Wenige Tage nach Manuel Gavas Rücktritt von einer erneuten Bundestagskandidatur platzte die vermeintliche “Bombe”: Der junge Sympathieträger der Osnabrücker SPD gibt öffentlich zu, Kokain konsumiert zu haben und es wird bereits angezweifelt, ob es tatsächlich gesundheitliche Gründe waren, die ihn zum Rücktritt bewegten.
“Na und”, denke ich mir und wundere mich über einige Ungereimtheiten, wie ‘orchestriert’ alles abgelaufen ist und wie naiv Manuel Gava ‘in die Falle’ ging.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
Zunächst wurde Manuel Gava schlechte Kommunikation vorgeworfen – er reagiere nicht schnell genug auf Anfragen und sei zu wenig präsent in seinem Wahlkreis. So in etwa lauteten die Vorwürfe, vor allem initiiert von Gavas Co-Vorsitzender Melora Felsch, die dem Vernehmen nach den Sommer über nach einem alternativen Kandidaten für die Bundestagswahl suchte.
Als all das nicht fruchtete und Gava erfolgreich seine Kandidatur im Wahlkreis 39 gegen den “nur noch ein bisschen Osnabrücker” Thomas Vaupel (44) aus Berlin erfolgreich verteidigen konnte, wurde es unangenehm. Gerüchte kursierten, Gava sei auf einem Video zu sehen, wie er ‘kokse’. Auch unsere Redaktion erreichten diese Gerüchte – doch egal, wen wir fragten: Niemand hatte das Video je selbst gesehen. Es war immer nur jemand, der jemanden kennt, der es angeblich gesehen habe.
Natürlich könnte so ein Video dennoch existieren, vor allem nachdem Manuel Gava inzwischen gegenüber Kolleginnen von NOZ und dem Berliner Tagesspiegel zugegeben hat, bis vor einem Jahr „mit einer gewissen Regelmäßigkeit“ Kokain konsumiert zu haben.
Und sonst?
Und selbstverständlich ist es nicht akzeptabel, wenn Bundestagsabgeordnete illegale Drogen konsumieren. Das macht sie erpressbar, es geht mit illegalen Handlungen einher, und als Wähler dürfen wir erwarten, dass unsere Vertreter in den Parlamenten einen klaren Kopf haben. Aber Drogenkonsum an sich ist keine Straftat – der Besitz und die Beschaffung natürlich schon. Vor allem aber ist Sucht eine Krankheit!
Haben die Moralapostel in der Osnabrücker SPD das nicht bedacht, als sie hinter vorgehaltener Hand von den Verfehlungen des Kandidaten erzählten?
Hat niemand von seinen Partei’freunden’ Manuel Gava den guten Rat gegeben, sich für ein paar Wochen zurückzuziehen und einfach „lass sie reden“ (frei nach den Ärzten) zu praktizieren?
Und warum macht ausgerechnet eine überregionale Zeitung wie der Tagesspiegel aus Berlin eine Exklusiv-Story aus so einer Provinzgeschichte? Gut, die Kollegin der überregionalen Zeitung hat Wurzeln in Osnabrück, weswegen Gava gemeinsam mit ehemaligen Kollegen der NOZ bereits am Donnerstag ins Kreuzverhör genommen wurde. Aber irgendwie kann ich den Skandal nicht entdecken, vor allem nach dem bereits erklärten Rückzug von der Kandidatur.
Was bleibt?
Die Gewissheit, dass Manuel Gava Kokain konsumiert hat – nach eigenen Angaben zuletzt vor einem Jahr. Alles andere, vor allem die Mutmaßungen, die Lupus-Erkrankung (eine schubweise auftretende Autoimmunerkrankung) sei nur erfunden, ist bloße Verdachtsberichterstattung.
Gava ist zurückgetreten, und es ist gut, dass die Hintergründe jetzt bekannt sind, aber ein Nachtreten muss es nun nicht mehr geben!
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Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann
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