“Wie gut ist die Bedienungsqualität des Busverkehrs wirklich?” wollte die die Ratsfraktion der Osnabrücker Grünen von den Stadtwerken wissen. Die Antwort, die unserer Redaktion vorliegt, wurde in der vergangenen Ratssitzung nicht vorgetragen, sondern, wie bei derartigen Anfragen üblich, lediglich zu Protokoll gegeben und ist noch nicht öffentlich verfügbar.
Mit einer Fahrplanabweichung von bis zu 5 Minuten gelten Busfahrten sogar noch als “pünktlich, so eine Feststellung in dem unserer Redaktion vorliegenden Papier. Erst ab der 6. Minute Abweichung vom Fahrplan, fließen Busfahrten überhaupt erst als unpünktlich in die Statistik ein.
Täglich 744 Busfahrten unpünktlich
Nur noch 64 Prozent, und damit recht genau zwei von drei Bussen, schaffen es in der Hauptverkehrszeit von 6:30 Uhr bis 18:30 Uhr das recht grobe Pünktlichkeitsziel einzuhalten, ohne dass der untersuchte Zeitraum in dem unserer Redaktion vorliegenden Dokument näher definiert ist.
Etwas besser sieht es in der Nebenzeit, am frühen Morgen und am Abend aus, dann sind immerhin 82 Prozent der täglich 2044 Busfahrten pünktlich oder zumindest “nur” innerhalb von 5 Minuten nach der vom Fahrplan vorgegebenen Zeit an der Haltestelle.
Rein rechnerisch fällt jeden Tag ein Bus komplett aus
Auch hinsichtlich der Zahl der ausgefallenen Busfahrten nehmen die Stadtwerke Stellung. Die Zahl der ausgefallenen Busfahrten hat seit 2018 mehr als vervierfacht, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Betrug die Quote der Fahrtenausfälle im Jahr 2018 noch 0,21%, so hat sich diese Zahl in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 auf 0,9% erhöht.
Rechnet man die obige Zahl der Fahrtausfälle auf die Eingesetzen Busse um, ist es im Durchschnitt ein Fahrzeug, das pro Tag nicht auf die Straße kommt.
Bedingt durch den Einsatzplan ist dadurch, so die Stadtwerke, nicht immer nur eine einzelne Linie betroffen, sondern es fallen “einzelne Fahrten auf verschiedenen Linien aus”.
Beschwerden nehmen zu – Kunden kehren dem ÖPNV den Rücken
Die Stadtwerke berichten gegenüber der Politik, dass die Beschwerden der Kunden in den letzten Monate stark zunehmen: Der Handlungsdruck ist groß.
Neben einem Abwenden der Osnabrücker vom ÖPNV “Fahrgastrückgänge”, beklagt das kommunale Unternehmen inzwischen auch “Einnahmerückgänge”; vor allem “Gelegenheitskunden”, die alternativ auch anders zu ihrem Ziel gelangen können, kehren dem Busverkehr den Rücken.
Stadtverwaltung und Politik in der Pflicht
Die Stadtwerke stellen der Stadtverwaltung ein schlechtes Zeugnis aus: Vier von zehn Gründen, die als Ursache für Ausfälle und Verspätungen genannt werden, gehen direkt oder indirekt auf das Konto der Verwaltung. Genannt werden mangelhafte Ampelschaltungen, fehlende Beschleunigungsmaßnahmen an den Haltestellen, auf der Strecke und natürlich die mangelhafte Baustellenkoordination.
Darüberhinaus wird eine grundsätzliche Überlastung des Verkehrsraums und Verkehrsflusses in Osnabrück beklagt, auch bedingt durch Umleitungsstrecken der Autobahnen, die durch die Innenstadt geführt werden. Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz (vor allem in der Adventszeit oder am Westfalentag) bremsen die Busse zusätzlich und noch immer gibt es kein Park & Ride Konzept.
Schließlich macht den Stadtwerken der Personalmangel große Probleme (HASEPOST berichtete), wodurch auch kurzfristige Erkrankungen von Fahrern zu Ausfällen führen.
38 Maßnahmen gegen ausfallende und unpünktliche Busse
Um die Probleme in den Griff zu bekommen haben die Stadtwerke ein 38 Punkte umfassendes Maßnahmenprogramm entworfen, dessen erste Maßnahmen nach den Vorstellungen des Unternehmens “schnellstmöglich ” umgesetzt werden sollten. Konkret werden die zukünftigen Metrobuslinien M” (Landwehrviertel) und M4 (Ikea).
Die Stadtwerke erinnern die Lokalpolitiker daran, dass für Baumaßnahmen, die in 2021 realisiert werden sollen, Förderanträge bis zum Mai 2021 gestellt werden müssen.