Rathaus Osnabrück / Foto: Pukhovich
Vor der Kommunalwahl, bei der am 12. September die neue Zusammensetzung des Osnabrücker Stadtrats entschieden worden ist, hat die HASEPOST einen Blick darauf geworfen, wer kandidiert und welche Besonderheiten es bei dieser Wahl in den Parteien gibt. Auf Grundlage der drei Kriterien Geschlechtsverteilung, Durchschnittsalter und Beruf ist eine kleine Artikelreihe zur diesjährigen Kommunalwahl entstanden. Jetzt steht fest, wer einen Platz im Stadtrat erhalten hat – es ist Zeit für eine finale Auswertung.
Durchschnittsalter im Stadtrat liegt bei 51,7
50 Plätze konnten im Stadtrat besetzt werden. Das Durchschnittsalter der Osnabrückerinnen und Osnabrücker, die diese nun belegt haben liegt bei 51,7 Jahren. Das jünste Mitglied ist mit 22 Jahren der Volt-Vertreter Christoph Kühn, dessen Partei zum ersten Mal im Stadtrat der Friedensstadt vertreten ist. Der Älteste im Stadtrat ist das CDU-Mitglied Dr. Fritz Brickwedde mit 73 Jahren.
CDU und SPD – Durchschnittsalter wieder gleichauf?
Mit einem Blick auf die Kandidatinnen und Kandidaten der zwei großen Parteien hat man erkennen können, dass das Durchschnittsalter fast identisch ist. Bei der Osnabrücker CDU lag es bei 47,2 – die SPD knapp dahinter mit 47,1 Jahren. Wenn man sich jetzt die letztendliche Verteilung im Stadtrat anschaut, erkennt man, dass die CDU und SPD nicht mehr von einer Nachkommastelle getrennt werden, sondern ihr Durchschnittsalter sich um einiges unterscheidet.
Von insgesamt 80 Bewerbenden der Osnabrücker CDU haben es 13 in den Stadtrat geschafft. Das jüngste Mitglied ist hier der Steuerberater Florian Schwab mit 27 Jahren. Er war im Wahlbereich 6 (Innenstadt, Westerberg, Weststadt) als Kandidat aufgestellt und kam durch den zweiten Listenplatz in den Stadtrat. Als ältester Vertreter im Stadtrat ist Dr. Fritz Brickwedde gleichzeitig auch das älteste Mitglied der CDU im Osnabrücker Rathaus. Er ist beruflich als Generalsekretär tätig. Brickwedde wurde direkt im Wahlbereich 6 gewählt. Das Durchschnittsalter der 13 Sitze der CDU liegt bei 54,5 Jahren. Von 13 Plätzen ist nur einer unter 35 Jahren. Die Wahlliste der CDU hatte nur wenige Studierende vorzuweisen, was auch nach Ende der Wahl bestätigt wird. Von den 13 Plätzen hat kein einziger einen direkten Bezug zum Osnabrücker Campus. Die gewählten Osnabrückerinnen und Osnabrücker sind zum größten Teil als Angestellte tätig.
Die Osnabrücker SPD hatte 78 Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl aufgestellt. Davon haben es zwölf in den Stadtrat geschafft. Das jüngste Mitglied ist der Student Timo Spreen mit 26 Jahren. Er wurde im Wahlbereich 4 (Innenstadt, Kalkhügel, Nahne, Sutthausen) direkt in den Stadtrat gewählt. Den Platz der beiden ältesten Mitglieder teilen sich der Dipl. Sozialwirt Heiko Schlatermund und der Rentner Uwe Görtemöller mit 69 Jahren. Schlatermund ist durch den 1. Listenplatz in Wahlbereich 6 in das Rathaus eingezogen, während Görtemöller in Wahlbereich 8 (Dodesheide, Haste, Pye, Sonnenhügel) direkt gewählt worden ist. Das Durchschnittsalter der zwölf Sitze der SPD liegt insgesamt bei 49 Jahren. Von den zwölf Plätzen sind drei unter 35 Jahren und nur einer ist Student, obwohl die SPD eigentlich viele Studierende aufgestellt hatte, 14 von insgesamt 78 Kandidierenden. Die SPDler im Stadtrat sind überwiegend im Finanzsektor oder in der Pflege tätig.
Grüne: Deutlich höheres Durchschnittsalter als gedacht
In der Bewerberriege der Osnabrücker Grünen lag das Durchschnittsalter mit insgesamt 80 Kandidatinnen und Kandidaten bei 45,2. Wenn man sich jetzt vergleichsweise den Durchschnittswert der tatsächlichen Mitglieder im Stadtrat anschaut, erkennt man einen deutlich höheren Wert, nämlich 51,5. Von 14 Plätzen ist nur einer unter 35 Jahren, was erstaunlich ist, weil die Grünen viele junge Bewerberinnen und Bewerber aufgestellt hatten, darunter 18 Studierende. Das jüngste Mitglied ist die Doktorandin Kristina Pfaff mit 33 Jahren. Sie ist durch den 2. Listenplatz in Wahlbereich 4 in den Stadtrat gekommen. Die Älteste der Grünen ist die Rentnerin Birgit Strangmann (68 Jahre), die direkt in Wahlbereich 8 gewählt worden ist. Von 80 Anwärterinnen und Anwärtern auf einen Platz im Stadtrat sind 18 Studierende, aber von den 14, die es tatsächlich geschafft haben, gibt es nur einen. Auf der Wahlliste waren zudem viele, die einen sozialen Beruf ausgeübt haben, im Stadtrat betrifft das jetzt aber nur vier Personen.
