Die mittlerweile legendäre Partyreihe „Beatstreet“ in der kleinen Freiheit wird drei Jahre alt, der „Soul Train“ im Green Mark darf sich selbst als Comeback des Discofunk und der Rapklassiker feiern und schreibt sich neben den vielen elektronischen Partyreihen im Osnabrücker Nachtleben seinen ganz eigenen Stil auf die Fahne. „Keep it real“ und so. Turbulente Zeiten für Veranstalter Jimmy Spliff, der nebst seiner DJ-Tätigkeiten als “Dopeboy” auch vor wenigen Tagen noch sein neues Album „Die Ballentine’s Monologe“ aus dem Ärmel geschüttelt hat, auf dem er als bodenständiger Rapper überzeugt und allen Hörern reinen Whiskey einschenkt. Gründe genug, den VFL-Fan zu seinen Plänen & Visionen für 2012 zu befragen:
Seit längerem ist im Gespräch, dass die Beatstreet-Reihe sich nach einer neuen Location umsieht. Der Run auf die VVK-Tickets und die langen Schlangen vor Partybeginn sprechen für sich. Was sind die Pläne?
Jaja die „Gespräche“ 🙂 sobald geredet wird hat man es ja angeblich „geschafft“. Wir bleiben in der Kleinen Freiheit. Das stand für mich auch nie in Frage. Wenn das Essen gut schmeckt, sollte man nicht die Zutaten ändern. Durch die neue Bühne ist es noch kompakter geworden und die Stimmung noch geiler. Ich kann mir keinen anderen Club für die Beatstreet vorstellen – das würde zu viel verändern. Natürlich bin ich aber immer offen für Möglichkeiten in anderen Städten.
Du konntest bisher einige große Nummern der HipHop-Szene als Special Guests buchen. Wie ist die Resonanz der Jungs aus den Großstädten zu der überragenden Stimmung in der Kleinen Freiheit?
Die finden es alle geil hier. Beatstreet kann, laut der Meinungen der DJs, ohne Weiteres zu den Top HipHop-Partys in Deutschland gezählt werden -falls die sich nicht alle nur einschleimen wollen ;). Aber jede Partyreihe hat ihren eigenen Charme. Mir geht’s nicht darum „besser“ als die andern zu sein. Das empfindet jeder Gast anders. Aber die DJs kommen gerne zu uns, manche fragen auch von sich aus an, bzw. sagen sie andere Dates ab, oder verlegen diese, um zu uns zu kommen.
Kannst du schon absehen, wer in 2012 noch vorbeischauen wird? Was wäre weltweit dein Wunschkandidat als Gast-DJ?
Bei den letzten Bookings habe ich die Leute auf Facebook voten lassen, das werde ich auch in Zukunft mal wieder tun und die DJs, soweit möglich, dann auch buchen. Aus Deutschland hatte ich ja schon jeden den ich haben wollte, außer Eizi Eiz (Jan Delay) und Whodat? (Samy Deluxe). Aber auch da arbeite ich schon seit einem Jahr dran, ist aber nicht so einfach bei deren Terminkalendern. Noch schwieriger ist es bei den Amis: Da arbeite ich zur Zeit an Bookings für Redman, Alchemist und DJ Babu. Es wird also nicht langweilig werden.
Ihr feiert demnächst euren 3. Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch dazu – Habt ihr mit diesem Ansturm auf HipHop gerechnet als ihr angefangen habt?
Auch wenn es arrogant klingt, Ja! Ich habe die Jungs von der Freiheit/Glanz&Gloria bereits über ein Jahr genervt, um einen Termin zu bekommen. Es gab halt Bedenken, weil es auf Jams und Black Music Partys oft zu Problemen mit Vandalismus und Schlägereien kam. Ich habe die zum Glück überzeugt und die erste Party im Glanz mit DJ Mad war gleich ein voller Erfolg. In der Freiheit brauchte es dann etwas über ein Jahr, um das jetzige Level zu erreichen. Dass es mal einen VVK geben wird, der nach 15 Minuten schon ausverkauft ist, habe ich aber nicht erwartet.
Immer wieder kommt im Internet das Thema „Dauerkarten für die Beatstreet“ auf, um Stammgästen die lange Schlange zu ersparen. Gibt es in der Sache Neuigkeiten?
Ja die Dauerkarten sind in Planung. Ich arbeite grade mit einem Kollegen an einen System dafür. Allerdings kann man bei so einem Andrang nie ganz eine Schlange ersparen. Nur verkürzen.
Du zeigst auf deinem Album „Die Ballentine’s Monologe“ ziemlich viele Facetten von Rapmusik, ohne dabei deine Authentizität zu verlieren. Live am Leben und Live in Osnabrück. Wie wichtig ist dir der „Heimatbezug“ in deiner Musik?
