Die Jobcenter in Deutschland werden in diesem Jahr erstmals über 20 Milliarden Euro für die Unterkunftskosten von Bürgergeld-Empfängern ausgeben. Dies ist hauptsächlich auf die steigenden Mietpreise zurückzuführen, wie eine Studie des Pestel-Instituts im Auftrag der Industriegewerkschaft Bau-Agrar-Umwelt (IG BAU) ergab.
Anstieg der Mietkosten belastet Jobcenter
Nach Angaben der IG BAU werden die Jobcenter in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 20 Milliarden Euro an Unterkunftskosten für Bürgergeld-Empfänger ausgeben. Dies stellt einen signifikanten Anstieg im Vergleich zu den 18,2 Milliarden Euro im Vorjahr dar. Der Hauptgrund für diese Zunahme sind laut Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU, die gestiegenen Mietpreise. „Die gestiegenen Mietpreise sind eine enorme Mehrbelastung für den Steuerzahler. Der Staat zahlt die Mietenexplosion kräftig mit“, kritisiert Feiger.
Mehr als nur finanzielle Unterstützung
Mit den 20 Milliarden Euro, die die Jobcenter für die Unterkunftskosten ausgeben, könnten laut Feiger auch der Neubau von 180.000 Sozialwohnungen gefördert werden. Anfang des Jahres erhielten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit rund 5,7 Millionen Menschen diese Zuschüsse. Die Kaltmiete für Wohnungen mit einfachem Standard lag 2015 im Bundesdurchschnitt noch bei 5,43 Euro pro Quadratmeter. In diesem Jahr betrug sie bereits 7,75 Euro – ein Anstieg von 43 Prozent innerhalb von acht Jahren, so das Pestel-Institut.
Forderungen der IG BAU
Die IG BAU sieht einen dringenden Handlungsbedarf in der Wohnungsbaupolitik. „Es fehlen mehrere Millionen bezahlbare Wohnungen“, so Feiger. Die Gewerkschaft fordert Bund und Länder dazu auf, den sozialen Wohnungsbau stärker zu fördern. „Es gab im ersten Halbjahr dieses Jahres eine Nettozuwanderung von 347.000 Menschen. Der Bedarf an Sozialwohnungen steigt Tag für Tag“, warnt Feiger.
Aufruf zur Förderung des Sozialen Wohnungsbaus
50 Milliarden Euro müssten laut IG BAU bis zum Ende dieser Legislaturperiode in den sozialen Wohnungsbau fließen. Nur so könne das Ziel der Regierung erreicht werden, jährlich 100.000 Sozialwohnungen zu bauen. Allerdings sieht die Gewerkschaft die Regierung aktuell nicht auf Kurs, dieses Ziel zu erreichen.