Nun also auch die Eurobahn. Nachdem sich bereits die Osnabrücker Stadtwerke aus der Fläche und von einem bedarfsorientierten Fahrplan verabschiedet haben, kündigt jetzt die Eurobahn eine massive Kürzung ihre Fahrplans an.
Hier wie dort wird immer wieder der Fachkräftemangel als Begründung herangezogen. Tatsächlich aber sind es wohl falsche und fehlgeleitete Prioritäten der Politik, die dafür sorgen, dass wer clever ist und es sich leisten kann, weiterhin auf das eigene Auto als zuverlässiges Verkehrsmittel setzt.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
Die Eurobahn, die zukünftig auf ihrer Stammstrecke von Osnabrück nach Münster nur noch im Zweistundentakt fahren wird, stellt einige Strecken vorerst sogar komplett ein. Städte wie Nienburg und Altenbeken sind demnächst vom Schienenverkehr abgehängt. Beauftragt wird die private Eisenbahngesellschaft direkt von den Ländern Niedersachsen und NRW, die auch der teilweisen Betriebseinstellung zugestimmt haben. Ganz ähnlich auch in Osnabrück: Die Stadtwerke organisieren den Busverkehr, der inzwischen ganze Stadtteile wie Hörne, Atterfeld oder Gretesch ganz oder zumindest teilweise nicht mehr bedient, im Auftrag und unter Aufsicht der Stadt.
Und sowohl die jeweiligen Landesregierungen, wie auch der Rat der Stadt Osnabrück, stehen unter Führung bzw. Beteiligung der Grünen. Ja, genau die Partei, deren Vertreter – hier schreibe ich gerne mal Vertreter:innen (m, w, d, etc.) – uns Bürgern mit Visionen einer Verkehrswende auf den Senkel gehen, meist gepaart mit allerlei Verboten, wie einer inzwischen völlig unsinnigen Umweltzone in Osnabrück oder der Blockade von Parkflächen mit Betonblöcken und seltsamen Sitzgelegenheiten.
„Die funktioniert ja toll, Eure Verkehrswende!“ Das rufe ich gerne den ökobeseelten und zumeist mit eher überschaubaren Lebensläufen versehenen Vertretern der Grünen in den Parlamenten und auch im Osnabrücker Stadtrat entgegen.
Statt sich erst einmal darum zu kümmern, eine Sache – hier „die Verkehrswende“ – fertig zu bekommen, werden zahlreiche andere halbgare Projekte neu in Angriff genommen. Man überbietet sich darin, wann denn nun Osnabrück, Niedersachsen oder gleich ganz Deutschland klimaneutral sein soll. Es werden Pläne geschmiedet, wie man moderne und erst kürzlich noch staatlich geförderte Gasheizungsanlagen abschaffen kann.
Hauptsache Cannabis wird legalisiert – aber selbst dieses große Ampelprojekt steht keine 14 Tage vor der Einführung zum 1. April immer noch auf wackeligen Füßen und wird selbst aus den eigenen Reihen inzwischen scharf kritisiert.
Schöne neue Welt! Mich alten Boomer erinnert das – wie viele meiner Generation, die noch die muffige DDR miterlebt haben – an dunkle und sozialistische deutsche Zeiten.
Auch im damals real existierenden Sozialismus waren die Ziele immer hoch gesteckt, meist ideologisch unterfüttert und wurden feierlich alle fünf Jahre auf den Parteitagen der sozialistischen Einheitspartei verkündet. Wirklich geschafft wurde davon allerdings nie etwas – so wie bislang in jedem Staat, der sich den Sozialismus auf die Fahnen geschrieben hat. Die Verfechter dieser menschenverachtenden Ideologie, die in der Theorie ja so schön scheint, aber selbst an Bodenschätzen unfassbar reiche Länder wie Venezuela in tiefste Armut abstürzen lässt, argumentieren dann immer: „das war aber nicht der ‚richtige‘ Sozialismus“.
Dieser ‚richtige‘ Sozialismus ist aber wohl ein Phantom, wenn er in Dutzenden Versuchen niemals gefunden werden konnte und geradezu gesetzmäßig in Bürgerkriegen, Unfreiheit, Diktatur und Massenarmut endet.
