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Kommentar: Das Schulden-System des Osnabrücker Zoos hat ein Ende

Ist es tatsächlich so, dass der Zoo Osnabrück immer neue Projekte braucht, damit er attraktiv bleibt? Oder wurden neue Projekte bislang vor allem nur dafür gebraucht, um mit den eingeworbenen Mitteln Schulden aus vorherigen Projekten zu kaschieren?

Das Projekt „Time Spiral“ für den Zoo Osnabrück ist Geschichte! Wurde dieses Hologramm-Kino wirklich benötigt, um den Zoo attraktiv für die Besucher zu halten? War es vielleicht nur ein Baustein, um die desolate Finanzsituation, in die der Osnabrücker Zoo in den vergangenen Jahren hineingeraten ist, zu verschleiern?

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

„Kein Zoo macht Gewinne“, so oder ähnlich begleitete der ehemalige Geschäftsführer des Osnabrücker Zoos, Andreas Busemann, in den vergangenen Jahren jede Diskussion, bei der es um den Finanzbedarf am Schölerberg ging. Das ist natürlich richtig – und der Osnabrücker Zoo steht im Vergleich der bundesdeutschen Zoos tatsächlich gar nicht schlecht da.
Doch dieser Vergleich hinkt, denn ein Blick zurück zeigt, dass sich die Finanzsituation des Osnabrücker Zoos gerade in den vergangenen Jahren rapide verschlechtert hat – parallel zu einigen Großprojekten, die ohne Zweifel dafür gesorgt haben, dass der Zoo auf dem Schölerberg im Gespräch blieb.
Sorry, aber ich habe Zweifel, dass es wirklich immer neue Attraktionen braucht, um einen Besuch im Zoo attraktiv zu machen!

Der Zoo hätte zwar auch ohne die neuen Attraktionen keine Gewinne gemacht, aber die Schulden wären moderat geblieben und es hätte vermutlich auch nicht die Aufstockung der städtischen Anteile im Jahr 2019 gebraucht, verbunden mit inzwischen mehr als zwei Millionen Euro aus der Stadtkasse, allein um das Defizit des Zoos zu bedienen.

Der Sanierungsstau im Zoo ist nicht mehr mit „Kosmetik“ zu beheben

Wie kann man verharmlosend einen inzwischen als millionenschwer festgestellten Sanierungsstau als lediglich „Kosmetik“ bezeichnen? Bereits ein kurzer Rundgang durch den Zoo zeigt eindrucksvoll, dass eigentlich überall „der Lack“ ab ist – mit Ausnahme der prestigeträchtigen Neubauten der vergangenen Jahre.

Mehr als zwei Millionen Euro will der neue Zoo-Chef Philipp Bruelheide auch nicht allein dafür einsetzen, dass gesprungene Fensterscheiben ersetzt und ‚hinter den Kulissen‘ das Tierwohl verbessert wird. Es sollen darüber hinaus langgehegte Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfüllt werden, wie Tragehilfen, um die körperlich schwere Arbeit zu erleichtern – das sind über Jahre verschluderte ‚Hausaufgaben‘, die ein Arbeitgeber machen muss. Und auch die EDV-Anlage soll endlich auf neuesten Stand gebracht werden, erfuhr die Presse – direkt nach einer Mitarbeiterversamlung, bei der es eine merkliche „Erleichterung“ gegeben haben soll, als das ‚Aus‘ für das Holo-Kino bekanntgegeben wurde.

Städtische Zuschüsse werden fast ausschließlich für Schuldentilgung verwendet

Für den Aufsichtsrat erklärte Dr. Fritz Brickwedde beim ersten großen Pressetermin des neuen Geschäftsführers, dass es leider Fakt sei, dass von der in diesem Jahr genehmigten Aufstockung des städtischen Zuschusses „nur ein Rinnsal“ für die Deckung der laufenden Betriebskosten verwendet werden kann. Denn – und das ist eine wirklich eigentümliche Konstruktion – der inzwischen ausgeschiedene Geschäftsführer habe die Vereinbarungen mit der Stadt so gestaltet, dass die Zahlungen aus der Steuerkasse fast ausschließlich für die Bedienung der Zins- und Tilgungszahlungen für die inzwischen zahlreichen auf Pump gebauten „Attraktionen“ verwendet werden. Und diese Schulden wären mit dem 3D-Kino „Time Spiral“ nochmals deutlich angestiegen.
Ob in gleichem Maße auch die Einnahmen an der Zoo-Kasse gestiegen wären, war eine Wette, auf die sich der neue Geschäftsführer nicht einlassen wollte.

Nicht (nur) neue Attraktionen: Das Wetter entscheidet über einen Zoo-Besuch!

Bruelheide zeigte eine grafische Darstellung der Korrelation zwischen Niederschlagsmenge und den Besucherzahlen der vergangenen zwei Jahre.
Vielleicht sind es solche viel handfestere Gründe, die Menschen dazu bringen in den Zoo zu gehen? Weitere Einflussgrößen könnten neben gutem ‚Zoo-Wetter‘ auch Ferientermine oder konkurrierende Großveranstaltungen wie die Maiwoche, der Jahrmarkt oder Olympische Spiele und die Fußball-EM bzw. WM sein.
Womöglich sind es gar nicht die immer wieder neuen millionenteuren Attraktionen, die dafür sorgen, dass Menschen in den Zoo gehen?

Korrelation-Eintrittserlöse / Niederschlag
Der Osnabrücker Zoo ist viel mehr vom Wetter abhängig, als bislang bekannt (Sondereffekt im Januar 2023 durch Jahreskarten-Erlöse) / Grafik: Zoo Osnabrück

Wer „Attraktionen“ erwartet, soll ins Disneyland fahren

Vielleicht werden zahlreiche Kleinreparaturen, die man natürlich leichthin als „Kosmetik“ abtun kann, sogar noch viel mehr dafür sorgen, dass ein Besuch im Zoo als attraktiv wahrgenommen wird?
Wer ein Holografie-Kino besuchen will, fährt vermutlich ohnehin ins Disneyland, da gibt es auch Mickey Maus und Donald Duck. Im Osnabrücker Zoo gibt es echte Rennmäuse und ganz viele Enten – für mich mindestens genauso reizvoll –, noch dazu direkt vor der Haustür!

 


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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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