Zugegeben, der Titel dieses kleinen Kommentars ist provokant, aber das Bild, das unser Redaktion am Montagmorgen von unserer Leserin Roberta B. geschickt wurde, lässt diese Frage aufkommen: Kann man als Arbeitnehmer noch ernsthaft nach Osnabrück pendeln? Oder ist es Zeit sein Einkommen an einem freundlicheren Ort zu suchen?
Das Foto entstand an einem ganz normalen(?) Montagmorgen auf der Bundesstraße B68 zwischen Wallenhorst und der Kreuzung Oldenburger Landstraße und Fürstenauer Weg (ehemals Coca Cola Heydt) – bzw. einige Ampelschaltungen bevor diese Kreuzung erreicht werden konnte.
Hier ist das Nadelöhr für nahezu alle Pendler, die jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit aus Gemeinden wie Alfhausen, Bramsche oder Wallenhorst nach Osnabrück kommen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Zwei der zuvor genannten Orte haben keinen Bahnhof – wer von dort kommt und rechtzeitig zu Arbeitsbeginn in Osnabrück sein muss, hat oft keine andere Wahl als irgendwann am frühen Morgen sich in diesem Stau „hinten anzustellen“.
Baustellen verschärfen die Situation – über Monate
Richtig schlimm wurde es, so unsere Leserin, als vor ein paar Tagen auch noch die Knollstraße gesperrt wurde. Vermutlich konnten über diesen (nicht unerheblichen) Umweg einige Fahrer aus dem Bereich Rulle den morgendlichen Stau umfahren – nun sind auch sie „Mitglied im Club“.
Auf der B68 teilen sich die Pendler jeden Morgen und jeden Nachmittag den knappen Verkehrsraum mit zahllosen LKW, die von ihren Navis auf der Fahrt von Südoldenburg nach Ostwestfalen ebenfalls mitten durch die Stadt gelotst werden. Und der einst reibungslos kreuzende Verkehr aus Richtung Dodesheide rüber zur Pagenstecherstraße, muss nun auch neue Wege finden, da die Römereschstraße auf wenigen hundert(!) Metern verbreitert wird, was in der Hasestadt mehr als anderthalb Jahre dauert.
Damit es auf dem Weg zum Arbeitsplatz wenigstens ein bisschen voran geht, wird inzwischen jeden Morgen der Standstreifen – siehe Foto – als dritte Spur genutzt. Die einzige (wenn auch illegale) Aktivität, die man als Autofahrer im Stau noch ergreifen kann um zumindest „gefühlt“ etwas zu tun.
Der tägliche Ärger für tausende Pendler – während die Behördenmitarbeiter um diese Zeit noch schlafen und den täglichen Stau an den Grenzen der Stadt geflissentlich ignorieren.
Die für dieses Chaos zuständigen Verwaltungsbeamten – zumindest ihr Behördenleiter – kommen ja mit dem Fahrrad aus besseren und innenstadtnahen Wohngegenden…
Osnabrück schafft sich ab!
Haben wir uns als Osnabrücker vielleicht schon damit abgefunden, dass es Verantwortliche in Politik und Verwaltung gibt, die meinen eine Großstadt (immerhin aktuell die drittgrößte in Niedersachsen) könne den notwendigen Verkehr in der Hauptsache per Fahrrad erledigen? Deren offensichtliche Begrenztheit im Denken an der Stadtgrenze – oder den Straßenzügen des Katharinenviertels – aufhört?
Wie sollen denn die Mitarbeiter der Firmen, die über ihre Steuerlast die Stadtkasse mehr schlecht als recht gefüllt halten, zur Arbeit kommen?
Wie soll denn ein Landkreisbewohner umweltgerecht mit dem Intercity sein Ziel erreichen, wenn die Fahrt von Wallenhorst zum Hauptbahnhof länger dauert als die anschließende Bahnfahrt nach Bremen oder Dortmund? Da fährt man doch lieber gleich auf die Autobahn… Am Zielort mit dem Auto angekommen, kann der Stau dort nicht schlimmer sein, als das, was einem auf dem Weg zum Osnabrücker Hauptbahnhof erwartet! Alles so gewollt?
Kann oder will man im Elfenbeinturm von Verwaltung und Parteibüros nicht erkennen, dass sich Osnabrück mit jedem Stau ein klein wenig mehr selbst abschafft?!
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