Es sind vor allem die dunkelblauen Stoffbahnen mit darauf vereinzelt aufgenähten alten afrikanischen Gewändern, die aus Afrika nach Osnabrück eingeflogen wurden. Bis Oktober soll damit das alte Kaufhof-Gebäude verhüllt bleiben. Kosten für den Versand auf dem Luftweg nach Angaben der Stadt: ca. 15.000 Euro; Gesamtbudget 300.000 Euro.
Unsere Redaktion hatte erstmals Anfang der Woche in einem kritischen Kommentar über die Logistik für die spektakuläre und bereits im Vorfeld umstrittene Kunst-Installation anlässlich des 1648-Jubiläums berichtet.
Auf Nachfrage stellte die Stadtverwaltung inzwischen klar, welche Materialien auf dem Luftweg verschickt wurden, warum und was das alles gekostet hat. Zu dem Konflikt mit den Klimazielen der Stadt schweigt man sich im Rathaus allerdings aus.
Die alten Jutesäcke, mit denen derzeit das ehemalige Kaufhof-Kaufhaus verhüllt wird, wurden zum „Hauptteil“ auf dem Landweg nach Osnabrück transportiert, präzisierte eine Sprecherin der Stadt Osnabrück die Logistik, die notwendig war, damit der Künstler Ibrahim Mahama sein Werk erstellen kann.
Andere Säcke gehen für den Künstler nicht
„Die Säcke sind künstlerisches Material, das seit mehreren Jahren immer wiederverwendet wird“, heißt es zu den ehemals für den Transport von Kaffee und Kakao, später dann für Zwiebeln und Kohle verwendeten Säcke. „Die Säcke sind bearbeitet und tragen die Spuren des Transports uns seiner ursprünglichen Verwendung in sich“. Andere Säcke zu verwenden sei „nicht dieselbe künstlerische Arbeit“ heißt es weiter. Den Transport quer durch Europa auf dem Landweg hat die Spedition Koch gesponsert.
Geld für die Produktion des neuen Gewebes fließt nach Afrika
Neu produziert wurde hingegen das Material, das u.a. als Träger für eigens darauf aufgenähte afrikanische Gewänder verwendet wird.
Das als „Streifengewebe“ bezeichnet Material wurde in Ghana in „handwerklicher Tradition“ und „erstmals für Osnabrück in dieser Form“ hergestellt. Nach Angaben der Stadt soll das Gewebe „kein industrielles Produkt“ sein, „das anderen Orts einfach nachproduziert werden“ könne. Große Teile des Produktionsbudgets fließen nach Ghana. Das sei „Teil der künstlerischen Praxis“ und werde von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.
Keine Zeit für den Versand per Seefracht
Seefracht – die nach Recherchen unserer Redaktion zwischen 20 und 45 Tagen gedauert hätte – wäre nicht möglich gewesen, denn „der Herstellungsprozess unterlag einem Experiment. Die Zeitschiene der Versendung durch Seefracht konnte nach eingehender Prüfung leider nicht eingehalten werden. Die Kunsthalle war in der Verwendung des Gebäudes Galeria Kaufhof durch die laufenden Sanierungsmaßnahmen dort nicht flexibel mit dem Eröffnungstermin“.
Kosten trägt vor allem der Steuerzahler
Kostenpunkt für die die Luftfracht: ca. 15.000 Euro. Das Gesamtbudget für die Installation liegt bei 300.000 Euro, wobei die klamme Stadtkasse mit 120.000 Euro belastet wird. Der Rest wird überwiegend aus anderen steuerfinanzierten Töpfen des Bundes und des Landes Niedersachsen finanziert. Mit der Spedition Koch und dem Immobilieninhaber Home United konnten auch zwei private Förderer gewonnen werden.
Klimaziele der Stadt Osnabrück sind kein Thema für dieses Kunstwerk
Wie ein Versand tonnenschwerer Stoffballen auf dem Luftweg in Übereinstimmung mit den Klimazielen der Stadt Osnabrück zu bringen ist, darauf erhielt unsere Redaktion keine Antwort.
Unsere Redaktion erhielt lediglich einen Verweis darauf, dass Kunst sonst mit „Klimatransporten“ (gemeint sind spezielle Speditionen für den Transport empfindlicher Kunstwerke) verschickt wird. Anderen Kunstwerke würden zudem oft in „ressourcenverbrauchenden klimatisierten Räumen“ aufbewahrt.
Die konkrete Frage danach, ob eine Kompensation der Luftfracht-Emissionen geplant sei, blieb ebenfalls unbeantwortet.
Weitere Flugreisen sind ohnehin noch in Planung. Im Anschluss an die Installation in Osnabrück ist eine Konferenz in Ghana geplant.