Fast hätten wir in Osnabrück mit dem VfL-Leistungszentrum ein veritables Wahlkampfthema gehabt, so wie es bei der vergangenen Kommunalwahl der Neumarkt war – doch wen interessiert der Problemplatz noch?
Viel spannender ist da doch die Idee für einen leistungsschwachen und inzwischen in die Drittklassigkeit abgestiegenen VfL etwas zu bauen, das den Namen „Leistungszentrum“ trägt. Aber damit wird es wohl nichts. Das Grundstück ist überraschend teurer geworden. Gut für die Umwelt, schlecht für den Wahlkampf und ein katastrophales Beispiel für die Arbeit der Verwaltung.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
OK, ganz offiziell und viel mehr hätte die geplante Fläche auch nicht hergegeben, sollte es hinter der Halle Gartlage, auf dem ehemaligen Schrottplatzgelände von KME, nur um Nachwuchsförderung gehen.
Für die Profis sollte es – zumindest bemühte man sich den Anschein zu waren – einen anderen Trainingsort geben, auf dem Limberg vielleicht.
Vielleicht aber auch gleich neben den Nachwuchs-Leistungszentrum, zwischen der Gartlage und der Eisenbahnstrecke, wo man dann auch gleich den Neubau der Bremer Brücke hätte hinplanen können, nur das alles bitte bloß nicht vor der Kommunalwahl.
Gar nicht so dumme und dafür aber berechtigt besorgte Bürger hatten beim Blick auf den Stadtplan schnell erkannt, dass das (Nachwuchs-)Leistungszentrum vielleicht nur ein „Fuß in der Tür“ oder auch ein Trojanisches Pferd für größere Pläne des VfL sein könnte – auch wenn dies von Seiten des VfL und der Verwaltung vehement bestritten wurde.
Sei’s drum, die Pläne sind wohl inzwischen Geschichte. Dem Vernehmen nach soll der bisherige Grundbesitzer KME wohl (zu) hoch gepokert haben und für das bislang als Ausweich- und Schrottplatzfläche gehandelte Grundstück den geforderten Verkaufspreis deutlich angehoben haben. Geld, das die Stadt nicht hat oder zumindest dafür nun nicht mehr zahlen will.
Eigentlich kurios, denn gebraucht wird das Gelände von KME nicht (im Gegenteil: der Metallverarbeiter hat Platz genug auf einem Gelände, das in längst vergangenen Zeiten mal einen Großbetrieb beherbergte) und es wird auch auf dem freien Markt keine Nachfrage nach dem in einer unzugänglichen Nische gelegenen Grundstück geben. Da war man in der italienischen Konzernzentrale wohl zu gierig (Variante 1 und wohl am wahrscheinlichsten) oder (Variante 2 für Verschwörungstheoretiker) es laufen strategische Spielchen, bei denen auch ein bei KME liegendes Vorkaufsrecht auf ein Gelände in der Klosterstraße eine Rolle spielen könnte, das sich die Stadt nicht rechtzeitig sichern konnte und das für alternative Kunstbespaßung genutzt werden sollte, nun aber in private Hände gehen soll.
Mit Grundstücksgeschäften jedenfalls scheint die Verwaltung kein Glück zu haben. Da verpennt sie es für das aus politischen Gründen gewolltes Grundstück an der Klosterstraße gegenüber dem Eigentümer ernsthaftes Kaufinteresse zu signalisieren und lässt vermutlich durch ein Leck in Politik oder Verwaltung auch noch Interna nach außen dringen – und schwupp schnappt sich ein privater Investor das Grundstück. Professionelles Handeln sieht anders aus – auch wenn ich es persönlich als Bürger dieser Stadt sehr begrüße, wenn die Stadt nicht Geld in ein Grundstück investiert, dessen Nutzungskonzept eine dauerhafte Belastung der Stadtkasse verspricht.
Und dann wird über Monate hin weg von der Verwaltung nach Außen hin suggeriert, dass man das Gelände an der Gartlage bereits gesichert habe, während der (Noch-)Eigentümer vor so einem Hintergrund selbstverständlich die Chance sieht den Kaufpreis nach oben zu schrauben. Wer bitte ist so blöd (man verzeihe mir diesen Ausdruck) überall herumzuerzählen, er hätte das dringend benötigte Grundstück „sicher“, also entweder bereits gekauft oder zumindest per Vorvertrag gesichert, ohne sich eben entsprechend abzusichern.
Was für eine Farce! Und Osnabrück ist – zumindest vorerst – um ein Wahlkampfthema ärmer. Aber gut ist es für die grünen Flächen zwischen Gartlage und Bahnstrecke! Wie in Osnabrück Grundstücksgeschäfte gemacht werden, dürfte den Stadtrat allerdings weit über die Kommunalwahl hinaus beschäftigen.
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