Meine lieben Brüder und Schw… und Amtsbrüder, das Kernthema der vorweihnachtlichen Bischofskonferenz hier in den kärglichen Gemäuern des Doms zu Osnabrück lautet:
Privatisierung der Kirche: Das Ende des Gotteslohns oder eine Chance zum Neuanfang?
Nun, meine Lieben, wir müssen Buße tun. Noch immer leiden wir unter den Schicksalsschlägen aus der Vergangenheit. Seit den höchst unglücklichen Vorkommnissen um unseren lieben Freund und Kollegen Franz-Peter Tebartz-van Elst, unseren Limburger-Franzi also, der seit der notwendigen Modernisierung seines ehemaligen Bischofsitzes arg in die Kritik geraten war, sind die Kirchenaustritte zwar kontinuierlich gestiegen., doch ernannte Papst Franziskus, der Römer-Franzi also, unseren Limburger Franzi aus Dankbarkeit am 5. Dezember 2014 zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung mit Zuständigkeit für die Katechese. Zwar weiß keiner genau, was das ist, aber seither gehört er dem Leitungsteam des päpstlichen Rates an.
Als ich, der Ossen-Franzi also, vor ein paar Wochen aus Anlass des 60. Geburtstags vom Limburger-Franzi im Vatikan weilte, haben er und Papst Franziskus, haben wir drei Franzis uns geeinigt, dass wir bei der wachsenden Armut in der Welt, von der insbesondere unsere Bistümer aufgrund sexueller Kollateralschäden weltweit betroffen sind, neue Einnahmequellen generieren müssen. Wenn ein katholischer Diener Gottes zum Beispiel voller Demut nach Indien fliegt, um die Ärmsten der Armen in ihren Slums heimzusuchen, dann sollte er zwar erster Klasse fliegen, um den hungernden Menschen ausgeruht entgegentreten zu können, aber deswegen darf er noch lange nicht abheben, es sei denn mit der Lufthansa, aber später mehr dazu …
Und wir müssen endlich in die Offensive gehen, um Falschmeldungen in den Medien entgegenzuwirken. So wurde unserem lieben Franzi damals ungerechterweise vorgeworfen, dass die Umgestaltung des Limburger Bischofssitzes nicht wie geplant 4,2 Millionen, sondern 31 Millionen gekostet habe. Das aber ist und war nichts als eine bösartige Lüge, denn es waren keine 31, sondern 42 Millionen und der Rest lediglich ein törichter und unbeabsichtigter Kommafehler. Ähnlich verhält es sich übrigens mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Gott ist unser Zeuge.
Auf unserer Bischofskonferenz hier in Osnabrück regieren nun nicht mehr Protz und Prunk wie anno dazumal, sondern Selbstgeißelung und Demut. So wird auch heute unser bischöfliches Abendmahl – ich möchte es lieber eine Armenspeisung der Osnabrücker Tafel nennen – … diese Armenspeisung findet jedenfalls heute in der Drei-Sterne-Taverne “La Brie” statt. Denn wie heißt es so schön in der Weihnachtsgeschichte bei Samuel I 21:6: Und der Priester antwortete David und sagte: Ich habe kein gewöhnliches Brot zur Hand, sondern nur heiliges Brot ist da. David antwortete dem Priester und sagte zu ihm: Ja, denn seit gestern und vorgestern ist uns …
Na, und das sind doch schon mal zwei Sterne, meine lieben Brüder, nämlich der “Ge Stern” und der “Vorge Stern”! Weiter heißt es: Seit GeStern und VorgeStern ist uns Fin-Sternis versagt gewesen! Der Ge Stern, der Vorge Stern und nun auch noch der Fin Stern … das ist eine verborgene Botschaft und die lautet:
Folget dem Lichte der drei Sterne,
und gehet hin in die Taverne!
Hungern tun zwar Mensch und Vieh,
wir aber pilgern ins La Brie.
Nun aber zurück zum eigentlichen Thema der heutigen Bischofskonferenz. Welche Maßnahmen müssen wir letztendlich ergreifen, um die stetig wachsenden Mindereinnahmen durch die steigenden Austritte aus der katholischen Großfamilie ausgleichen zu können?
Nun, der Heilige Vater vertraute mir an, dass er mich fortan zu Höherem berufen habe, denn auch der Vatikan sei zu einer engeren Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Industrie entschlossen.
Und dann, meine Brüder, nahm mich der Heilige Vater beiseite und sprach:
»Und so wundere dich denn nicht, mein lieber Franz-Josef Hermann, wenn du als neuer Salesmanager des Heiligen Stuhls demnächst Bischof Hennes & Mauritz heißen wirst und auch ich nicht mehr Papst Franziskus, sondern schon bald, kurz und bündig, Papst Fiat Uno.«
Meine lieben Brüder, seit unsere bischofskonferenzeigene Werbeagentur “Godfather’s Sponsoring” als PR-Beraterin für uns tätig ist, haben sich die Einnahmen innerhalb weniger Wochen fast verdoppelt, und ich kann euch versichern, dass wir laut Marktanalyse damit erst am Anfang stehen.So verwendet man in der Werbebranche den Begriff des Productplacements und wir sagen nun: »Predigtplacement statt Productplacement.« Und das, meine Lieben, müsst ihr euch folgendermaßen versinnbildlichen:
Die Hauptdienstleistungen der Kirche, das Kerngeschäft also, teilen sich auf in die Produktlinie: Taufe, Hochzeit und Beerdigung! Aber davon allein können wir doch bei unseren wachsenden Ansprüchen und den noch gewaltiger steigenden Kosten für Entschädigungsforderungen angeblicher Missbrauchsopfer in Zukunft nicht mehr leben …
… deshalb meine Idee des Predigtplacements.
