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Kommentar: Eine Forke ist eine Forke – vor dem Rathaus steht, was an der Kaufhof-Fassade gescheitert ist

Andy Warhol oder Bob Ross, Ayliva oder Helene Fischer… über Kunst lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten. Nun hat Osnabrück am Rathaus ein Gegenmodell zur umstrittenen Kunstinstallation an der Kaufhof-Fassade. Hier zeigt sich meines Erachtens vortrefflich, was alles bei der „Lumpen-Installation“ am Rande des Neumarkts falschgelaufen ist.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Nein, ich will mich jetzt nicht wieder auf das offensichtlich sehr dünne Eis begeben, die Installation „Transfers“ des afrikanischen Künstlers Ibrahim Mahama persönlich zu bewerten. Dass sie mir (nochmals „persönlich“) nicht gefallen hat, habe ich bereits im Juni in einem Kommentar geschrieben und dabei das für einige Zeitgenossen Unsagbare getan. Ich hatte damals die verwendeten alten Kohlesäcke und die aufgenähten alten Kleidungsstücke als das bezeichnet was sie sind: „Drecksäcke“ und „Lumpen“. Dafür gab es nicht nur Zustimmung. Ich wurde in Folge nicht nur als „alter weißer Mann“ bezeichnet (was ich faktisch wohl auch bin), man schob mir auch stellvertretend die Verantwortung für das gesamte Elend der deutschen Geschichte vom späten Mittelalter bis in den Mai 1945 zu – was ich ob der „Gnade meiner späten Geburt“ allerdings nur schwer akzeptieren kann.

Doch lassen wir das. Sobald ein Künstler aus Afrika stammt und er sein „Kunstwerk“ – mag der Bezug noch so lose sein – mit Themen wie Kolonialismus oder der deutschen NS-Vergangenheit verknüpft, scheint jede Kritik oder Benennung des Offensichtlichen tabu und es wird kräftig unterhalb der Gürtellinie zurückgeschlagen. Selbst bei einer Podiumsdiskussion zur Kaufhof-Verhüllung, die die Stadtverwaltung vor zwei Wochen organisierte, waren Kritiker unerwünscht; lediglich Fragen aus dem Publikum wurden gestattet.

Wie viel einfacher macht es mir Volker Johannes Trieb mit seiner in den vergangenen Tagen vor dem historischen Rathaus entstandenen Installation „forx. pitchforks for peace“.
Eine „Forke“ eine „Forke“ zu nennen, frei nach dem englischen „to call a spade a spade“ (einen Spaten einen Spaten zu nennen), ist politisch unter allen Gesichtspunkten korrekt.
Und weil Trieb aus der Region und nicht aus dem fernen Afrika kommt, dürfte ich ihn auch in Zusammenhang mit einer negativen Betrachtung seines Werkes nennen. Doch das möchte ich nicht! Mir gefällt seine Arbeit, und ich erkenne darin auch einen starken Bezug zum Friedens-Jubiläumsjahr 2023.

Für seine Installation wurden genau 1648 Forken und Mistgabeln verwendet, die in Zusammenarbeit mit der Organisation „Die Brücke“ in Bramsche mit Holzscheiten versehen wurden. Dieses Holz könnte sogar aus dem Friedensjahr 1648 stammen, und nun steht es als „Zeitzeuge“ am Rathaus – dem Ort, an dem der Westfälische Frieden verhandelt wurde. Verwendet wurden Balken aus einem jahrhundertealten Fachwerkhaus aus dem Osnabrücker Landkreis.

Imposant: „forx. pitchforks for peace“ von Volker Johannes Trieb vor dem historischen Rathaus in Osnabrück / Foto: Pohlmann
Imposant: „forx. pitchforks for peace“ von Volker Johannes Trieb vor dem historischen Rathaus in Osnabrück / Foto: Pohlmann

Im Gegensatz dazu bestand die Kaufhof-Verhüllung zum Großteil aus kunstfasernen Stoffen, die per Luftfracht aus Afrika eingeflogen wurden (+15.000 Euro). Die darauf aufgenähten alten Leinensäcke hat der Künstler schon in sehr ähnlichen Installationen verwendet. Obwohl das Osnabrücker Projekt in großen Teilen ein Remake aus der documenta14 darstellt, kostete es den Steuerzahler über 300.000 Euro. Ein mangelnder Brandschutz, von der Redaktion der HASEPOST aufgedeckt, führte zudem zu einer 24/7 Überwachung der Installation. Diese zusätzlichen Kosten werden den Steuerzahler noch weiter belasten.

Und wie steht es um Sponsoren für das Kaufhof-Projekt? Außer der kostenlosen Nutzung des leerstehenden Kaufhauses und dem Transport der in Portugal eingelagerten Jutesäcke durch eine Osnabrücker Spedition gibt es keine nennenswerten weiteren privaten Unterstützer.

Kaum Geld aus der Stadtkasse für Trieb – dafür viel private Unterstützung

Ganz anders sieht es bei Volker Johannes Trieb aus. Für ihn gab es nur eine eher symbolische Zahlung aus der klammen Stadtkasse. Lediglich 20.000 Euro wurde dem in Sutthausen tätigen Künstler zugebilligt – und immerhin auch die Erlaubnis den historischen Rathausplatz zu nutzen.
Alle weiteren Kosten – es steht eine Gesamtsumme von 200.000 Euro im Raum – organisierte Trieb über Sponsoren aus der Wirtschaft und von lokalen Stiftungen, allen voran der Egerland-Stiftung.

Was Trieb nicht bietet: die Beteiligten, die sich für die Kaufhof-Verhüllung so bereitwillig am Fördermitteltopf für das Jubiläumsjahr bedient haben, dürfen sich nicht auch noch auf eine Fernreise – womöglich in der Business Class und mit einen Aufenthalt in Sternehotels – ins westafrikanische Ghana freuen.
Man mag es kaum glauben, aber Höhepunkt der Osnabrücker Kaufhof-Installation soll eine Konferenz am Heimatort des afrikanischen Künstlers werden. Der Titel „Transfers“ für das Kaufhof-Werk bekommt damit nochmals eine ganz neue Bedeutungsebene.

Strebt Osnabrück nicht eigentlich Klimaneutralität an? Das Atelier von Volker Johannes Trieb ist leicht mit dem Metrobus der Linie M3 oder dem Haller Willem (RB75) zu erreichen.

 


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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G Jung)
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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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