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Kommentar: Den unbequemen Bischof Bode lässt der Papst gehen – doch warum geht er wirklich?

Der Papst lässt mit dem Osnabrücker Bischof Bode einen Mann gehen, der wenigstens “versucht” hat, etwas in der katholischen Kirche zu bewegen.
So jedenfalls sieht die “Geschichte” auf den ersten Blick aus, die das Bistum Osnabrück mit einer Pressemitteilung über den Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bodezeichnet.

Und tatsächlich hat der Osnabrücker Bischof weder vor dem Reizthema “Frauen in der Kirche” noch vor dem Thema “sexualisierte Gewalt” zurückgeschreckt. Wenn auch “too little too late”, aber immerhin: “er hat”.

Doch ist das alles so, wie man es den Gläubigen glauben machen will? Schon wird über eine laufende Anzeige beim Papst spekuliert, die ausgerechnet parallel zum Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs gestellt worden sein soll.

Eine Beobachtung von Heiko Pohlmann 

“Bibo”, wie Bischof Bode von zahlreichen Osnabrückern gerne und durchaus auch mit Respekt genannt wird, hat das Bistum Osnabrück zu einem gallischen Dorf auf der Landkarte der katholischen Kirche gemacht. Er galt zumindest für katholische Maßstäbe als unbequem.

In jüngster Vergangenheit verweigerte Papst Bischöfen den Rücktritt

Noch vor zwei Jahren lehnte der Papst zwei Rücktrittsgesuche – gestellt vom Hamburger Erzbischof Stefan Heße und vom Münchner Reinhard Kardinal Marx – ab. Und im Falle des tief in Missbrauchsfälle verstrickten Rainer Maria Kardinal Woelki konnte sich der Papst bislang noch nicht entscheiden, wie er mit dessen angebotenen Amtsverzicht umgehen soll.

Warum nur sollte aber ausgerechnet “Bibo” nicht im Amt bleiben? War er zu unbequem geworden, ist es vielleicht doch ganz menschlich, die angeschlagene Gesundheit? Oder kommt da noch etwas auf die Gläubigen und damit auf das Bistum Osnabrück zu, wie es die Zeitung “Welt” vermutet?

Bei der Zeitung aus Hamburg heißt es “das Timing wirft Fragen auf“. Nach Recherchen der Welt soll vom Betroffenenbeirat der norddeutschen Bischöfe eine kirchenrechtliche Anzeige gestellt worden sein, die ausgerechnet kurz vor dem Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs an den Vatikan gesendet wurde. Auch unsere Redaktion berichtete bereits über diese Anzeige gegen Bischof Bode.

Ein eiliger Rücktritt also, aus Furcht vor Konsequenzen eines laufenden Verfahrens?

Der Bischof, der sich buchstäblich in den Staub legte

Es war bereits 2010, als immer mehr Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche offenbar wurden. Vor dem Altar im Osnabrücker Dom legt sich daraufhin der Osnabrücker Bischof buchstäblich in den Staub – flach auf den Boden –, um so auch ein sichtbares starkes Bild der Buße zu zeigen.

Doch bei “Bildern” sollte es in den folgenden Jahren nicht bleiben. Als stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz gibt Bode wichtige Impulse, um die immer zahlreicher werdenden Hinweise auf sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche aufzuklären. Trotz schwerer Krankheit, die die Ärzte in “seinem Krankenhaus”, dem Osnabrücker Marienhospital nicht in den Griff bekommen, macht Bode weiter. Bode lässt sich fern von Osnabrück in der Berliner Charité behandeln und kämpft sich zurück nach Osnabrück.

Einigermaßen wiederhergestellt, zurück an seinem Amtssitz, holt Bode jedoch die Vergangenheit ein. Ein von Bode selbst beauftragter Forschungsbericht zum Umgang mit Missbrauch im Bistum belastet auch Bode schwer – nicht als Täter, aber als Mitwisser und Vorgesetzter, der zu wenig konsequent gegen die Täter in seinen Reihen vorgegangen ist.
Rufe nach einem Rücktritt des Bischofs werden zuletzt immer lauter; auch vor dem Hintergrund immer weiterer Missbrauchsfälle, die in der Amtszeit Bodes passierten oder vertuscht wurden.

Der Rücktritt am vergangenen Samstag (25. März) ist ganz offensichtlich noch nicht das wirkliche Ende der Geschichte von Bischof Bode in Osnabrück.
Diese Geschichte ist erst zu Ende erzählt, wenn bekannt wird, was wirklich dazu führte, dass der Papst ausgerechnet dieses Rücktrittsgesuch angenommen hat. Dass Papst Franziskus in der Vergangenheit anderen Bischöfen einen vorzeitigen Abgang verweigerte, ist ein deutliches Indiz dafür, dass hier irgendetwas nicht so ist, wie es die Pressestelle des Bistums glauben machen will.

Hat die katholische Kirche nicht bitter gelernt, dass die Zeit der Halbwahrheiten vorbei ist?


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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