Kartons gelegentlich noch bei eBay zu finden

Gelegentlich findet man etwa auf eBay oder in Kleinanzeigenportalen noch einzelne Kartons, die inzwischen als Sammlerstück gehandelt werden.

HA Schult vor seiner Installation "Wertgigant" in Düsseldorf
HA Schult vor seiner Installation „Wertgigant“ in Düsseldorf, 26.10.2021. / Foto: IMAGO NurPhoto, Ying Tang

Unsere Redaktion bat den in Köln lebenden Künstler HA Schult um ein Statement zu der aktuellen Installation, die dieses Friedensjahr begleitet.
Wir veröffentlichen das Statement in voller Länge und in der von HA Schult gewählten Form:

Die Freiheit einer Gesellschaft ist
so gross, wie die Freiheit ihrer
Kunst. Daher bekommen in einer
unfreien Gesellschaft zuerst
die Künstler eins aufs Dach
und dann die Bürger.

Noch 1989 liess Deng Xiaoping,
nach Vorstellung meines Projekts
“Berg der Höchsten Harmonie“
verlautbaren: “Die Aktionskunst
ist ein Feind des Volkes.“

2001 stand ich dann mit dem Volk
meiner 1.000 Trash People auf
der Grossen Mauer vor Peking.
Millionen Chinesen kamen und
das Bild ging um die Welt.

Wenn vor 25 Jahren zehntausende
Bürger Osnabrücks zu meinem
Friedensspeicher im Hafen
strömten, blieb das nicht ohne soziokulturellen Nachhall.

Dass ein so kleines Haus, wie die
Kunsthalle Osnabrück, gegen viele
Widerstände, einem so aktuellen
Künstler wie Ibrahim Mahama ein
Forum bietet, zeigt wahre Grösse.

Mich erinnert es an den Mut
des unvergessenen Harald
Szeemann, als er 1968  gegen
ähnliche Widerstände, die
Verhüllung der Kunsthalle
Bern durch Christo umsetzte.
Der kulturelle Einfluss der beiden
ging von da an steil nach oben.

Zu meiner Arbeit ist zu sagen, dass
ich sie immer selber finanziert
habe und immer etwas mehr
ausgebe, als ich habe. Getreu
dem Motto des Sammlers
Peter Ludwigs: “Wer Geld auf
dem Konto hat, ist kein echter Kunstsammler.“

Zur Kritik an meiner Arbeit ist zu
sagen: “Ohne die wäre ich nicht
HA Schult.“


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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