Von uns geschulte Gebetsdesigner kümmern sich um Sponsorpartner für diverse christliche Anlässe und Feiertage und wir haben auch schon eine ganze Reihe Interessenten gefunden.
So bewirbt sich die “Lufthansa” bereits um Christi Himmelfahrt. Die Toilettenpapiermarke “Servus” wirbt mit dem Slogan: »Weg mit dem heiligen Stuhl!« Keine Sorge, “heilig” wird natürlich kleingeschrieben.
Und – ein etwas delikateres Thema – “Always Ultra” möchte unbedingt Mariä Empfängnis sponsern … und dank der Verhüterlifirma “Fromms” wird ein ganz frischer und frommer Feiertag im wahrsten Sinne des Wortes eingeführt, nämlich … und ich verkünde große Freude …
… Mariä Verhütung! Und mit dem Werbeslogan “Hätt’ Maria es nie getrieben, wär uns viel erspart geblieben!”, sind wir ganz vorne mit dabei!
… und nun, meine lieben Brüder, zum Schluss der absolute Knaller, das Armageddon der weltlichen Werbebranche:
Wir haben einen Hauptsponsor für den Karfreitag gefunden!
Ja, für den Karfreitag!
Ich seh’s an euren zurecht staunenden Mienen, denn zweifellos ist dieser Tag durch die Kreuzigung unseres Herrn äußerst negativ besetzt, doch verkünde ich nun noch größere Freude als je zuvor, denn am Sponsorenfirmament leuchtet bereits ein heller Stern!
Die neue C-Klasse ist da!
Natürlich sind bei einer solch kostenintensiven und nachhaltigen Unterstützung seitens unseres von Gottes Gnaden gesegneten wie mächtigen Geschäftspartners auch gewisse Bedingungen an eine fruchtbare Zusammenarbeit geknüpft, doch seien wir mal ehrlich …
… ob er nun so hängt …
oder so …
… so groß ist der Unterschied doch wahrhaftig nicht! Außerdem können wir noch von Glück reden, denn auch AUDI hatte sich als neuer Sponsor beworben. Das sind die mit den vier Ringen … dann hätten wir den Herrn vierteilen und als Mobile aufhängen müssen …
Ja, wie säh das denn aus …?
Meine lieben Brüder, wir müssen Obacht walten lassen, denn die Konkurrenz schläft nicht! Seit sich die “Zeugen Jehovas” in “Zeugen Yamahas” unbenannt haben, haben die einen unglaublichen Zulauf.
Nun, falls ihr noch irgendwelche Fragen habt, wendet euch einfach an mich oder ihr ruft “Marias Massage Hotline” an … ähm, ich meine natürlich “Message Hotline”, da hat sich doch das Tippfehlerteufelchen eingeschlichen.
Das ist nämlich einer jener Telefondienste, durch die die Telefongebühren in unseren Dienststellen in letzter Zeit so rapide gestiegen sind. Also haben wir uns entschlossen, einen eigenen Dienst einzurichten. Und wir haben auch schon einen kleinen Werbespot dazu vorbereitet. Es werde Ton … und es ward Ton!
Hallo, ich bin’s Maria, bist du einsam und allein? Wähle den himmlischen Anschluss … Null, Fünf, Fünf, Sechs, Fünf, Sechs, Fünf, Sechs …
Nun, ich spüre die aufkommende Unruhe unter euch, meine lieben Brüder. Vielleicht mangelt es der weiblichen Stimme noch ein wenig an Keuschheit und Demut, aber auch daran werden wir uns rasch gewöhnen …
… und denjenigen unter euch, die des Weibes entsagt haben, denen sei versichert, dass wir bereits an der Einrichtung einer “Joseph-Hotline” arbeiten.
Habt Dank für euer offenes Ohr. Wie ich sehe und höre finden meine Vorschläge euer Wohlgefallen und an euren hungrigen Mienen kann ich längst erkennen, dass ihr euch jetzt lieber auf das Heilige Abendmahl stürzen möchtet.
Meine lieben Brüder, bevor wir nun ins La Brie pilgern, um unsere von “Mon Cherie” gesponserte Weihnachtsfeier zu begehen, lasst mich einfach schließen mit den Worten Lukas, Kapitel 1, Vers 37, wo es ja bekanntlich heißt: Bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Folglich lautet fortan unsere Losung:
“Nichts ist unmöglich, Gott sei Dank!”
Frohe Weihnachten wünscht euch Kalla
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