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Kommentar: Erhöhung des Deutschlandtickets ist ein Verkehrswende-Rückschritt auf Kosten der Pendler

Ab 2025 wird das Deutschlandticket von 49 auf 58 Euro im Monat teurer – und das bei über 11 Millionen Abonnenten, die sich auf bezahlbare Mobilität im Alltag verlassen. Die Begründung: Das Angebot soll weiterhin finanziell tragbar bleiben, ohne an Attraktivität zu verlieren. Gleichzeitig drängt die Automobilindustrie lautstark auf staatliche Unterstützung wie die Wiedereinführung der Elektroauto-Prämie, um die selbst verschuldeten Probleme in der Branche abzufedern. Eine paradoxe Situation, die die Prioritäten der Verkehrspolitik in Deutschland mehr als fragwürdig erscheinen lässt.

Ein Kommentar von HASEPOST-Redaktionsleiter Dominik Lapp

Das Deutschlandticket ist ein großer Hoffnungsträger: Für nur 49 Euro können Bürgerinnen und Bürger bundesweit den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Es sollte einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende leisten, indem es den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV fördert. Für viele wurde das Ticket ein Symbol der Erleichterung und der sozialen Gerechtigkeit – insbesondere für Pendler, Menschen mit geringem Einkommen und Umweltbewusste. Doch nun steht eine Preiserhöhung im Raum, die für die Nutzerinnen und Nutzer eine Mehrbelastung darstellt.

Gleichzeitig fordert die Automobilindustrie, die jahrelang auf klimaschädliche Verbrennungsmotoren setzte und die notwendige Transformation hin zur Elektromobilität verschlief, staatliche Hilfen. Geld, das der Steuerzahler aufbringen soll, um die Versäumnisse und Fehlentscheidungen der Branche abzufedern. Die Signalwirkung dieser Parallelität ist fatal: Während der Staat nicht in der Lage ist, das mit 1,5 Milliarden Euro geförderte Deutschlandticket weiter bezahlbar zu halten, wird das so genannte Dienstwagenprivileg mit bis zu 5,5 Milliarden Euro gefördert – und erneut könnte auch die Autoindustrie profitieren.

Die Preiserhöhung auf 58 Euro mag zunächst nach einer kleinen Anpassung klingen. Doch für einige Menschen, vor allem für jene, die mit knappen Budgets haushalten müssen, sind selbst diese 9 Euro pro Monat (108 Euro im Jahr) eine spürbare Verschlechterung. Gleichzeitig steht die Glaubwürdigkeit der Politik auf dem Spiel: Wie passt diese Erhöhung zu den erklärten Zielen der Mobilitätswende? Wie soll der öffentliche Nahverkehr für Menschen attraktiver werden, wenn er kontinuierlich teurer (und qualitativ schlechter) wird?

Eine echte Verkehrswende erfordert Investitionen – in Infrastruktur, in den Ausbau des ÖPNV und in eine langfristige Preispolitik, die sozial gerecht ist. Anstatt den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und ihn für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich zu halten, wird er nun finanziell ausgebremst. Die Erhöhung des Deutschlandtickets ist dabei nicht nur eine Frage von 9 Euro mehr pro Monat, sondern auch ein Symptom für eine Politik, die offenbar noch immer den Individualverkehr und die Interessen der Automobilindustrie bevorzugt.

Dienstwagenprivileg vs. Deutschlandticket
Foto: Allianz pro Schiene

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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann


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Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.

  

   

 

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