FDP – Durchschnitt liegt bei 60
Von insgesamt 60 Kandidierenden sind nur drei Bewerber der FDP in den Osnabrücker Stadtrat gewählt worden. Das Durchschnittsalter liegt bei 60 Jahren. Vergleichsweise lag das Durchschnittsalter in der Bewerberriege bei 44,9, vor allem da die Osnabrücker FDP viele Studierende aufgestellte hatte. Das jüngste Mitglied ist Oliver Hasskamp (49 Jahre), Fachangestellter in der Sozialversicherungsbranche. Er ist durch den ersten Listenplatz in Wahlbereich 4 ins Rathaus eingezogen. Der Älteste ist hier der Rechtsanwalt Robert Seidler (67 Jahre), der durch den ersten Listenplatz in Wahlbereich 8 einen Platz im Stadtrat erhalten hat.
Je 2 Sitze – Die Linke und BOB
Die Osnabrücker Linke ist in diesem Jahr mit zwei Plätzen von insgesamt 16 Bewerbenden in den Stadtrat eingezogen. Chris Determann (29 Jahre), der als Softwareentwickler tätig ist, wurde durch den ersten Listenplatz in Wahlbereich 4 in den Stadtrat gewählt. Das zweite Mitglied ist der Bauingenieur Dr. Henry Gehrs (60 Jahre), der über den ersten Listenplatz in Wahlbereich 6 in den Rat gekommen ist. Das Durchschnittsalter der Linken lag in der Bewerberriege bei 38,8.
Auch der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) zieht in diesem Jahr mit zwei Plätzen in den Osnabrücker Stadtrat ein. Für die Kommunalwahl waren elf Kandidatinnen und Kandidaten aufgestellt mit einem Durchschnittsalter von 52,6. Über den ersten Listenplatz in Wahlbereich 5 (Hellern, Wüste) ist der Student Levin Bosche (30 Jahre) in den Stadtrat gekommen. Die Unternehmensberaterin Kerstin Meyer-Leive (57 Jahre) wurde über den ersten Listenplatz in Wahlbereich 8 in den Stadtrat gewählt.
Mit einem Sitz im Stadtrat: UWG, AfD, Die PARTEI und Volt
Von insgesamt 27 Kandidatinnen und Kandidaten der UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft Osnabrück) ist Wulf-Siegmar Mierke (67 Jahre) als Vertreter in den Osnabrücker Rat eingezogen. Der Rentner wurde in Wahlbereich 3 (Fledder, Schölerberg, Voxtrup) direkt gewählt.
Zum ersten Mal ist die AfD im Rathaus der Hasestadt vertreten. Sieben Kandidaten waren für die Wahl aufgestellt, der Kaufmann Viktor Jersch (53 Jahre) kommt als erster Listenplatz in Wahlbereich 7 (Atter, Eversburg, Hafen) in den Stadtrat.
Der Autor Kalla Wefel ist als Kandidat für „Die Partei“ angetreten. Als Spitze der Wahlliste in Wahlbereich 6 ist der 69-Jährige in den Osnabrücker Rat gewählt worden. Insgesamt sind 13 Kandidatinnen und Kandidaten für „Die Partei“ im Wahlkampf angetreten.
Als jüngstes Mitglied im Osnabrücker Rathaus vertritt der Bankkaufmann Christoph Kühn die Newcomer-Partei „Volt“. Er ist über den ersten Listenplatz in Wahlbereich 6 an einen Sitz im Stadtrat gekommen.
Im Stadtrat überwiegt der Männeranteil
Nach einem Blick auf die Wahllisten für die Kommunalwahl 2021 ist aufgefallen, dass viele Parteien einen deutlich höheren Männeranteil hatten. Dazu zählten die Parteien und Gruppierungen AfD, SPD, Bund der Osnabrücker Bürger, UWG, FDP und Volt. Das Gesamtbild nach der Wahl zeigt, dass es eine 40-zu-60 Verteilung im Stadtrat gibt. 20 Frauen (40 Prozent) und 30 Männer (60 Prozent) werden in Zukunft die Interessen der Bürgerinnen und Bürger der Friedensstadt repräsentieren.
Von den 13 Plätzen der CDU sind sieben weiblichen Geschlechts und sechs männlichen Geschlechts. Damit hat diese Partei eine relativ ausgewogene Verteilung in Bezug auf das Geschlecht. Die SPD besetzt die zwölf Plätze mit fünf Frauen und sieben Männern.
Die Grünen arbeiten mit einer Frauenquote, was nicht nur an der Aufstellung der Wahllisten, sondern auch an dem finalen Ergebnis der Kommunalwahl deutlich wird. In den Stadtrat sind jetzt sieben Frauen und sieben Männer eingezogen, eine faire Verteilung von 50-zu-50.
Die FDP war auch schon bei den Wahllisten auffällig bezogen auf die Männerdominanz – jetzt ziehen drei Männer in den Stadtrat ein. Auch die Parteien und Gruppierungen UWG, AfD, „Die Partei“ und Volt, die zuvor mehr Männer aufgestellt hatten, ziehen jetzt mit männlichen Kandidaten ins Osnabrücker Rathaus ein. Obwohl der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) bei den Wahllisten deutlich mehr Männer aufgestellt hatte, zieht ein Duo auf Mann und Frau in den Stadtrat ein.
Wahllisten und gewählte Mitglieder stimmen nicht überein
Wenn man sich die Vergleichskriterien nach dem Ende der Wahl noch einmal in Bezug auf die gewählten Mitglieder anschaut, fällt auf, dass diese nicht wirklich mit den Ergebnissen der Wahllisten übereinstimmen. Insbesondere was das Alter der Osnabrückerinnen und Osnabrücker im Stadtrat angeht, wird deutlich, dass diese um einiges älter sind, als vorher gedacht.