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Kommentar: Osnabrücker Grüne haben von Ökonomie keinen blassen Schimmer

Die Wohnungsbaugesellschaft kommt, das mag man gut finden oder nicht, eine Mehrheit der Osnabrücker hat sich dafür entschieden.
Und wie es aussieht, sollen die Stadtwerke, die schon Erfahrung mit dem Bau von Wohnraum haben, die Verwaltung übernehmen – unsere Redaktion berichtete exklusiv bereits vor ein paar Wochen von diesen Plänen.

Die Angelegenheit ist also auf einem guten Weg, wenn da nicht die Grünen wären, die im Sommerloch 2019 eine Forderung aufstellen, die man nur als gefährlichen Unsinn abqualifizieren kann. Aber vermutlich meinen sie es sogar ernst – schlimmer noch: Sie meinen es vermutlich sogar gut und merken gar nicht, was für einen Wahnsinn sie da fordern.

Ein Kommentar von HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann

Grüne wollen nicht nur bauen, sondern aufkaufen

Neben allerlei Geschwurbel rund um klimagerechtem Bauen, und dass man neue Sozialwohnungen keinesfalls nur im Rahmen von Klima-Minimalstandards bauen soll, also richtig teuer statt billig, was angesichts inzwischen ohnehin schon geltender Maximalstandards sowieso kaum noch möglich ist, fordern die Grünen in einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung, dass die neue Gesellschaft auch Bestandswohnungen kaufen und zu bezahlbarem Wohnraum machen soll.

„Es gibt immer mal Immobilienbesitzer, die gerne an die Stadt verkaufen würden“, so der grüne Fraktionschef Volker Bajus, der sich als Spendensammler bei Terre des Hommes gut mit dem Geld anderer Leute auskennt und als studierter Soziologe offensichtlich keine Ahnung hat, wie die Wirtschaft funktioniert. Bajus muss ja auch nicht alles wissen. Für das Begreifen wirtschaftlicher Zusammenhänge befähigen andere Studiengänge – manchmal hilft auch eine kaufmännische Ausbildung oder schlicht der gesunde Menschenverstand, um wenigstens die grundsätzlichen Abhängigkeiten von Angebot und Nachfrage zu verstehen. Wenn man aber keine Ahnung hat, dann sollte man einfach besser Dieter Nuhr folgen!

Die grüne Aufkäufer-Idee ein wenig weitergedacht…

Ich denke hier einfach mal den schlichten Gedanken des früher auch als „Planer und Gutachter im Freizeit-, Tourismus- und Umweltbereich“ (Quelle Wikipedia) tätigen Kommunalpolitikers weiter: Wann immer in Zukunft eine Eigentumswohnung auf den Markt kommt, dann wird also ein städtischer Immobilienaufkäufer ein Angebot machen, dass der Verkäufer nicht ablehnen kann… heißt also im Klartext „ein Angebot oberhalb dessen, was der Markt bereit ist zu zahlen“; das aber bedeutet:

1. Die Preise für Eigentumswohnungen werden in Osnabrück massiv anziehen

Mit entsprechend gut gefülltem Portemonnaie („das Geld anderer Leute“ aka Steuerzahler) und dem entsprechenden Erfolgsdruck gegenüber der Politik, wird dieser städtische Einkäufer also immer noch ordentlich auf den ohne sein Auftreten am Markt zu erzielenden Preis draufzahlen; die Folge:

2. Es wird weniger zusätzlicher Wohnraum entstehen als möglich

Die große Chance, die eine Wohnungsbaugesellschaft der Stadt bieten würde, wären zusätzliche Neubauten. Neue Wohnungen da, wo private Bauherren nicht bauen können oder wollen. Mit der Politik im Rücken kann eine Wohnungsbaugesellschaft viel direkter von dem profitieren, was Politik und Verwaltung ihr maßgeschneidert und zumeist auf bestehenden städtischen Flächen ermöglichen – vom Grundstückserwerb bis zum exakt passenden Bebauungsplan.
Selbst wenn die städtischen Reserven (auch hier wieder „das Geld anderer Leute“ aka Steuerzahler) Lokalpolitikern unbegrenzt erscheinen, ist irgendwann Schluss mit ’selber Bauen‘ durch die neue Gesellschaft, wenn ein großer Teil des Budgets bereits in den Aufkauf von bestehenden Wohnungen geht.
Es ist für alle Beteiligten ja dann auch viel einfacher bestehende Wohnungen aufzukaufen, der Anreiz selbst zu Bauen würde bereits mit der Gründung der Wohnungsbaugesellschaft erstickt.
Der Homo Oeconomicus wird also – auch wenn er im Quasi-Beamtenstatus bei den Stadtwerken tätig ist – lieber den einfachen Weg des Aufkaufens gehen, als selbst zu bauen – wenn die Politik ihm diesen Weg eröffnet.

