Sportplatz Schinkelberg, Osnabrück in 3D / Foto: Stadt Osnabrück
An der Gartlage, auf dem Limberg oder vielleicht auch auf dem Schinkelberg? Rückzug von der Illoshöhe oder auch Ausbau des traditionellen Nachwuchs-Standorts? Und fungiert ein neues Trainingszentrum vielleicht als Türöffner oder auch Trojanisches Pferd für einen zukünftig nebenan möglichen Neubau einer Bremer Brücke 2.0, wie es zumindest für die Gartlage-Lösung schon mal im Raum stand?
„Vielleicht“ herrscht seit der jüngsten Ratssitzung endlich Klarheit, obgleich der gefundenen Lösung der Makel anhaftet, dass die zuständigen Ausschüsse nicht gehört wurden.
Und auch die Amateurvereine SC Türkgücü e.V. und KSZ Bosna i Hercegovina e.V., die nun weichen müssen, sowie der betroffene Schulsport: Sie alle sollen erst im Nachgang mit der neuen Situation konfrontiert werden.
Grüne wollten Aufschub – keine Diskussion über Flächenversiegelung
Die Grünen, die sich letztendlich nicht durchsetzen konnten, wollten das Projekt und den Ratsbeschluss um einen Monat aufschieben, damit die Beteiligung der Ausschüsse und der direkt Betroffenen gewährleistet werden können.
Keine Kritik gab es von der Ökopartei am geplanten Kunstrasen, wobei noch kurz zuvor in einer anderen Debatte um Baugrundstücke betont wurde, dass man sich entschieden gegen jede neue Flächenversiegelung stelle.
So, wie es jetzt entschieden wurde, wird die Stadt Osnabrück mehr als 12 Millionen Euro aus der bodenlos entleerten Stadtkasse zahlen – mindestens.
Der gerade erst und erneut am Projekt Aufstieg gescheiterte VfL wird für seine neue Heimstatt die eher überschaubare Summe von 2,1 Millionen beitragen sowie jährlich 120.000 Euro in den nächsten 30 Jahren.
Die jährliche Zahlung des VfL soll bei einem Aufstieg in eine höhere Liga auch angehoben werden können.
Zustimmung von AfD, „Die Partei“, SPD und CDU
Zustimmung für den Verwaltungsvorschlag gab es von der CDU und SPD sowie von AfD-Mann Viktor Jersch und dem für „Die Partei“ im Rat sitzenden Komiker Kalla Wefel.
Gegenstimmen gab es von der FDP/UWG-Gruppe. Der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) enthielt sich ebenso wie die Grünen, die zuvor mit einem eigenen Antrag für einen Aufschub geworben hatten.
Auf dem Schinkelberg soll nun der „Tennenplatz“ für die VfL-Profis mit einer Rasenheizung versehen werden. Der Platz von Blau-Weiß Schinkel am Gretescher Weg bekommt einen Kunstrasenplatz, auch für Schul- und Breitensport. Das Nachwuchsleistungszentrum verbleibt an der Illoshöhe, bekommt aber auch eine Aufwertung und eine zusätzliche Laufbahn. Und an allen drei Standorten wird das Flutlicht verbessert (Schinkelberg) bzw. neu installiert.
Kommentar des Redakteurs
Nach all dem Hickhack der vergangenen Jahre – wobei hier auch durchaus mal die Hinterzimmergespräche und ein paar komische Grundstücksdeals genauer überprüft werden sollten – geht es endlich voran.
Der VfL als starke Marke der Region und sportliches Aushängeschild hat es verdient. Hoffentlich honoriert der Verein so viel Großzügigkeit zukünftig mit mehr sportlichen Erfolgen.
Ratsneumitglied Kalla Wefel bracht es in seinem Redebeitrag in der lebhaften Debatte auf den Punkt: Der VfL ist das Theater für die allermeisten Osnabrücker (nicht wörtlich zitiert).
Und es sind tatsächlich „nur“ rund 15 Millionen Euro, die hier verbaut und auch dem Schul- und Breitensport zugutekommen werden.
Die Renovierung des eigentlichen Theaters der Stadt soll hingegen 60, 80 vielleicht auch 100 Millionen kosten. Eine irrwitzige Summe für ein unendlich tiefes Finanzloch, das anders als der VfL keine merkliche Schlangenbildung im Vorverkauf kennt, das jenseits von Bramsche und Melle sowie vielleicht noch einer überschaubaren bundesweiten Theaterszene völlig unbekannt und bedeutungslos ist und das Karten an Studierende und Schulklassen geradezu verramschen muss, um die vergleichsweise kleine Hütte voll zu bekommen.
Wer weiß, was schon bald auf die Stadt zukommen wird? Noch werfen die Kommunalpolitiker das Geld nur so zum Fenster heraus, als ob es keine verschwundenen Millionen bei der Greensill Bank, keine massive Schieflage der Stadtwerke und auch keinen Krieg in der Ukraine und kein Post-Covid der Wirtschaft geben würde.
Eine letzte völlig dekadente Ausgaben-Orgie einer politischen Kaste, die kein Sparen kennt und für die zweistellige Millionenbeträge ja nur das Geld anderer Leute sind, die dafür die weltweit höchste Steuerlast ertragen müssen.
Schön, dass mit dem VfL zumindest eine Institution bedacht wurde, an der wir auch in kommenden Krisenzeiten hoffentlich noch viel Freude haben werden.
Lange werden wir uns solche Ausgaben in dieser Stadt sicher nicht mehr leisten können. Nicht nur das Theater ist marode, es gibt da auch noch eine Baustelle am Neumarkt, für die endlich Pläne umgesetzt und Millionen locker gemacht werden sollten – und nicht nur da.
Vielleicht hätte man Rasenheizung, noch mehr Flutlichtmasten und Kunstrasen auch etwas später priorisieren können?