Der frühere deutsche Botschafter in Washington, Wolfgang Ischinger, äußert sich kritisch zu der Idee, europäische Friedenstruppen in die Ukraine zu entsenden. Er sieht die USA unter Donald Trump nicht in einer friedenssichernden Rolle und schlägt stattdessen Truppen aus anderen Ländern vor. Zudem betont Ischinger die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Moskau und Washington für einen dauerhaften Frieden.
Kritik an europäischen Friedenstruppen
Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, hält die Idee europäischer Friedenstruppen in der Ukraine für unrealistisch. „Zum einen bräuchte man dafür sehr viele Truppen. Zum anderen: Wenn man eine solche Operation startet, muss man überlegen, wie groß die Risiken sind“, sagte er dem „Stern“. Er hinterfragt die Fähigkeit, einem möglichen russischen Angriff standzuhalten, falls dieser erneut beginnen sollte.
Alternative Partner und UN-Mandat
Ischinger sieht die friedenssichernde Rolle eher bei Ländern wie Indien, Pakistan, Brasilien, Indonesien oder sogar China, falls diese bereit sind, sich zu engagieren. Er betont, dass ein solches Engagement ein UN-Mandat erfordere. Zugleich warnt er, dass gegen Russland Härte gezeigt werden müsse, jedoch auch Verhandlungsbereitschaft bezüglich der Nato-Mitgliedschaft der Ukraine wichtig sei: „Dann muss man darüber reden.“
Dialog zwischen Moskau und Washington
Ischinger unterstreicht die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Moskau und Washington für eine Ukraine-Vereinbarung: „Wenn es diese amerikanisch-russische Gesprächsebene nicht gibt, dann gibt es auch keine Ukraine-Vereinbarung“. Trotz der Spannungen von Donald Trump gegenüber Kanada oder Grönland rät Ischinger zu Gelassenheit. Trump bezeichnet er als „Meister der Ablenkung“, der von seiner Unfähigkeit, das Ukraine-Problem in 24 Stunden zu lösen, ablenken wolle.
Ischinger sieht zudem die Polemiken von Trump-Vertrautem Elon Musk als gefährlich für das Vertrauen in die USA als „gutmütigen Hegemon“. „Die USA riskieren, diese Rolle zu verlieren, wenn sie wie ein Schulhofschläger in der Weltgeschichte operieren.“ Musk bezeichnet er als „wichtigen Industriellen“, dessen politische Äußerungen jedoch von „großer Unkenntnis der Verhältnisse in Deutschland“ zeugen. Ischinger empfiehlt, sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
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