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Kommentar: Neue Mülleimer werden die Johannisstraße auch nicht retten

Die Johannisstraße soll schöner werden! Dafür fährt das Quartiersmanagement jetzt die harten Geschütze auf: Sitzbänke, Blumenbeete und schicke neue Mülleimer verbessern seit kurzem das Straßenbild. Leider nichts anderes als ein Tropfen Wasser auf heißem Stein.

Ein Kommentar von Tatjana Rykov

Seit Jahren ist die Johannisstraße Osnabrücks Brennpunkt. Massenschlägereien und  Drogenhandel sorgen ständig für neue Schlagzeilen. Immer wieder führt die Polizei Osnabrück Schwerpunktkontrollen durch, die offensichtlich keine Besserungen bringen. Geschäfte, die ihren Sitz seit über 40 Jahren in der Straße hatten, sehen keine andere Möglichkeit mehr, als umzuziehen. Die Stadt, die Marketing Osnabrück GmbH (mO.) sowie das Quartiersmanagement versuchen laufend, die Attraktivität der Straße zu steigern. Mehr Sitzgelegenheiten zu installieren und die Mülleimer mit dem Logo des „Johannis-Quartiers“ zu verzieren, wird die Straße allerdings auch nicht retten.

Seit kurzem also zieren die neuen Elemente das Erscheinungsbild der Johannisstraße, die in Wohnungannoncen auch gerne als „belebte Straße“ vermarktet wird. Quartiersmanagerin Marie Veltmaat kümmert sich seit gut einem Jahr um die Belange der Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch der Gewerbetreibenden – denn die Liste der Beschwerden und Probleme ist lang (hier ist schlicht auf die präferierte Internet-Suchmaschine zu verweisen). Um herauszufinden, an welchen Dreh- und Angelpunkten das Quartiersmanagement und das Stadtmarketing ansetzen können, wurde im Jahr 2022 eine Online-Befragung durchgeführt. Das Ergebnis: Die Straße sei nicht attraktiv, gemütlich oder gar gepflegt. Dazu wäre die Straße absolut nicht familienfreundlich und auch sonst falle sie nur negativ auf.

Klar, irgendwo muss die Stadt anfangen. Und natürlich, nicht alle Probleme in der Johannisstraße können von einen auf den anderen Tag gelöst werden. Aber drei neue Sitzbänke zu installieren (auf Betonerhöhungen, die zuvor ohnehin schon als Sitzgelegenheiten genutzt wurden), Blumenbeete anzulegen (die in einer Woche voller Kippenstummel sein werden) und Mülleimer mit dem Logo der Johannisstraße zu verzieren, empfinde ich als Hohn gegenüber den Anwohnerinnen und Anwohnern. Die heute (31. März) veröffentlichte Pressemitteilung der Marketing Osnabrück konnte ich deswegen nur lachend lesen. „Die Bankauflagen bieten eine bequeme Möglichkeit, sich auszuruhen oder die Umgebung zu genießen“, meint Marie Veltmaat. Bei allem Respekt: Welche Umgebung soll hier bitte genossen werden? Die schöne Aussicht auf die Sinn-Leffers-Baustelle? Ich kann vielleicht live dabei zugucken, wie ein weiteres Fahrrad geklaut oder einer der frisch verzierten Mülleimer demoliert wird. Aber eine entspannte Auszeit kann ich mir im „Johannis-Quartier“ nicht gönnen. „Farbenfrohe Blumenbeete“ helfen dabei leider ebenfalls nicht.

Die Stadt Osnabrück behandelt die tiefgreifenden Probleme in der Johannisstraße mit den neuen „Maßnahmen“ nur oberflächlich. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, direkt bei den Straßenanwohnerinnen und -anwohnern nach Verbesserungsvorschlägen zu fragen, als bei der ganzen Stadtbewohnerschaft? Laut der Online-Umfrage, die vom 15. Juli bis 9. September 2022 lief, lebten von 465 Teilnehmenden nur 25 selbst in der Johannisstraße. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nur die wenigsten Befragten tatsächlich von allen Facetten und auch Problemen des Lebens in der Johannisstraße wissen. Mit einer Befragung der Straßenanwohnerinnen und -anwohner könnten möglicherweise konkretere Handlungsoptionen erarbeitet werden. Ich weiß alle Bemühungen der Stadt, des Stadtmarketings und auch der Quartiermanagements zu schätzen – schließlich haben sie die Herausforderung erkannt und versuchen, die Lage zu verbessern. Doch für die Johannisstraße braucht es mittlerweile mehr, als „nur“ eine Attraktivitätssteigerung.


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Tatjana Rykov
Tatjana Rykov
Tatjana Rykov startete im Sommer 2019 mit einem Praktikum bei der HASEPOST. Seitdem arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für unsere Redaktion. Nach ihrem Bachelor in Geschichte und Soziologie an der Universität Osnabrück ist sie seit 2023 wieder fest im Redaktionsteam. Derzeit schließt sie ihren Fachmaster in Neuste Geschichte an der Uni Osnabrück ab. Privat trifft man sie oft joggend im Park oder an ihrer Staffelei.

  

   

 

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