Naja, „bewusst“ jetzt nicht so wichtig, auch wenn ich einen Track „Dreck und Staub“ zu diesem Thema auf dem Album habe. Aber wenn man viel von sich selbst erzählt, dann kommt das halt automatisch. Aber ich liebe meine Stadt, keine Frage, sie hat mich geprägt. Ich verstehe z.B. auch die Immigranten, die sich nach 30 Jahren in Deutschland immer noch nicht als Deutsche fühlen. Ich werde mich mein Leben lang als Osnabrücker fühlen, als halb Deutscher / Schotte, selbst wenn ich ab morgen auf dem Mars lebe. Das bekommt man aus einem Menschen nicht heraus. Aber ich finde das auch gut so und nicht weiter schlimm.
Dein Album „Die Ballentine’s Monologe“ ist auf sehr positive Resonanz gestoßen. Hat sich die Arbeit direkt gelohnt? Auf welche Meinungen hörst du? Wer gibt dir Kritik, die du dir zu Herzen nimmst?
„Gelohnt“ ist schwierig zu beantworten. Für mich „lohnt“ es sich ein gutes Album zu haben. Finanziell lohnt sich ein Free Album schon mal gar nicht. Da gehen mehrere Tausend Euro sein, und kein Cent wieder raus. Natürlich interessieren mich blöde Kommentare auf Youtube wenig – Musik ist Geschmackssache – viele denken aber, sie könnten über andere urteilen. Ich höre mir jede Kritik an, man sollte sie sich aber nie „zu Herzen nehmen“. Ich freue mich aber über jeden der die Musik feiert und verbreitet.
Du betonst immer wieder die „Realness“ im Rap. Es gibt derzeit einige vielversprechende Acts, die HipHop wieder ankurbeln – auf klassische oder neue Art und Weise. Wer gehört für dich zur Zeit dazu und wer kann das Image wieder aufbügeln?
Wer „Real“ ist und wer nicht, ist schwer zu sagen, bleibt jedem selbst überlassen. Man muss nicht 100 Züge gemalt haben und Breakdancen können um ein „realer“ Rapper zu sein. Richte „Fakes“ haben wir eigentlich nicht mehr im Rap. Klar gibt es vielversprechende Rapper da draußen. Casper, Mo Trip, Raf 3.0 z.B. bei den Kommerziellen, aber auch viele die den „Untergrund“ Sound am Leben halten, wie z.B. Morlokk Dilemma, Verrückte Hunde, Funkverteidiger usw.Ich kann da allen was abgewinnen.
Eine ganze Hand voll regionaler aber auch international renomierter Namen geben sich auf dem Album die Ehre. Wie kam es zu den Features auf dem Album?
Jedes Feature hat eine Bedeutung auf dem Album und einen direkten Bezug zum Track, außer vielleicht Iwi, die die Refrains auf 2 Tracks singt. Kurtis z.B. hat fast genau das zu mir persönlich gesagt, was er auf dem Track sagt, als ich ihm letztes Jahr von meinem Leben erzählt hab. Mortis war bei meinen Eskapaden nach meiner Trennung dabei, und Davel erzählt auch keinen Blödsinn auf dem Track. Eigentlich sollten es ja „Monologe“ werden. Aber diese 3 hatten ihre Teile zur Geschichte beizutragen.
Letztes Jahr gab es dich als Support für Casper auf der Maiwoche zu hören, in den letzten Wochen als Begleitung bei Fard. Gibt es dieses Jahr die Ballentine’s Monologe live? Wo gibt’s dich live zu sehn?
Jeder kann mir ne Booking Anfrage stellen. (info@firefire.net). Als DJ hab ich da höhere Ansprüche wie als MC. Ich weiß dass mit Jams nicht viel Geld zu machen ist, also stell ich da auch nicht viele Ansprüche. Im Moment ist da nicht viel geplant, mal sehen was kommt. Als DJ bin ich aber gut beschäftigt.
Zuerst das Video von „Kein Ende in Sicht“, was kommt als nächstes?
„Mir geht’s gut“ ist jetzt raus. (hier der YouTube-Link) Geplant sind noch Videos zu „Abgrund, „Sonntag bis Samstag“ und „Besser als je zuvor“. Ich mach die Videos selbst (Schnitt und Post), beziehungsweise mit der Hilfe einiger Freunde an der Kamera. Dementsprechend ist es für mich günstig, als sollte ich das Medium auch nutzen.
Anderes Thema: Was passiert mit dem VFL? Wo geht es in den nächsten Jahren hin? Wer kann was retten und woran scheitert es immer wieder?
Gib mir 15 Bier und ich weiß genauer bescheid 😉 Wenn ich das so genau wüsste wäre ich Fußballmanager, wobei ich früher beim Bundesliga Manager Hattrick auf dem PC unschlagbar war. Ich bin für Angebote des VFL immer offen. 😉 Ich habe viel zu kritisieren, nur kann davon auch viel falsch sein, wenn ich jetzt hier rumlaber ist das ungefähr so viel wert wie ein Youtube-Kommentar von jemanden der kaum Ahnung von Musik hat.
Interview: Johnny
I-love-OS stellt in loser Folge Künstler aus Osnabrück vor, bislang: Heinz Rudolf Kunze, Christian Steiffen, Wolkenglut.