Während die Grünen sich inzwischen der alles andere als klimaneutral agierenden Altbau-WG entrückt und dem soliden Mittelstand zugehörig fühlen, sägen sie aber vor allem an der besten Altersvorsorge, die es für einen Normalverdiener gibt:

3. Die eigene Eigentumswohnung als Altersvorsorge wird unattraktiver

Wenn (siehe 1.) die neue Osnabrücker Wohnungsbaugesellschaft beginnt am Markt einzelne Wohnungen aufzukaufen und so die Preise nach oben zu treiben, wird es vor allem die Normal- bis Gutverdiener treffen.

Gerade diese Zielgruppe (früher „die Stütze der Gesellschaft“) ist es, die sich irgendwann in ihrem Leben den Sprung raus aus der Mietwohnung in die Eigentumswohnung leisten kann und das nach Ansicht aller Ökonomen auch dringend tun sollte.
Nichts puffert den Kaufkraftverlust und stagnierende Einkommen besser ab als eine langfristig finanzierte Eigentumswohnung. Und sind die Kinder aus dem Haus, kann sie durch Verkauf oder besser noch Vermietung (schließlich sollen die Kinder die dann hoffentlich schuldenfreie Wohnung irgendwann erben) helfen den Ruhestand zu finanzieren – auch und vor allem weil die staatliche Rente doch nicht so sicher ist.

Immobilienkonzerne kaufen keine einzelnen Wohnungen

Einer Vonovia, dem aktuellen Feindbild vieler Linker, die man am besten und grundgesetzwidrig enteignen sollte, sind hingegen einzelne Eigentumswohnungen zumeist völlig egal.
Derartige Unternehmen kaufen ganze Wohnblocks und Straßenzüge und konkurrieren nicht mit dem Facharbeiter oder der kaufmännischen Angestellten beim Kauf einer einzelnen Eigentumswohnung. In Berlin soll es inzwischen auch internationale Wohnungsaufkäufer geben, die einzelne Schmuckstücke ins Portfolio nehmen, aber die haben Osnabrück bislang noch nicht auf der Landkarte.

Volker Bajus, der Grüne Fraktionsvorsitzende, will aber genau diese einzelnen Wohnungen aufkaufen, die sonst zur Bildung von Altersvermögen des Mittelstands beitragen. Zitat: „Wir sollten […] auch denen ein Angebot machen, die vielleicht am Standort Osnabrück nicht mehr so viel Freude haben“.
Klar, die verkaufen gerne, wenn Ihr nur ein paar Scheine drauflegt! Ein „mehr“ an Wohnungen entsteht so aber nicht! Dass es aber Menschen gibt, die „die vielleicht am Standort Osnabrück nicht mehr so viel Freude haben“, mag tatsächlich sein. Vielleicht sind es auch solche Blitzbirnen in der Kommunalpolitik, die dazu führen, dass immer mehr Menschen diesem Land den Rücken kehren?

Rund 3,4 Millionen Deutsche haben als Auswanderer bereits „mehr Freude“ anderswo in der Welt gefunden. Es wäre vielleicht mal Zeit zu fragen, wie viele davon aus Osnabrück fortgezogen sind und warum das so ist?
Vielleicht auch deswegen, weil man hier auch für gutes Geld und trotz niedriger Zinsen einfach keine Eigentumswohnung mehr bekommt und es auf lokaler Ebene Politiker gibt, die diesen Trend noch beschleunigen wollen?

Titelfoto: Grüne NRW via Flickr CC BY SA 2.0

 


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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