Theater Osnabrück
Die kommunalgetragenen Theater in Niedersachsen bangen um ihre Existenz und fordern vom Land dringend Unterstützung. Osnabrück hofft auf Sanierungshilfen für das mittlerweile dreistellige Millionenprojekt.
Vertreterinnen und Vertreter aus Göttingen, Osnabrück, Celle, Lüneburg und Wilhelmshaven trafen sich am Dienstag (28. September) zu einem digitalen Protest. Anlass dafür waren die steigenden Kosten, welche zunehmend das Weiterbestehen der kommunalgetragenen Theater bedrohen. Im Gegensatz zu Staatstheatern, die vom Staat unterstützt werden, sind die Träger von kommunalen Theatern der zugehörige Landkreis oder die Stadt – oder auch beide zusammen. Nun reiche die Finanzierung nicht mehr, das Land Niedersachsen müsse einspringen. Deshalb fordern die Vertreterinnen und Vertreter, dass die Corona-Sondermittel zur Verfügung gestellt und die Tarifsteigerung der Personalkosten übernommen werden sowie ein Förderprogramm erstellt wird.
90 Prozent weniger Besucher wegen Corona
“Das sind existenzbedrohenden Herausforderung, vor denen wir stehen”, stellt Landrat Jens Böther aus Lüneburg klar. Nur mit der Hilfe des Landes könnten diese bewältigt werden. Daher fordern Theater und Kommunen, dass die im März versprochenen Corona-Sondermittel unverzüglich zur Verfügung gestellt werden. Denn zwischen 2020 und 2022 haben besonders kleinere Einrichtungen wie in Lüneburg und Wilhelmshaven große Probleme gehabt. Sie sind nämlich von den Ticketeinnahmen abhängig und haben während der Pandemie einen Besucherrückgang von 90 Prozent erfahren. Hätten laut Claudia Kalisch, Oberbürgermeisterin Lüneburg, vor Corona noch 130.000 Menschen das Theater Lüneburg besucht, seien es heute nur noch 11.000. Gerade ihnen würden die Corona-Sondermittel sofort helfen.
Diese einmalige Zahlung würde die kulturellen Einrichtungen aber nicht langfristig entlasten. Deshalb soll das Land sofort die anfallenden Tarifsteigerung der Personalkosten übernehmen und ab 2024 die zukünftigen Anpassungen der Gehälter tragen. Laut Matthias Köhn, Kaufmännischer Direktor des Osnabrücker Theaters, hätte das Theater in der Friedensstadt die Mindestgagen der Berufseinsteiger ab dem 1. September von 2.000 auf 2.500 Euro erhöht. Daher habe auch das Gehalt der länger beschäftigten Schauspieler angepasst werden müssen. Gerade diese Tarifpreissteigerung würden die Spielstätten am stärksten belasten, besonders da die Personalkosten 75 bis 80 Prozent der Kosten eines Theaters ausmachen würden. Eine Beteiligung des Landes bei den Tarifsteigerungen würde die schauspielerischen Einrichtungen enorm unterstützen.
Geplante Sanierungsarbeiten werden noch teuerer
Aber die bereits aufgeführten Forderungen seien nicht genug. Das Land stehe nach Jens Böther in der Verantwortung und müsse im Sinne des neuen Kulturfördergesetzes auch ein Förderprogramm einrichten. Mit diesem sollen Theater etwaige Sanierungsarbeiten an den Gebäuden vornehmen können. Dabei handele es sich häufig um notwendige Maßnahmen, die den Brandschutz oder die Digitalisierung betreffen. Ohne die Instandsetzung der Häuser seien die kulturellen Einrichtungen nicht mehr konkurrenzfähig.
Aber auch große Projekte erhoffen sich die Beteiligten damit zu ermöglichen – so auch in Osnabrück. Sanierungsarbeiten des Theaters in Höhe von 80 Millionen Euro seien für 2024 geplant. Heute seien es laut Stadtrat Wolfgang Beckermann wegen der erhöhten Preise über 100 Millionen Euro. Dies könne die Kommune nicht alleine tragen.