Ein prägendes Element jeder sozialistischen Utopie ist, dass nichts so funktioniert, wie es sich die Machthaber vorstellen – oder zumindest versprechen. So wie im grünsten Deutschland aller Zeiten bislang nichts so gelingt, wie es geplant ist. Es sei denn, die Verschwörungstheoretiker haben recht und das eigentliche Ziel unserer derzeitigen Ampelregierung und auch des grün dominierten Osnabrücker Stadtrats ist es die Wirtschaft und die Gesellschaft mit Vollgas und durch Deindustrialisierung und Zerstörung das mühsam geschaffenen Wohlstands vor die Wand zu fahren.
Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, eher ein Praktiker und Unternehmer. Daher gibt es für die derzeitige Situation im Osnabrücker Busverkehr aber auch bei der von der Landesregierung beauftragten Eurobahn für mich nur eine Lösung: Personal rekrutieren und ausbilden!
Andere Projekte, die sicher auch ganz toll und vor allem grün sind, müssen dann erstmal warten. Statt Raketen-Bedienpersonal für einen Krieg irgendwo im Osten, Genderbeauftragte oder Energieberater für die unsinnige Abschaffung moderner Gasheizungen, brauchen wir erstmal Busfahrer für die Stadtwerke und Schaffner für die Eurobahn. Dann klappt´s auch mit der Verkehrswende!
Es ist ja keineswegs so, dass es besonders erstrebenswert ist mehrere Zehntausend Euro in ein Auto zu investieren, das tatsächlich die meiste Zeit herumsteht. Gäbe es verlässliche Alternativen und der Staat als Auftraggeber des ÖPNV könnte sicherstellen, dass die nicht bei jeder Grippewelle den Betrieb einstellen, würde ich gerne öfter das Auto stehen lassen. Versprochen!
Aber im Augenblick lernen wir ja alle: Auf Busse und Bahnen ist kein Verlass! Und die Politik verzettelt sich lieber in anderen Projekten, als hierfür ein verlässliches Angebot zu schaffen.
Und nein, die unbesetzten Stellen bei den Stadtwerken oder der Eurobahn kann man nicht mit dem Erlass eines Fünfjahresplans besetzen – das hat schon im Sozialismus nicht geklappt. Es müssen ordentliche Löhne gezahlt und gute Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Mit dieser Forderung bin ich ja fast schon auf Linie der Lokführergewerkschaft und von ver.di … wer hätte das über mich gedacht?
Ich wundere mich fast selbst. Aber ein Prinzip des Kapitalismus ist es, dass eine nachgefragte Leistung ihren Preis hat! Allein wegen der ach so wichtigen Verkehrswende und des Klimawandels tut sich keiner den Job als Busfahrer oder Triebwagenfahrer an. Dafür müssen diese Leute auch bezahlt werden. Dann klappt es vielleicht auch irgendwann wieder mit dem Busverkehr in Osnabrück!
Übrigens: Jeder Betonpoller an der Pagenstecherstraße hätte auch eine Bonuszahlung für einen Busfahrer oder eine Busfahrerin sein können.
[Gruß vom Herausgeber] Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Sie es bis hier ganz unten geschafft haben. Ein paar Zeilen weiter finden Sie noch den obligatorischen Hinweis, dass gekennzeichnete Meinungsbeiträge stets ausschließlich die Meinung des Autors wiedergeben. Aber ich möchte diesem förmlichen Disclaimer noch etwas hinzufügen. Natürlich haben Sie, wie auch ich und jeder andere Leser, eine eigene Meinung. Vielleicht weicht Ihre Meinung fundamental von diesem oder einem anderen bei uns veröffentlichten Kommentar ab, vielleicht stimmen Sie aber auch vollkommen zu oder aber Ihre Meinung ist „irgendwo dazwischen“. Vielleicht kann ein Kommentar in der Hasepost dabei helfen, neue Gedanken zu denken oder bestehende An- und Einsichten nochmals zu überdenken, dann haben wir und unsere Autoren etwas richtig gemacht und ganz generell zum Denken angeregt.
„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann
Als Kommentar, Kolumne, Meinungsbeitrag oder Satire gekennzeichnete Beiträge geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht die der gesamten Redaktion.