Das Kita-Jahr 2022 war in der Stadt Osnabrück durch zahlreiche Hürden geprägt: Bauverzögerungen, Fachkräftemangel und Zuzüge sorgten dafür, dass es auch 2022 zu wenig Plätze in der Kinderbetreuung gab.
Seit 1993 ist die Anzahl der Kitaplätze in der Stadt Osnabrück fast kontinuierlich gestiegen – doch auch im Jahr 2022 überstieg die Anzahl der zu versorgenden Kinder die Kapazitäten der Kindertagesstätten. Vor allem die Fluchtbewegungen aus der Ukraine stellten die Stadt vor Herausforderungen. In keinem anderen Betrachtungsjahr seit 1993 wurden so hohe Zuzugsvolumina bei unter Sechsjährigen erreicht wie 2022. „Ein Jahr zuvor konnte niemand mit diesem Zuzug rechnen“, sagt Kerstin Schlüter, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugendliche und Familien.
Prognosen stimmten nicht mit Realität überein
Grundsätzlich sei die Planung der Kitajahre durch Unsicherheiten geprägt. Wie viele Kinder jährlich betreut werden müssen und wie viele Plätze tatsächlich angeboten werden können, hänge von diversen Faktoren ab: Geburtenrate, Zuzüge und Fachpersonal können zwar ansatzweise kalkuliert werden, unterliegen schlussendlich jedoch Schwankungen. Grundlage der Kita-Planungen ist bisher eine Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2019. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Berechnungen und Prognosen nicht immer mit der Realität übereinstimmen. Die Glaskugel haben wir leider nicht mitgeliefert bekommen“, sagt Kitaplaner Werner Rohling. Ende 2023 soll es eine neue Bevölkerungsprognose geben.
Betreuungsquote insgesamt gesunken
Die von der Stadt Osnabrück angestrebten Betreuungsquoten für ein- bis zweijährige sowie für drei- bis fünfjährige Kinder wurden im vergangenen Jahr nicht erreicht und sind im Vergleich zu 2021 sogar gesunken. Begründet liege diese Entwicklung vor allem in Bauverzögerungen und im Fachkräftemangel, die dafür gesorgt hätten, dass zum Stichtag 1. Oktober 2022 insgesamt 182 Plätze nicht pünktlich in Betrieb genommen werden konnten. Heute – fast acht Monate später – sähe die Situation bereits besser aus, wie der Erste Stadtrat Wolfgang Beckermann erklärt: „Zum Stichtag 2022 fielen insgesamt mehr Plätze weg als neu geschaffen wurden. Zum Sommer 2023 gibt es aber insgesamt knapp 300 neue Plätze, weshalb wir im Netto ein Plus an Kitaplätzen haben.“ Mit einer Fachkräfteoffensive und der Anpassung der Betreuungszeiten in Kitas will die Stadt Osnabrück dem Kitaplatzmangel entgegenwirken.
Immer mehr Kinder mit Nachholbedarf in der Betreuung
Die sogenannten Flexi-Kinder stellten im Bereich der Kita-Plätze eine weitere Herausforderung dar. Flexi-Kinder werden in den Monaten Juli, August oder September sechs Jahre alt – bei ihnen entscheiden die Eltern, ob sie dann bereits eingeschult werden oder ob sie noch ein Jahr in der Kita bleiben. Hinzu kommen die Kinder, die wegen eines Förderungsbedarfs vom Schulbesuch zurückgestellt werden. Insbesondere die Anzahl Letzterer ist 2022 sprunghaft angestiegen. „Hier sehen wir sehr wahrscheinlich die Auswirkungen der Corona-Jahre. Die Kinder mussten häufiger zu Hause bleiben und haben jetzt entsprechend einen höheren Nachholbedarf“, erklärt Kerstin Schlüter.
Mehr Integrationsplätze
Im Vergleich zum Vorjahr stellte die Stadt Osnabrück insgesamt mehr Integrationsplätze zur Verfügung. Für Kinder unter drei Jahre waren es 14 Plätze, für Kinder über drei Jahre 246 Plätze. „Das ist eine sehr wichtige Entwicklung, weil wir immer mehr Kinder einbeziehen wollen. Dafür braucht es allerdings noch mal mehr Personal“, erklärt Fachdienstleiter Marcus Luttmer.