Wars das jetzt mit den samstäglichen Protesten der Querdenker, Grundrechtsverteidiger, Impfskeptiker, oder wie immer sie auch genannt werden wollen? An diesem Samstag zog nur noch ein versprengtes Häuflein über den (auch nur noch halben) Wallring. Angesichts der erneut geschwenkten russischen Flaggen zeigt sich jetzt wohl auch die wahre Agenda der auswärtigen Demonstrationsanmelder und ihrer Mitläufer.
Ein Kommentar von Heiko Pohlmann
Die Polizeiinspektion Osnabrück muss schon sehr wohlwollend gezählt haben, wenn sie auf 430 Teilnehmer kommen konnte, die im Anschluss offiziell gemeldet wurden (angemeldet waren allerdings 1.000).
Die Gruppe, die da vom Ledenhof ausgehend ein wenig über den Wall und wieder zurück zog, war kaum größer als das sperrige Motto, unter dem der Umzug stand: „GRUNDRECHTE SIND NICHT VERHANDELBAR – Ungespalten gegen die IMPFPFLICHT – Für ein respektvolles MITEINANDER in Osnabrück“.
Die Großbuchstaben im Motto sind so – laut Angabe der Polizei – gewollt. Fast vermisst man noch am Ende: „!!!!11!!!1!“.
Dass zum Frühjahr, mit steigenden Temperaturen, Corona auf dem Rückzug sein würde, wurde ja lange Zeit angenommen – auch wenn die aktuellen Fallzahlen derzeit ein ganz anderes Bild zeichnen.
Und dass mit steigenden Temperaturen auch die Coronaproteste – in Osnabrück meist von auswärtigen Anmeldern organisiert – vorbei sein würden, hatten sicher auch viele Beobachter erwartet.
Dass nun vor allem Putins Krieg der Auslöser für eine Verschiebung der Prioritäten sein würde, davon konnte wohl bis Anfang Februar allerdings niemand ausgehen. Sicherlich haben dieser Krieg und die damit einhergehenden Ängste viele bislang mitlaufende Teilnehmer zu einem Umdenken gezwungen. Es gibt vielleicht viel realere Sorgen, als die diffuse Angst vor einer Schutzimpfung?
Wofür werden russische Flaggen geschwenkt?
Umso trauriger, dass der letzte (und vielleicht auch wirklich letzte) Demonstrationszug zur Corona-Pandemie erneut auch geschwenkte Russland-Flaggen zeigte.
Wofür sollen diese Flaggen denn bitte stehen? Für einen nicht sonderlich überzeugenden Sputnik-Impfstoff und die russische Impfstrategie, die in dem östlichen Riesenreich bislang nur gut die Hälfte der Bevölkerung erreicht hat?
Es ist immerhin die Flagge, unter der nur wenige Autostunden von Osnabrück Bomben auf Notunterkünfte und Raketen in Wohnhäuser geschossen werden – auf der Jagd nach imaginären Nazibanden.
Ich befürchte, dass die Querdenker nun auch zum Sammelbecken verblendeter Putinversteher geworden sind. Auch das wird unsere Demokratie zwar aushalten, zeigt aber leider auch, dass viele Mahner rückblickend nicht falsch lagen mit ihren Warnungen, dass Corona und eine mögliche Impfpflicht für die Osnabrücker Samstagsspaziergänger nur ein Mittel zum Zweck waren, um Menschen für eine ganz andere Agenda auf die Straße zu locken.
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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten“ (C. G Jung).
Bitte denken Sie mehr, Ihr Heiko Pohlmann.
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