(mit Material von dts Nachrichtenagentur) Die Kritik der Grünen an der Forderung des SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil nach einem Verzicht auf die geplante Bahn-Neubaustrecke Hamburg-Hannover enthüllt tiefere verkehrspolitische Differenzen innerhalb der Ampel-Koalition. Der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, äußerte seine Bedenken gegenüber der „Welt“ (Montagausgabe). „Wenn Lars Klingbeil sich gegen Planungen für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover stellt und stattdessen bloß den Ausbau der Bestandsstrecke über Celle, Uelzen und Lüneburg fordert, dann stellt er den Deutschlandtakt und mit diesem auch zentrale verkehrspolitische Ziele der Ampel-Koalition für die Stärkung der Schiene in Frage“, sagte Gastel.
Kritik an Klingbeils Position.
Gastels Kritik folgte auf einen „Spiegel“-Bericht, in dem berichtet wurde, dass Klingbeil sich bei einem Auftritt in seinem niedersächsischen Wahlkreis gegen die Pläne der Deutsche Bahn AG für eine ICE-Neubaustrecke entlang der Autobahn 7 aussprach. Er forderte stattdessen einen Ausbau der bestehenden Strecke, was nach Ansicht der DB die Fahrzeit-Ziele des Deutschlandtaktes und das Leitbild der Ampel-Schienenpolitik nicht erreichen würde. „Leider verkennt er auch die Chancen durch mögliche Regionalhalte für die Regionen in Niedersachsen“, kritisierte Gastel.
Mögliche Auswirkungen auf den Regionalverkehr
Laut Gastel würden die Ausbaupläne der bestehenden, stark ausgelasteten Strecke durch Celle und Lüneburg lediglich Platz für zusätzliche Güter- und Fernzüge schaffen, ohne ausreichende Kapazitäten für Verbesserungen im Regionalverkehr zu bieten. „Was Klingbeils eigenen Wahlkreis bei Soltau betrifft, finde ich es erstaunlich, dass er als führender Politiker behauptet, sein Wahlkreis hätte nichts von einer Neubaustrecke. Warum setzt er sich nicht dafür ein, dass es an einer Neubaustrecke Regionalhalte etwa in Soltau geben muss? Dann wäre Soltau deutlich besser an Hamburg und Hannover angebunden als jetzt.“
Veränderung der Grünen-Position
Die Grünen haben mittlerweile ihre Position geändert und befürworten den Ausbau der Hochgeschwindigkeitsnetze, um den Inlandsflugverkehr überflüssig zu machen. Dies steht im Kontrast zu ihrer früheren Haltung, als sie beispielsweise die neue Schnellfahrstrecke Erfurt-Nürnberg kritisierten, die heute Fahrzeiten von unter vier Stunden zwischen Berlin und München ermöglicht. Die rot-grüne Bundesregierung hielt das Projekt ab 1999 für mehrere Jahre auf.