Der Feuerwehrmann Zhang Zhongqing, genannt Karl, aus Peking hat im letzten Jahr seinen Job aufgegeben, um in Deutschland eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen. Diese bietet ihm Markus Kull, Inhaber der Tischlerei Kull in Bad Laer, der sich sehr über seinen neuen Auszubildenden freut.
„Als Kind habe ich schon mit meinem Großvater, der Tischler war, viel aus Holz gebaut. Den Rohstoff Holz zu verarbeiten, macht mir sehr viel Spaß“, erzählt Karl mit strahlenden Augen von seiner neuen Ausbildung. „Karl hat sich schnell bei uns eingewöhnt, und auch die Sprachkenntnisse werden von Tag zu Tag besser“, bescheinigt Tischlerei-Inhaber Markus Kull, der seinen neuen Azubi mit Unterstützung des Fachkräftebüros der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land gefunden hat.
Sechs Chinesen als Fachkräfte im Osnabrücker Land
Karl ist einer von sechs Chinesen, die im Rahmen eines Pilotprojekts der WIGOS, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft und der Berufsbildenden Schulen in Stadt und Landkreis Osnabrück für eine Ausbildung bei Arbeitgebern im Osnabrücker Land angeworben wurden. Hintergrund ist der anhaltende Fachkräftemangel, der sich quer durch nahezu alle Branchen zieht. „Daher sind wir sehr glücklich, dass Menschen wie Karl von China aus den Schritt ins Osnabrücker Land gewagt haben. Dass dies auch ein Gewinn für die Arbeitgeber ist, sieht man am Beispiel der Tischlerei Kull“, sagt Victoria Fründ, bei der WIGOS zuständig für das Projekt. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern, unterstützt das Fachkräftebüro die Betriebe unter anderem mit der Vermittlung von Sprachkursen, Förderung von Nachhilfeangeboten, Finden von Sportvereinen und Sprachtandempartnern. Die Rekrutierung wurde von der Agentur GEM aus Düsseldorf durchgeführt.
Sprachbarriere war anfangs größte Hürde
Die Sprachbarriere sei anfangs die größte Hürde gewesen, berichtet Markus Kull. „Als er vor einem halben Jahr nach Deutschland kam, konnte er nur wenig Deutsch. Wir haben uns mithilfe eines digitalen Sprachübersetzers geholfen. Das machen wir noch heute, wenn es schwieriger wird.“ Inzwischen hat sich der 33-Jährige im achtköpfigen Team gut eingewöhnt und unterstützt seine Kollegen bei klassischen Tischlerarbeiten im Betrieb oder auf den Baustellen. „Wir haben ihn gleich mitgenommen auf die Baustellen. Ob der Einbau von Fenstern, Fußbodenlegen oder Möbelbau, Karl ist immer dabei“, erzählt Markus Kull, beeindruckt von dem Mut des Familienvaters. „Chapeau, dass er den Schneid hatte, diesen Schritt zu gehen und alles hinter sich zu lassen. Das macht nicht jeder so einfach.“ Den neuen chinesischen Azubi hat Markus Kull zusätzlich eingestellt. Jährlich startet ein Azubi bei Kull seine Ausbildung. Neben Karl hat im vergangenen Herbst noch eine 18-jährige Frau ihre Ausbildung in der Tischlerei begonnen.
Nicht nur die WIGOS hat mit ihren monatlichen Vernetzungstreffen dafür gesorgt, dass sich Karl in seiner neuen Heimat wohlfühlt. Auch Kull hat dem neuen Azubi den Einstieg leicht gemacht: „Die erste Woche hat er bei mir im Gästezimmer gewohnt und den Alltag kennen gelernt. Einmal habe ich ihn sogar mitgenommen zur Salsa-Veranstaltung nach Bielefeld. Das hat ihm gefallen.“ Inzwischen hat Karl eine eigene Wohnung unweit von seinem Arbeitsplatz gefunden.
Frau und Kind kommen auch nach Bad Laer
Die neue Wohnung hat der 33-Jährige seinem Chef zu verdanken, der seine Beziehungen in Bad Laer spielen ließ. Der angehende Tischler benötigt noch aus einem anderen Grund mehr Platz in seinem neuen Zuhause: „Meine Frau wird in den nächsten Monaten zu mir ziehen. Sie beginnt in diesem Jahr bei einem Unternehmen in Bad Laer eine Ausbildung zur Industriekauffrau.“ Dann hofft er auch, bald seine achtjährige Tochter wiederzusehen. Aufgrund seiner guten Erfahrungen kann sich Karl gut vorstellen, langfristig mit der ganzen Familie in Deutschland zu leben und zu arbeiten: „Die Landschaft, die Leute und die Arbeit, das finde ich hier alles sehr schön.“