Nun gibt es keine Ausrede mehr, das Buch gehört in jeden Bücherschrank zwischen Haste und Voxtrup und zwischen Belm und Hasbergen.
Mit der Ausgabe 3.0 ist das vermutlich meistverkaufte Buch der neueren Geschichte – zumindest im Großraum Osnabrück – in seiner besten und umfangreichsten Form erschienen. Autor ist der den Lesern der HASEPOST durch seine Kolumnen und Fußballreportagen bekannte Kalla Wefel.
Für die Präsentation, die kurz vor dem Lockdown stattfand, hatte das Osnabrücker Urgestein Kalla Wefel das ARTelier Café seines Freundes Thomas Jankowski ausgewählt.
Der Drucker hatte noch in der Nacht zuvor erste Andrucke des neuesten Osnabrücker Möchtegernwörterbuch „Kär, Kär, Kär! 3.0“ produziert. Inzwischen ist das mit 160 Seiten so umfangreich wie nie zuvor geratene Standardwerk auch im lokalen Buchhandel erhältlich.
Das Standardwerk über „Osnabrückisch“
Schon die beiden Vorgänger entpuppten sich mit einer Gesamtauflage von 15.000 Exemplaren als „die größten Renner in Osnabrücker Buchläden seit der Bibel und Mein Kampf“ (Originalton Wefel).
Dass Harald Wehmeier, Autor und Sprecher von „Stenkelfeld“ und „Frühstück bei Stefanie“, das Vorwort geschrieben hat, adelt diese „endgültige“ Ausgabe zusätzlich.
Kalla Wefel selbst schreibt in seiner Einleitung:
Allen sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz behaupte ich: Natürlich gips Osnabrückisch! Welche Sprache soll es denn sonst gewesen sein, die einst im Heimattiergarten, dem heutigen Zoo also, auf einer an einem Käfig angebrachten Schiefertafel in krakeliger Schrift verkündete: „Nich am Bär packen!“?
Und wo sonst schickt man einen Ortsfremden, der eigentlich nur mal kurz schwimmen will, „nach Moskau hin“? Wo sonst erhält dieser bedauernswerte Mensch dann auf die Frage, wo denn dieses Moskau eigentlich sei, die etwas mürrische Antwort: „Na, inne Wüste! Wo denn sonst?“ Osnabrückisch kann also unter Umständen als Reisewarnung verstanden werden.
Der Umfang von „Kär, Kär, Kär! 3.0“ wurde gegenüber dem Vorgänger um fast 100 Seiten erweitert, der Wortschatz samt Redewendungen hat sich mehr als verdoppelt.
Wir sprechen hier Hochdeutsch? Eher nicht…
„Osnabrückisch setzte sich aus recht wenigen eigenen Wortschöpfungen und vor allem aus einer Menge grammatikalischer Katastrophen zusammen“, meint Kalla Wefel und schreibt dann weiter:
So sagte einst ein bekannter VfL-Fußballer und späterer Trainer im Amateurbereich zu einem Spieler, der ein Gegentor zu verantworten hatte: „Wie kann dich als alten Fuchs das passieren? Ich sach doch immer, spiel raus aus das Loch!“
Derselbe Spieler von damals rief mich kurz vor Drucklegung diese Buches an: „Du glaubst es nicht, Kalla. Ich war eben beim Bäcker, wo eine Verkäuferin zu ihrer Kollegin rief: ‚Petra, kannste ma die Brötchen rausnehmen, dann bin ich schon geholfen!‘“
Man wird also immer wieder daran erinnert, in Osnabrück zu sein, und das kann man denn auch ma ruich für ernst nehmen.
Springbrötchen und Ramanken, die gibt’s nur hier!
Darüber hinaus ist das Buch mit etlichen unterhaltsamen, urkomischen und auch nachdenklichen Osnabrücker Geschichten und vielen Fotos angereichert, das Geheimnis um die Springbrötchen wird gelüftet und Ramanken-Rezepte (von 1930 bis heute) ranken sich gleich über mehrere Seiten. Verdienstvoll auch, nicht davor zurückzuschrecken, die Herkunft anrüchiger Begriffe wie „Moskau“, „Papenhütte“, „Kamerun“ oder „braunes Haus“ zu klären.
Schön ist die Idee, die eine oder andere Geschichte mit QR-Codes zu versehen, die themenbezogen zu ergänzenden Informationen führen.
Gastbeiträge von Anne Reinert, Karen Marin und Heiko Schulze, dem Koautor des ersten Bandes von 2012, runden dieses gelungene Kleinod lokaler sprachlicher Eigenarten und Befindlichkeiten ab, das in keinem Bücherschrank in und „um Osnabrück umzu“ fehlen sollte.
Kalla Wefel „Kär, Kär, Kär! Das Osnabrücker Möchtegernwörterbuch 3.0“
160 Seiten, 10,00 €
Verlag Internationaler Heimatabend
Hier bspw. bei Bücher Wenner bestellen
Titelfoto: Kalla Wefel und Heiko Schulze (wie immer „links“, also hier von sich aus gesehen) bei der Buchpremiere von „Kär, Kär, Kär!“