Am gestrigen Donnerstag (08. April 2021) wurde die Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2020 veröffentlicht. Die Leiterin der Polizeiinspektion Osnabrück zieht in einer Pressemitteilung ein Fazit.
Die Leiterin der Polizeiinspektion Osnabrück, Leitende Polizeidirektorin Andrea Menke, zur veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020: „Die objektiv erhobenen Kriminalitätszahlen sind die niedrigsten der letzten 30 Jahren. Nicht nur die Zahl der registrierten Straftaten ist gesunken, auch die Wahrscheinlichkeit, in unserer Region direkt von Kriminalität betroffen zu sein ist weitaus geringer als in den letzten Jahren.“
Gesamtzahl der registrierten Straftaten weiter gesunken
In der Polizeiinspektion Osnabrück, zuständig für mehr als 523.000 Menschen, gab es mit 30.454 registrierten Straftaten so wenig Kriminalität, wie in den vergangenen 30 Jahren nicht. Die Quote der aufgeklärten Straftaten liegt mit 60,70 % auf einem erfreulich hohen Niveau. Andrea Menke: „Wir wissen, dass das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung oftmals leider nicht mit den objektiv erhobenen Zahlen übereinstimmt. Die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner sank auf den niedrigsten Wert der letzten 10 Jahre. Es ist uns als Polizei weiterhin ein großes Anliegen, neben den objektiven Zahlen auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen in unserer Region zu stärken.
Wohnungseinbrüche: weniger Taten, höhere Aufklärungsquote
Seit 2015 ist es gelungen, die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region Osnabrück um mehr als 65 %, von 1.095 auf 377 Taten, zu senken. Erfreulich für das Berichtsjahr ist, dass sich die Aufklärungsquote in diesem Deliktsfeld von 18,23 % (2019) auf 25,20 % im Jahr 2020gesteigert hat. Andrea Menke: „Wohnungseinbrüche gehören zu den Straftaten, die das Sicherheitsgefühl der Menschen nachhaltig negativ beeinflussen können. Rund zwei Drittel weniger Taten als noch 2015, ein beachtlicher Erfolg. Die Region Osnabrück ist für Einbrecher deutlich unattraktiver geworden. Intensive Ermittlungsarbeit und gute Präventionsangebote haben daran ihren großen Anteil.“
Zahl der Körperverletzungen gesunken –Aufklärungsquote gesteigert
Mit 2.693 registrierten Fällen im Jahr 2020 kann eine Senkung um 17,73 % in diesem Deliktsfeld vermeldet werden. Die Zahl der Taten teilte sich zu fast gleich Teilen auf den Landkreis und das Stadtgebiet auf. Die Aufklärungsquote stieg auf 90,61 % (87,93 %) an.
Gewalt gegen Polizeibeamte um ein Viertel angestiegen
Beim Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte gab es in der Region Osnabrück eine Steigerung um 25,42 %. Der Anstieg im Stadtgebiet lag sogar bei 34,2 %, von 105 auf 141 Taten. Im Landkreis wurde eine Steigerung von 12,5 % registriert. 2020 wurden 255 Polizeivollzugsbeamte zum Opfer einer Straftat, 49 mehr als noch 2019. Andrea Menke: „Gewalt gegen Helferinnen und Helfer, die sich für ein friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft einsetzen, ist in höchstem Maße unmoralisch und verwerflich. Ich wünsche mir, dass sich unsere Gesellschaft mit aller Kraft gegen diese Entwicklung einsetzt.“
Phänomen „Verbreitung pornografischer Schriften“
Wie befürchtet, ist es in diesem Deliktsfeld zu einem weiteren Anstieg der Tatverdächtigen –insbesondere Kinder und Jugendliche –gekommen. In den meisten Fällen geht es um das Weiterverschicken von empfangenen Dateien. Häufig fertigen die Minderjährigen aber auch selbst strafbare Inhalte an und verbreiten diese. Wenn Kinder und Jugendliche Nacktbilder von sich fertigen und an andere Personen versenden, handelt es sich um eine Straftat. Seit Ende 2020 arbeiten in Osnabrück die Jugendgerichtshilfe, die Staatsanwaltschaft und die Polizei in dem„Haus des Jugendrechts“ zusammen. Die räumliche Nähe unter einem Dach führt dazu, dass strafrechtliche und erzieherische Maßnahmen im Jugendbereich noch schneller und besser umgesetzt werden können. Dazu Menke: „Neben den Schulen und Präventionsträgern sind an dieser Stelle die Eltern besonders gefordert, die Medienkompetenz ihrer Kinder an die rasant wachsende Zahl von sozialen Netzwerken und Messengerdiensten anzupassen. Mein Appell: Machen Sie sich selbst mit dem Thema vertraut. Interessieren Sie sich für das Verhalten und die Inhalte, mit denen Ihre Kinder in den sozialen Netzwerken konfrontiert sind. Bleiben Sie mit Ihren Kindern im Gespräch und nutzen Sie die Präventionsangebote Ihrer Polizei.“
Pandemie verlagert Kriminalität
Kriminelle passten sich in der Pandemie schnell den geänderten Umständen an. So stieg unter anderem die Zahl der Straftaten mit dem „Tatmittel Internet“, darunter fallen zum Beispiel viele Betrugsdelikte und Erpressungen. Falsche Onlineshops schossen aus dem Boden und die Zahl der Erpressungen durch E–Mails oder verschlüsselte Computersystemen nahm zu. In der Polizeiinspektion Osnabrück wurden für das Jahr 2020 1.960 Fälle registriert, 31,72 % mehr als noch 2019 (1.488). Die Aufklärungsquote lag bei 81,17 %. Kriminalitätsrisiko gesunken. Mit der sogenannten Häufigkeitsziffer wird das statistische Risiko ausgedrückt, zum Opfer von Straftaten werden. Dazu werden die registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner erfasst. In Stadt und Landkreis war das Kriminalitätsrisiko in den letzten 10 Jahren nie geringer als 2020. Die objektive Sicherheit ist also so groß wie schon lange nicht mehr.
Fazit für das Jahr 2020
„Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona–Pandemie. Die Alltagsroutinen der Bürgerinnen und Bürger wandelten sich, das öffentliche Leben nahm spürbar ab. Diese Veränderungen spiegeln sich auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik wieder. Sanken die Fallzahlen in einigen Deliktsbereichen spürbar, so stiegen sie an anderer Stelle leider an. Als Polizei arbeiten wir mit einem stetigen Wandel der Kriminalitätsphänomene. Es entstehen neue Kriminalitätsformen und die Komplexität unserer Arbeit nimmt zu. Die langjährigen Trends aber zeigen, wir sind insgesamt auf einem guten Weg“, so Menke abschließend.