Ein Winter und Frühling im tiefsten Lockdown, ein Frühsommer mit zaghaften Öffnungsschritten, ein Hochsommer der krampfhaft vorgetäuschten, fast schon übertrieben zur Schau gestellten Leichtigkeit, ein Herbst zwischen Hoffen und Bangen und zum Schluss ein neuer schwieriger Winter, voll Ratlosigkeit, voll Angst vor der prognostizierten Omikron-Wand, voll Plan- und Mutlosigkeit: das Jahr 2021 war im großen und ganzen schlicht zum Vergessen.
Ein letzter Kommentar im Jahr 2021 von Wolfgang Niemeyer.
Und doch wird uns dieses Jahr noch lange begleiten, denn es hat Entwicklungen angestoßen, die unser zukünftiges Leben entscheidend prägen werden. Die offen demonstrierte Allmacht des Staates und seiner Exekutivorgane führt den Bürgern seit vielen Monaten die Grenzen ihrer Freiheit vor Augen. Ein neuer Hochadel, bestehend aus vollversorgten Beamten, regiert mit oftmals sinnbefreiten und rechtlich zumindest fragwürdigen Verordnungen seit März vergangenen Jahres dieses Land. Ein effektiver Infektionsschutz gerät im politischen Kräftemessen dabei zunehmend in den Hintergrund. Angela Merkel hat fast geräuschlos nach 16 Jahren das Kanzleramt geräumt. Das zumindest ist ihr hoch anzurechnen, viele ihrer Vorgänger hatten nicht so ein glückliches Händchen. Über ihre Politik wird die Geschichte urteilen; mir persönlich sind die Krakeeler mit ihrem ‘Merkel muss weg’- und ‘Ihr verdammten Merkelknechte’-Geschrei zunehmend auf die Nerven gegangen. Fraglich ist, ob ein Olaf Scholz es besser kann; eine faire Chance hat er auf jeden Fall verdient.
Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, die Einwanderungsfrage, die Stabilität der Europäischen Union und andere wichtige Dinge sind durch Corona in den Hintergrund geraten – sie bedürfen schnellstens wieder mehr Aufmerksamkeit. Doch nicht nur auf diesen Feldern besteht großer Nachholbedarf. Die vernachlässigte schulische Bildung unserer Kinder, die Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte, in Coronaleugner und ‘Verantwortungsbewußte’, in Gut und Böse, all das hat tiefe Gräben in unserer Gesellschaft hinterlassen.
Das kommende Jahr wird zeigen, ob es der Politik gelingt, diese Gräben wieder zuzuschütten. 2021 war ein schlechtes Jahr für den Zusammenhalt der Menschen, für die Solidarität mit Andersdenkenden, für das gegenseitige Verständnis und für eine lebendige Demokratie. Wir sollten dem neuen Hochadel, den regulierungswütigen Beamten, nicht ohne weiteres das Feld überlassen. 2021 hat auch gezeigt, dass die Demokratie in Deutschland funktioniert. Die neue Ampelkoalition wird eine gänzlich neue Art von politischem Handeln etablieren, als wir es von den Vorgängerkoalitionen der letzten Jahre gewohnt sind.
Dafür wurde es höchste Zeit. Einen ersten Eindruck haben wir in den letzten Wochen dieses schweren, schwierigen und letztlich für den Großteil von uns belastenden Jahres bekommen. Er lässt auf eine gute Zukunft hoffen, auf bessere Zeiten, auf positive Entwicklungen und Fortschritte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern einen guten Rutsch und ein tolles Jahr 2022.
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