Das Klinikum Osnabrück und das Universitätsklinikum Münster (UKM) werden zukünftig noch enger zusammenarbeiten – bald könnte auch das Krankenhaus in Twente/Enschede diese Kooperation verstärken.
Eine entsprechende Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, kurz ‘MoU’) wurde am Donnerstag unterzeichnet. Darin wird nicht nur eine engere Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung vereinbart. Die Kooperation umfasst auch die Bereiche Qualität der Gesundheitsleistungen, Telemedizin, Medizintechnik sowie Aus- und Weiterbildung von Personal.
Die Kooperation hebt die bereits im 19. Jahrhundert gestartete Zusammenarbeit als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Münster auf ein neues Niveau.
Ein zentrales Element der erweiterten Partnerschaft ist die Gründung eines standortübergreifenden Zentrums für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Ziel der Zusammenarbeit ist die Verbesserung der Versorgungsqualität und Patientensicherheit.
Neue Maßstäbe in der Region aber keine Absage an Niels-Stensen
„Die erweiterte Partnerschaft zwischen dem UKM und dem Klinikum Osnabrück wird neue Maßstäbe in der regionalen Patientenversorgung setzen und eine Plattform für den Austausch von Wissen und Expertise schaffen“, erklärte Dr. Fritz Brickwedde, Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum Osnabrück GmbH, bei der Vertragsunterzeichnung. „Dies wird nicht nur die Qualität der medizinischen Dienstleistungen verbessern, sondern auch innovative Ansätze in der Forschung und Entwicklung fördern.“
Wohl auch, um möglichen Fragen der anwesenden Journalisten bei der Vertragsunterzeichnung zuvorzukommen, betonte Brickwedde, dass die zukünftig noch stärkere Zusammenarbeit nicht das Aus für Kooperationen auf lokaler und regionaler Ebene bedeute. Wobei Brickwedde ausdrücklich die in finanzielle Schieflage geratenenen Niels-Stensen-Kliniken erwähnte.
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hatte sich in ihrer Handgiftenrede im Januar ebenfalls offen dafür gezeigt, dass die städtische Klinik auf dem Finkenhügel eine engere Partnerschaft insbesondere mit dem Marienhospital (MHO) eingehen könnte.
Neben Münster und Osnabrück ist Twente der dritte Partner im Bunde
Auch wenn sich an diesem Tag das Universitätsklinikum Münster (UKM) und das Klinikum Osnabrück im Mittelpunkt standen, gibt es noch einen Dritten im Bunde der nicht nur die Grenzen der Bundesländer überschreitenden Kooperation: das Krankenhaus in Twente/Enschede.
Auch vor diesem Hintergrund betonte Dr. Brickwedde: „Das Patientenwohl kennt keine Landesgrenzen.“
Bereits jetzt kommen in Osnabrück rund 20% der Patienten aus dem angrenzenden Land NRW, ähnlich verhält es sich mit dem Anteil niedersächsischer Patienten in Münster. Eine jeweils einstellige Zahl der Patienten kommt an beiden Standorten aus den Niederlanden.
Damit die Niederländer, die bereits jetzt ein wichtiger Partner beider Standorte sind, zukünftig auch einfacher in die neue Kooperation einsteigen können, wurde das 10-seitige Dokument bereits in englischer Sprache verfasst.
Auch wenn bei der einer Behandlung im europäischenNachbarland, insbesondere für Patienten, die Sprachgrenzen weiterhin eine Rolle spielen, ist die Abrechnung auf europäischer Ebene kein Problem mehr, wie die Praktiker auf Nachfrage unserer Redaktion betonten. Die Prozesse zur Abrechung über Ländergrenzen hinweg funktionieren und sind inzwischen Alltag für die Krankenhäuser in der Region.
Kooperation als Reaktion auf Krankenhausreform des Bundes
Das Universitätsklinikum im westfälischen Münster und das als Maximalversorger agierende Klinikum stehen vor ähnlichen Herausforderungen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und des Engpasses an personellen Ressourcen. Das MoU soll die Zusammenarbeit in den Bereichen Qualität der Gesundheitsleistungen, Telemedizin, Medizintechnik sowie Aus- und Weiterbildung von Personal verstärken. Ziel ist es, durch gemeinsame Anstrengungen die Versorgungsqualität und Patientensicherheit weiter zu verbessern.
Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Alex W. Friedrich, betont die grenzüberschreitende Kooperation: „In unserer Region im Nord-Westen Deutschlands sollten Landes- oder Ländergrenzen kein Hindernis mehr darstellen. Wir müssen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger unserer gemeinsamen Region den Blick über diese Grenzen hinweg zu einem Rundumblick auf 360 Grad weiten. Gemeinsame Aus- und Weiterbildung, grenzüberschreitender Datenaustausch, Digitalisierung und Ambulantisierung sind Ziele, die wir gemeinsam besser und ressourcensparender erreichen. Schon jetzt arbeiten das Klinikum Osnabrück und das UKM auf zahlreichen medizinischen Fachgebieten erfolgreich zusammen. Wir bereiten uns damit auch auf die regionale Zusammenarbeit vor, die im Rahmen des Landeskrankenhausplans sowie der Krankenhausreform des Bundes vorgesehen sind. Sofern gewünscht, wollen wir die Kooperationen auf weitere Fachgebiete und Partner ausweiten.“
Die geplante Zusammenarbeit umfasst eine enge und vertrauensvolle Betreuung von Patienten unterschiedlicher Fachrichtungen. Beide Kliniken zeigen sich davon überzeugt, dass sie die hohen Anforderungen im Gesundheitswesen nur durch eine neue Organisation der Gesundheitsversorgung und gegenseitige Unterstützung bewältigen können. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, Experten aus verschiedenen Fachgebieten und Berufsgruppen zusammenzubringen, um die Gesundheitsversorgung noch weiter zu verbessern und schneller auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu reagieren.
Gründung eines standortübergreifenden Zentrums
Mit der Vertragsunterzeichnung wurde auch die Gründung eines standortübergreifenden überregionalen Zentrums für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie beschlossen. Das „Zentrum für Anästhesiologie Münster/Osnabrück“ soll eine enge Zusammenarbeit in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung sowie in wissenschaftlichen Projekten fördern.
Die neue Zusammenarbeit wird die Expertise beider Kliniken bündeln und durch die Rotation von hochqualifiziertem ärztlichen Personal eine verbesserte Patientenversorgung gewährleisten. Trotz dieser engen Kooperation bleibt die Selbstständigkeit der beiden Krankenhäuser unberührt.
Frans Blok: Gemeinsam stärker werden
Der Geschäftsführer des Klinikums, Frans Blok, sieht die medizinische Versorgung ind er Region gesichert: „Die intensivere Kooperation mit dem UKM ist ein bedeutender Schritt für die Zukunft der medizinischen Versorgung in unserer Region. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam stärker sind und durch diese Partnerschaft besser auf die Herausforderungen im Gesundheitswesen reagieren können. Wir freuen uns darauf, diese zukunftsweisende Initiative gemeinsam voranzutreiben.”
Titelfoto: Unterzeichnung Memorandum of Understanding im Klinikum Osnabrück (v.l.n.r. PD Dr. Peter Teschendorf, Dr. Fritz Brickwedde, Frans Blok, Univ.-Prof. Dr. Alex W. Friedrich, Dr. Vincent Hofbauer / Foto: Pohlmann