Am gestrigen Abend leistete die Ahmadiyya Muslim Jamaat Osnabrück einen weiteren Beitrag zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus. Nachdem fünf Jugendliche der muslimischen Gemeinde in der vergangenen Woche die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnernden Stolpersteine reinigten, folgte gestern ein Vortrag zum Thema Rassismus.

AFP

Kurz vor Beginn der Veranstaltung gab es ein Gebet in der Basharat Moschee. 18:50 Uhr ist eine der lokalen Gebetszeiten. Hinter dem Imam, Luqman Ahmad Shahid, beteten einige Männer. Dabei war ein Gesang zu hören. Wie der Imam später erklärte, ist der Gesang ein Zeichen des Respekts. Eine genaue Vorgabe, wie der Imam singen muss, gebe es nicht.

Um 19 Uhr begann die Abendveranstaltung. Etwa 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dabei. Nach einer Begrüßung durch Jahanzeb Shaker, der die Veranstaltung moderierte, folgte eine Rezitation des Imams aus dem Koran. Im Anschluss stellte Shaker kurz die Ahmadiyya Muslim Jamaat vor: Hierbei handle es sich um eine „Reformbewegung im Islam“. Gemeint ist damit aber nicht eine Reform im Sinne einer Veränderung, sondern der „Versuch, den wahren Islam wiederzubeleben“, so Shaker.

Partnerschaft mit christlicher und jüdischer Gemeinde

Ein Grußwort gab es vom evangelischen Pastor Hans Hartmann von der St. Michaelis und vom Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Michael Grünberg. Hartmann erinnerte an den jüngsten Anschlag in Neuseeland. „Die Trauer verbindet uns über alle Religionen hinweg“, so Hartmann. Er bedankte sich bei der Ahmadiyya Muslim Jamaat Osnabrück für die „Nachbar- und Partnerschaft“, die „keine Selbstverständlichkeit“ darstelle.

„Schade, dass wir uns heute hier treffen“, begann Grünberg sein Grußwort. Er hoffe, dass die Gemeinden in Zukunft nicht im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus, sondern „als Freunde“ zusammenkommen.

Nicht übereinander, sondern miteinander reden

Der Hauptvortrag von Malik Waleed Ahmed, Arzt am Marienhospital, veranschaulichte mit Zitaten aus dem Koran, dass der Islam nicht rassistisch ist. „Der Angesehenste von euch ist vor Allah der, der unter euch der Gerechteste ist“, lautete eines der Zitate. Die Vielfalt an Hautfarben und Sprachen stelle nach dem Islam „ein Zeichen Gottes“ dar, so Waleed Ahmed. Auch der Prophet Mohammed war gegen Rassismus, betonte der Redner. „Ein Araber hat weder einen Vorrang vor einem Nicht-Araber, noch hat ein Nicht-Araber einen Vorrang vor einem Araber“, zitierte Waleed Ahmed den Propheten.

Vorwürfe, dass der Islam rassistisch sei, wiesen Waleed Ahmed und der Imam bei der Diskussion im Anschluss an den Vortrag klar zurück: „Zitate aus dem Koran werden oft aus dem Kontext gerissen und von Terroristen missbraucht. Der Islam an sich hat keine Widersprüche.“ Nicht nur Andersgläubigen, sondern auch Atheisten gegenüber sei der Islam tolerant. „Rassismus ist die Grundstufe dazu, dass Hass entsteht“, so Waleed Ahmed. Um Rassismus zu bekämpfen, müsse man anfangen, „nicht übereinander, sondern miteinander zu reden“.