Eine überwältigende Zahl von Leserinnen und Lesern der HASEPOST hat sich in einer Onlineumfrage für offene Grenzen für die Staatsbürger der Ukraine und damit auch für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet ausgesprochen.
Die Flüchtlingswelle von 2015 war nur ein Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden Wochen bevorsteht, meint HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann.
Ein Kommentar.
Das Titelbild (Archiv Hasepost) zeigt ein im Herbst 2015 eingerichtetes Flüchtlingshaus in Hellern.
Allein die Frage danach, ob die Grenzen zur EU und nach Deutschland für die Menschen geöffnet werden sollen, die derzeit tausendfach auf der Flucht vor einem völkerrechtswidrigen Krieg in Europa sind, war für einige Leser schon zu viel. „Unmoralisch“ oder „einfach nur Pfui“ lauteten einige Kommentare bei Facebook, nachdem wir unser schon dutzendfach zu aktuellen Themen der Zeit verwendetes Umfrageformat zu diesem aktuellen Thema gepostet hatten.
Die Antwortoption „nein, das Boot ist voll“ zitierte bei unserer Facebook-Umfrage den Titel eines Ende der 60er Jahre erschienen Sachbuchs des Journalisten Alfred A. Häsler, in dem er sich kritisch mit der Flüchtlingspolitik der Schweiz zwischen 1933 und 1945 auseinandersetzte. Kann man wissen, muss man natürlich nicht. Allerdings stimmt es auch, wie ein Leser bei Facebook anmerkte, dass diese Formulierung auch bei Rechtsradikalen verwendet wird, die es ja allgemein auch nicht so mit Allgemeinbildung haben.
Mehr als 90% unserer Leser für offene Grenzen für Ukraine-Flüchtlinge
Die Frage war heute Nachmittag auf unserer Facebook-Seite erschienen und innerhalb von nur vier Stunden haben mehr mehr als 250 Leserinnen und Leser der Hasepost mit Ihrem Like abgestimmt. Stand 19:15 Uhr stimmten 230 für „ja wir müssen helfen“ und lediglich 23 für ein „nein, das Boot ist voll“.
Ob diese 23, also weniger als 10%, die mit Nein abgestimmt haben, nun Xenophobe, kaltherzige Menschen oder Putinversteher sind, wir wissen es nicht und es steht uns als Redaktion auch nicht zu, hier nach einer vermeintlichen Gesinnung zu schnüffeln.
Vielleicht machen sich auch einige Mitmenschen einfach nur Sorgen, was da auf uns zukommt? Schaffen wir das (frei nach Angela Merkel)?
Es werden in den kommenden Tagen überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen aus einem Land kommen, dessen Hauptstadt Kiew rein geografisch nicht weiter entfernt von Berlin liegt als zum Beispiel Rom. Es werden nicht die überwiegend jungen Männer aus einer uns vollkommen fremden Kultur kommen, die vor allem in der Flüchtlingswelle 2015 zahlreiche Diskussionen und in Folge das Entstehen der AfD begünstigten.
2022 ist nicht 2015. Ob sich unter den tatsächlich Asylberechtigten auch Islamisten, Glücksritter oder Wirtschaftsflüchtlinge verstecken, diese Frage stellt sich nicht, wenn derzeit jemand mit einem ukrainischen Pass um unsere Hilfe bittet.
Es werden zutiefst traumatisierte Menschen kommen
Ich persönlich gehe davon aus, dass 2015 nur ein Vorgeschmack dessen war, was wir bereits in wenigen Tagen erwarten dürfen. Turnhallen und leerstehenden Lagerhallen, die über Nacht hergerichtet werden müssen, um zutiefst traumatisierten Menschen, die in Sorge um ihre Angehörigen sind, zumindest etwas Sicherheit zu geben.
Es ist das Mindeste, was wir tun können, denn eine wirklich einsatzfähige Bundeswehr und mehr als ein paar Schutzhelme und Panzerfäuste zur Unterstützung der ukrainischen Armee haben wir ja nicht zu bieten. Und es ist gut, dass die Stadtverwaltung Osnabrück sich bereits auf die zu erwartenden Flüchtlinge vorbereitet, wie unsere Redaktion am Freitag auf Nachfrage erfuhr.
Wir müssen nun mit unseren europäischen Nachbarn zusammenstehen. Hoffentlich geht uns das Gefühl für Solidarität und Mitmenschlichkeit in den kommenden Wochen nicht verloren!
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Vielleicht kann ein Kommentar in der Hasepost dabei helfen neue Gedanken zu denken oder bestehende An- und Einsichten nochmals zu überdenken, dann haben wir und unsere Autoren etwas richtig gemacht und ganz generell zum Denken angeregt.
„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten“ (C. G Jung).
Bitte denken Sie mehr, Ihr Heiko Pohlmann.
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