Im Tetra-Aquarium des Osnabrücker Zoos wuselt vierfacher Nachwuchs über die Außenanlage der Asiatischen Zwergotter. Nun bekamen die Jungtiere erstmals Besuch vom Zoo-Tierarzt, der sie untersuchte, impfte und das Geschlecht ermittelte.
„In den ersten Lebenswochen lassen wir die kleine Familie zunächst komplett in Ruhe, weil wir das Familienleben nicht stören wollen“, erklärte Zootierarzt Thomas Scheibe. Die erste Zeit verbringen Zwergotter-Jungtiere in ihrer Wurfbox, aber mittlerweile ist der Nachwuchs schon rund drei Monate alt und bereits flink auf der Außenanlage unterwegs. Und so stellte der agile Nachwuchs die Zoomitarbeiter schon vor der Untersuchung vor eine Herausforderung: „Die kleinen, wendigen Otter zu fangen ist wirklich schwierig.
Eines der vier Jungtiere versteckte sich sogar komplett, deswegen konnten wir nur drei der Jungtiere fangen und untersuchen. Doch der vierte kommt um meinen Besuch nicht herum, den holen wir bald nach“, schmunzelte Scheibe.
Wiegen, impfen und Temperatur messen
Zuerst unterzog der Wildtierarzt die jungen Otter seinem prüfenden Blick: Dabei war unter anderem der Zustand des Fells und der Augen wichtig. Zudem überprüfte Scheibe, welches Geschlecht die Jungtiere haben. „Dieses Mal handelt es sich um zwei Weibchen und ein Männchen – welches Geschlecht Nummer Vier hat, steht ja noch aus“, so Scheibe. Auch die Temperatur mussten die Mitarbeiter messen, denn ist diese zu hoch, darf das Tier nicht geimpft werden. Die Asiatischen Zwergotter im Zoo Osnabrück werden regelmäßig gegen Staupe geimpft, eine Viruserkrankung, die oft bei Hunden oder einigen Wildtieren auftritt. „Da der Zoo kein isolierter Raum ist, impfen wir prophylaktisch die Tiere, die für Staupe empfänglich sind“, erklärt der Wildtierarzt. Auch der Gang auf die Waage stand für die drei Zwergotter an: Jeder von ihnen wiegt etwa 500 Gramm. Das entspricht dem zehnfachen ihres Geburtsgewichts.
Neben der Impfung erhielt jeder der drei Zwergotter einen Micro-Chip, der auch bei Haustieren oder Pferden verwendet wird. „Der Chip wird den Tieren eingesetzt, damit sie individuell erkennbar sind. Denn mit ein bis zwei Jahren werden uns auch diese Jungtiere in einen anderen Zoo verlassen. Dann ist es wichtig, dass wir sie eindeutig erkennen können“, erklärt Tobias Klumpe, wissenschaftlicher Mitarbeiter und unter anderem zuständig für die Transfers der Tiere. „Die wissenschaftlich geführte Nachzucht in Zoos ist wichtig, da die kleinen Raubtiere von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet eingestuft sind. Zudem gehört die Jungenaufzucht zum natürlichen Verhalten und ist deswegen für die erwachsenen Tiere wichtig.“
Erfahrene Eltern
Die Eltern Haima (10) und Ambu (11) kümmern sich fürsorglich um ihren Nachwuchs. Die beiden sind mittlerweile routiniert in der Aufzucht ihrer Sprösslinge, denn dies ist der achte Wurf für Muttertier Haima. Die Aufzucht teilen sich die Eltern: Auch wenn Haima mit dem Säugen der Jungen einen Großteil der Arbeit übernimmt, kümmert sich Vater Ambu ebenfalls um seinen Nachwuchs. „Er ist sofort zur Stelle, wenn er Gefahr wittert und beschützt die Vier außerordentlich“, berichtet Tobias Klumpe. Auch die beiden älteren Geschwister, zwei Männchen, die im vergangenen Jahr zur Welt kamen, kümmern sich um den Nachwuchs. Besucher können das rege Familienleben der insgesamt acht Asiatischen Zwergotter im Außenbereich des Tetra-Aquariums beobachten. Bis etwa Ende November werden die kleinen Raubtiere den Außenbereich nutzen, bevor sie ihr Winterquartier im Innenbereich des Tetra-Aquariums beziehen und dort zu sehen sind.
Wissenswertes zum Asiatischen Zwergotter (Aonyx cinerea)
Der Asiatische Zwergotter ist mit einer Gesamtlänge von nur 90 Zentimeter und einem Gewicht von 6 Kilogramm die kleinste Otterart. Zwergotter sind in Südostasien beheimatet und leben immer in der Nähe von Wasser. Dabei bevorzugen sie stehende oder ruhig fließende Gewässer. Durch ihr wasserabweisendes, dichtes Fell, verschließbare Ohren und winzige Schwimmhäute zwischen den Zehen sind sie optimal an ihren nassen Lebensraum angepasst. Der Zwergotter wird auch als Krallenotter bezeichnet. Dies verdankt er seinen kurzen, fingernagelartigen Krallen. Mit seinen empfindlichen Tastsinnesorganen an den Fingern spürt der Zwergotter Würmer und andere im Bodengrund lebende Tiere auf. Der Zwergotter kann mit seinem kräftigen Gebiss mühelos Krebse, Schnecken und Muscheln knacken. Zwergotter werden von der Weltnaturschutzorganisation als gefährdet eingestuft: Durch die Zerstörung des Lebensraums gehen die Bestände der Raubtiere zurück. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Krokodile und Schlangen.
Alle Fotos: Lisa Jose