Ende November wurde der erste Corona-Fall an der Wittekind-Realschule Osnabrück bestätigt, Anfang Dezember der zweite und nun der dritte. Das Gesundheitsamt zögerte, die Schule in „Szenario B“ zu versetzen – deswegen ergriffen die Schüler der 10. Klasse am Mittwoch selbst die Initiative.
Ein Elternteil der Wittekind-Realschule schildert der Redaktion: „Die Situation in der Klasse ist seit Bekanntwerden des ersten Falls am Donnerstag (26. November) sehr angespannt und die Unterrichtssituation alles andere als optimal. Am Freitag blieb etwa ein Drittel der Klasse aus Sorge vor Ansteckung zuhause, am Montag fehlten ebenfalls sehr viele Schüler.“ Am 1. Dezember wurde der zweite Corona-Fall in der Schule bestätigt, nun der dritte – trotzdem sollten die Schüler der Wittekind-Realschule ganz normal zum Unterricht erscheinen.
Nicht die Schulleitung, sondern das Gesundheitsamt bestimmt, wann eine Schule in das Wechselunterrichtsmodell versetzt wird. Dieses begründete seine Entscheidung, kein Szenario B anzuordnen, dadurch, dass der letzte Schüler-zu-Schüler-Kontakt jeweils über 48 Stunden zurücklag.
Reihentestung voraussichtlich am Donnerstag
Die Schüler, die sich in der Schule zunehmend verunsichert fühlten, wollten das nicht länger auf sich sitzen lassen: Am Mittwochvormittag begannen die Zehntklässler zu streiken, andere Jahrgangsstufen schlossen sich an, so die Schilderung einer Teilnehmerin gegenüber unserer Redaktion. Die Schüler haben ihre Stühle aus den Klassen geholt und in das Forum getragen. Dort haben sie die Stühle mit ausreichendem Abstand aufgestellt und gestreikt. Sie trugen Masken, einige haben Schilder gemalt mit Aufschriften wie „Aller guten Dinge sind drei – aber nicht drei Fälle in einer Klasse!“ und „Gesundheit über Bildung“.
Die Aktion wurde von den Eltern unterstützt und zeigte nur wenig später Erfolg: Um kurz vor 11 Uhr wurden die Kinder durch die Schulleitung entlassen. „Der Präsident des Gesundheitsamtes hat nun endlich reagiert und hat Ihre Kinder und die entsprechenden Lehrer/innen für 10 Tage in Quarantäne gesandt. Die gesamte Schule wurde nun ebenfalls in das Szenario B geschickt. Wahrscheinlich wird es morgen Nachmittag in der Schule zu einer Testung aller Schüler/innen und Kollegen kommen“, wendet sich der Schulleiter Dirk Ebrecht per E-Mail an die Eltern der Schüler.
[Update] Coronatest nur noch für Lehrerinnen und Lehrer [Update des Updates] und Schüler der 10. Klasse
Zwischenzeitlich, Stand 15:10 Uhr am Mittwoch 9.12.2020, gibt es auch einen online abrufbaren aktuellen Elternbrief und weitere Informationen auf der Homepage der Schule. Von einer Testung der Schüler ist dabei nicht mehr die Rede. Nach aktueller Information auf der Schulhomepage soll nur noch das Kollegium getestet werden.
Dass die Schüler nicht getestet werden sollen, wurde unserer Redaktion auch von der stellvertretenden Schulleiterin Simone Reiniger per Nachricht auf unserem Anrufbeantworter mitgeteilt. Frau Reiniger erklärte auch, dass es nicht stimmen würde, dass andere Jahrgänge sich dem Streik der Zehntklässler angeschlossen haben.
Unserer Redaktion liegt eine E-Mail des Schulleiters vor, in der es explizit heißt „Wahrscheinlich wird es morgen Nachmittag in der Schule zu einer Testung aller Schüler/innen und Kollegen kommen“. Die Schilderung, dass sich auch andere Schülerinnen und Schüler aus anderen Jahrgängen an dem Streik beteiligt haben, beruht auf der Aussage einer Teilnehmerin.
[Update des Updates] Zwischenzeitlich wurde die Schulhomepage erneut aktualisiert. Nach Rücksprache unserer Redaktion mit Vertretern der Schule steht nun fest, dass es Corona-Tests am Donnerstag 10.12.2020 auch für Schülerinnen und Schüler geben wird, jedoch nicht für alle Jahrgänge der Schule.