Alles halb so schlimm und durch die „Kunstfreiheit“ gedeckt? Nach einer bereits vor der Ausstellungseröffnung am vergangenen Samstag hochgekochten Debatte um eine Künstlerin, die von Müttern fantasiert, die ihre Neugeborenen verspeisen sollen, verschwinden nun Inhalte von der Website der Kunsthalle Osnabrück.
Dabei ist doch alles von der „Kunstfreiheit“ gedeckt, wie die der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Volker Bajus und der kulturpolitische Sprecher der Grünen Ratsfraktion, Sebastian Bracke, in einer Pressemitteilung argumentieren.
Auffällig: Obwohl das Statement der beiden Grünen-Politiker über den gemeinsam mit SPD und VOLT verwendeten E-Mail-Account verschickt wurde, gibt es neben einem allgemeinen Bezug auf die Gruppe, keine direkte Nennung der anderen beiden in der gemeinsamen Gruppe vertretenen Parteien, die sonst meist gemeinsam in Mitteilungen an die Presse agieren.
CDU Ratsfraktion rief zum Boykott der Ausstellung auf
Losgetreten hatte den Skandal, der inzwischen auch bundesweit Beachtung findet, die CDU-Ratsfraktion, die sich von der durch die städtische Kunsthalle organisierten Ausstellung „Kinder, hört mal alle her“ distanzierte und zum Boykott aufrief. „Insbesondere die Performance von Sophia Süßmilch, in der kannibalistische Fantasien propagiert werden, ist für uns ein absolutes No-Go. Solche Darstellungen sind nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene unzumutbar und entbehren jeglichen Respekts vor menschlichen Werten und Würde“, erklärte Marius Keite, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Osnabrück noch vor der Ausstellungseröffnung am Samstag und rief zum Boykott auf.
Grünen-Politiker: Die CDU verrennt sich im Kampf gegen die Kunsthalle
Ganz anders sehen es die beiden Grünen-Politiker in ihrem Statement. „Über Geschmack lässt sich streiten, über Kunstfreiheit nicht“ heißt es von Volker Bajus und Sebastian Bracke. Die CDU „verrennt sich im Kampf gegen Osnabrücker Kunsthalle“, heißt es weiter, mit indirekter Bezugnahme auf einem schon länger schwelenden Konflikt um die Zuschüsse für die Kunsthalle, die zumeist ohne groß messbaren Publikumserfolg agiert.
Die von der CDU aufgestellte Forderung nach Schließung der Ausstellung ist nach Ansicht der Grünen „absurd“.
Foto mit Kind neben nackter Künstlerin vom Netz genommen
Währenddessen löschte die Kunsthalle aus ihrem Pressebereich kommentarlos die ZIP-Datei mit der Bildersammlung zu ihrem Jahresthema. In der Bildersammlung war auch ein Bild der Künstlerin Süßmilch zu sehen, das ein etwa 4-5 Jahre altes Kind auf einem Schaukelpferd zeigt, neben dem die vollständig entkleidete Künstlerin in einer aus der SM-Szene bekannten Stellung mit Pferdemaske hockt – rechts daneben halbnackt die schwangere Mutter des Kinds.
Dabei hatte die Kunsthalle in einem noch in der Nacht auf Sonntag veröffentlichten Statement gegen eine mögliche Fehlinterpretation des Bildes argumentiert und betont, dass das als Pressebild verwendete Foto nicht in der Osnabrücker Ausstellung zu sehen sein wird. Unsere Redaktion veröffentlichte das Statement im Wortlaut.
Das Statement zum Bild von Kind und nackter Künstlerin, oder auch ein Statement zu der von der CDU-Ratsfraktion geäußerten Kritik, sucht man bislang vergebens auf der Homepage der Kunsthalle Osnabrück (Stand 17.06.2024, 11:15 Uhr).