Es war rückblickend völlig unsinnig und vermutlich dem Bemühen geschuldet vor der Bundestagswahl gute Stimmung zu verbreiten, weshalb auf Anweisung des Landes Niedersachsen die Impfzentren geschlossen wurden.
Beim Neuaufbau der Impfzentren in Osnabrück hat man aber aus Fehlern nicht gelernt und hält die Digitalisierung wohl noch immer für „Neuland“.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
Gleich mit zwei neuen Impfzentren geht die Stadt Osnabrück in den kommenden Tagen wieder an den Start, wie unsere Redaktion bereits exklusiv direkt aus der vergangenen Ratssitzung berichtet hatte.
Eines der beiden Impfzentren, das in einem Ladenlokal in der Kamppromenade untergebracht wird, soll Impf- und Boosterwillige ohne Termin empfangen. Das ist gut so, denn eine möglichst niedrige Schwelle soll davor abhalten sich von der Impfung abhalten zu lassen.
Was aber haben sich die Verantwortlichen dabei gedacht das Anmeldeverfahren für das Testzentrum an der Sedanstraße ausschließlich über das Telefon laufen zu lassen? War das nicht schon beim vorherigen Impfzentrum an der Schlosswallhalle zu kompliziert?
Zurück ins vorherige Jahrhundert? In die 90er Jahre – nein, besser in die 80er Jahre –, denn Ende der 90er Jahre war das Internet bereits auf dem Sprung zum Alltagsmedium.
Im dritten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends, gut 22 Jahre nachdem Boris Becker zum Internet die Frage stellte „bin ich schon drin´„, schafft es die Osnabrücker Stadtverwaltung tatsächlich nicht eine einfache Terminvergabe online anzubieten?
Stattdessen wird in Beamtenmanier (immerhin das wenigstens online) mitgeteilt „die Hotline ist montags und dienstags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr und donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr besetzt“.
Tja, und wenn die Sache ein Erfolg werden sollte, was ja eigentlich zu hoffen ist, dann wird diese nur an wenigen Stunden täglich geschaltete Hotline tatsächlich sehr oft „besetzt“ sein. Kleiner Tipp an die Texter der Stadtverwaltung „erreichbar“ wäre hier die bessere Wortwahl gewesen, aber vermutlich geht man zumindest unterbewusst schon davon aus, dass diese Nummer vielfach tatsächlich meist „besetzt“ sein wird.
Die Impf-Unwilligen haben dann wieder eine Ausrede mehr; sie haben es ja versucht, aber es war halt immer besetzt.
Oder sie konnten nicht anrufen, weil die Hotline genau dann geschaltet ist, wenn sie gerade arbeiten mussten. Auch deshalb wäre eine Onlineterminvereinbarung, zumindest als Alternative zum Telefon, eine gute Sache gewesen.
Online ist tatsächlich „niedrigschwellig“, da kann man dann auch direkt nach der Tagesschau, wenn mal wieder neue Coronazahlen über den Bildschirm geflimmert sind, seinen inneren Corona-Schwurbler überlisten und fix einen Termin machen. Oder eben nicht… weil die Buchungshotline der Stadt ja nur wenige Stunden am Tag erreichbar bzw. „besetzt“ ist. Die guten Vorsätze vom Vorabend sind dann sicher oft schon wieder vergessen.
Was mich der Sache allerdings richtig ärgert: Bereits vor einer Woche meldete der gemeinsame Gesundheitsdienst von Landkreis und Stadt Osnabrück, dass eine effektive Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten nicht mehr möglich ist, weil es an Personal fehlt.
Man glaubt es kaum, dieses Personal scheint bei der Stadt Osnabrück wohl dringender gebraucht zu werden um so etwas banales wie Terminvereinbarungen abzuwickeln.
Wie wäre ein erster Schritt in Richtung Digitalisierung? Faxgeräte sollen auch rund um die Uhr funktionieren. Beim RKI hat man hervorragende Erfahrungen damit gemacht diese bahnbrechende Technologie für die Erfassung aktueller Inzidenzzahlen zu verwenden – not!
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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten“ (C. G Jung).
Bitte denken Sie mehr, Ihr Heiko Pohlmann.
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