Da haben die Osnabrücker Rathausgrünen aber mal wieder ordentlich Ursache und Wirkung durcheinander gebracht. In einem Facebook-Posting stellt die Ökopartei einen kuriosen Zusammenhang zwischen dem Einbruch der Passantenfrequenzen in der Osnabrücker Innenstadt und der Berichterstattung der HASEPOST her. Ein Kommentar:
Halten die Grünen unsere Leser oder ihre Wähler für dumm?
Sollten wir uns gebauchpinselt fühlen, weil man unserer Publikation so viel „Macht“ über das Einkaufsverhalten Tausender unterstellt? Will man von Seiten der Grünen den Nicht-Besuchern der Stadt unterstellen, dass eine öffentlich geführte Debatte über die Verkehrspolitik sie von ihrem Besuch in Osnabrück abhält?
Haben die Rathausgrünen eigentlich unsere Leser mit diesem Facebook-Posting indirekt als dumm bezeichnen wollen?
Oder halten die Grünen ihre eigenen Wähler für dumm, dass sie meinen, man könne durch (wiederholtes) virtuelles Brüllen von FakeNews und Lügenpresse von eigenen Versäumnissen ablenken?
Das Prinzip kennt man ja – aber sonst sind es Politiker vom Schlage eines Donald Trump oder Recep Tayyip Erdoğan, und nicht eines Grünen Fraktionsvorsitzenden Michael Hagedorn, die sich derartiger Prinzipien bedienen.
Schuldig ist der Überbringer der schlechten Nachricht?
Einmal abgesehen davon, dass es eine absurde Logik ist, dem, der „Feuer“ oder „haltet den Dieb“ ruft, gleich als potentiellen Brandstifter oder Räuber zu verdächtigen, gibt es auch ein paar handfeste logische Gründe, die gegen die Hypothese der Grünen sprechen: Osnabrück hat mit einem Zentralitätswert von knapp 150, zuletzt im Handelsmonitor 2017 ermittelt, eine Kundschaft, die weit über das Verbreitungsgebiet der HASEPOST hinausreicht. Sorry liebe Grüne Ratsfraktion, auch wenn wir es uns sehr wünschen, die potentiellen Kunden der Innenstadtgeschäfte lesen nicht alle die HASEPOST, kommen aber trotzdem immer seltener zum Einkaufen in die Stadt.
E-Commerce als wahrer Gegner des Einzelhandels
Aber schauen wir doch mal, was der Bundesverband E-Commerce zum vergangenen Jahr schreibt, denn die kennen die Zahlen ihrer Branche wohl am besten: „Mit einem Plus von 10,9 Prozent auf 58,466 Mrd. Euro ist 2017 der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce […] zweistellig gewachsen.“
Voilá, da haben wir womöglich die Erklärung dafür, dass die Passantenfrequenz in Osnabrück um 11,9% zurückgegangen ist!
Allerdings sollte man aus +10,9% Wachstum des E-Commerce (bundesweit) und Einbruch der Passantenfrequenzen in Osnabrück um durchschnittlich -11,9% nicht ableiten, dass wir in der Hasestadt ja nur dem allgemeinen Trend folgen.
Nein! Zum einen bricht der stationäre Handel in Osnabrück nicht nur um einen Prozentpunkt stärker ein (rein an der Frequenz, nicht am Umsatz gemessen) als der Onlinehandel wächst, der Onlinehandel sollte eigentlich vor allem kleine Kommunen und strukturschwache Gebiete treffen, nicht aber Oberzentren wie Osnabrück.
Und da sind wir schon wieder bei der Verkehrspolitik und der Berichterstattung darüber, die der Grünen Ratsfraktion zu kritisch ist.
Dass Osnabrück – und nicht dünn besiedelte Gebiete wie das Emsland oder kleine Kommunen wie Bramsche – so unter dem Angriff durch den Online-Versandhandel leidet, das könnte man vielleicht tatsächlich der Verkehrspolitik des umstrittenen Grünen Stadtbaurats anlasten, für die auch die Osnabrücker Grünen die Verantwortung tragen.
Wenn der lokale Einzelhandel ohnehin schon unter Beschuss von Onlinegiganten – von Amazon bis Zalando – steht, dann sollte man vielleicht wirklich mal darüber nachdenken, ob es Sinn macht in so einer Phase auch noch die Lebensadern der Stadt zu kappen?
Und deshalb werden wir auch weiter kritisch über die Verkehrspolitik der Hasestadt berichten, selbst wenn es den Grünen nicht passen sollte.
Übrigens, und das ärgert die Osnabrücker Grünen vielleicht ganz besonders: HASEPOST berichtete bereits im Februar über die Einbrüche Passantenfrequenz im Weihnachtsgeschäft 2017.
Die Wahrheit kann manchmal weh tun – da wird der Überbringer der schlechten Botschaft gerne mal für deren Inhalt verantwortlich gemacht.
Dass die Osnabrücker Grünen ein Problem mit unliebsamer Berichterstattung haben, ist allerdings nicht neu.