Nur die Note “ausreichend”: Beim jüngsten ADFC Fahrradklima-Test hat Osnabrück erneut mit der Note 4,3 abgeschnitten. Der Radentscheid schließt sich dem Ergebnis der Befragung allerdings nur in Teilen an.
Aktivist Matthias John: „Es hakt in Osnabrück immer noch in elementaren Bereichen: Radwege sind zu schmal, es gibt keine effektiven Falschparkerkontrollen und die nötigen Voraussetzungen, um entspannt im Mischverkehr zu fahren, sind nicht gegeben. Das alles führt zu einer entscheidenden Bewertung: Das Sicherheitsgefühl benoten die Befragten mit 5,1. Das ist ein klarer Auftrag für Politik und Verwaltung. Die Menschen müssen sich auf dem Fahrrad wohl fühlen, dann steigen sie auch dauerhaft um. Es gibt sicher viele, die lieber entspannt auf zwei Rädern am Stau vorbeifahren würden, als Teil von ihm zu sein.“
Radentscheid: Radfahrende keine Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse
Allerdings zeigten die besser bewerteten Kategorien wie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums oder die Wegweisung für den Radverkehr, dass Osnabrück durchaus das Potenzial zur Fahrradstadt hat, erwidert Aktivist Kevin Lukas Simon. „Anzuerkennen ist auch, dass die Stadt in den letzten Jahren wirklich neue Dinge gewagt hat. Die Protected Bike Lane am Heger-Tor-Wall oder der Radschnellweg nach Belm zeigen uns endlich, wie sicher und komfortabel Radfahren sein kann. Und sie zeigen auch, dass Radfahrer*innen keine Verkehrsteilnehmer*innen zweiter Klasse sind, die sich mit dem zufriedengeben müssen, was übrigbleibt.” Zudem trage das gerade eröffnete Fahrradparkhaus dem Fahrrad als wichtigem Teil des Umweltverbundes Rechnung. Und mit der Umwandlung von Parkstreifen in Radwege mache Osnabrück einen weiteren großen Schritt. „Hier würden wir uns allerdings noch mehr Tempo wünschen.“
Klimatest als Möglichkeit zum Frust ablassen?
Aktivist Christoph Drepper ergänzt: „Es bleibt die Frage, wie repräsentativ die Umfrage ist. Wir vermuten, dass grundsätzlich eher Menschen, die unzufrieden sind, an solchen Klimatests teilnehmen.” Der Anreiz, Frust abzulassen, sei groß und die Durchschnittsnote fällt dementsprechend schwach aus. „Objektiv betrachtet würden wir Osnabrück eine ausreichende Note geben.” Ausruhen könne man sich aber auch darauf nicht. „Gerade beim Ausbau sicherer Radwege und der Umwidmung von Verkehrsflächen muss noch viel mehr Tempo gemacht werden. Mehr als 10.000 Unterschriften im letzten Jahr zeigen, dass auch die Osnabrücker*innen mehr Fahrrad wagen wollen. Als Radentscheid setzen wir uns weiterhin dafür ein und arbeiten auch gerne mit der Stadt zusammen.“