Alle Jahre wieder stand zum Jahreswechsel das „große Zählen“ im Zoo Osnabrück an. Die tierische Inventur ist mittlerweile abgeschlossen: 2.656 Tiere aus 298 Arten leben aktuell am Schölerberg.

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„2017 hat sich einiges verändert in unserem Tierbestand“, berichtet Andreas Wulftange, wissenschaftlicher Kurator im Zoo Osnabrück und zuständig für die jährliche Inventur der Tierwelt bei der Vorstellung der Zahlen. Insgesamt lebten zum Jahreswechsel 298 Tierarten am Schölerberg – 22 mehr als im Vorjahr. „Die meisten neuen Arten sind bei den Fischen eingezogen. Auch bei den Wirbellosen und Säugetieren hatten wir einen Zuwachs an Arten, bei den Vögeln, Reptilien und Amphibien ist die Zahl dagegen gesunken“, so Wulftange weiter. Die Anzahl der Individuen sei von 3.060 auf 2.656 gesunken, was vor allem an Veränderungen im Fischbestand im „Tetra-Aquarium“ liege.

Zoo Osnabrück, Seehunde
Bei der tierischen Inventur wird manchmal auch gemessen: Seehundnachwuchs Fenja (rechts), die am 7. Juli 2017 zur Welt kam, entwickelt sich prächtig (links Kurator Andreas Wulftange, rechts Cathi George, Auszubildende zur Tierpflegerin)

„Natürlich überprüfen unsere Tierpfleger jeden Morgen Anzahl und Gesundheitszustand ihrer Zöglinge. Einmal im Jahr wird dann komplett durchgezählt und wir tragen alle Zahlen zusammen. Bei den Elefanten und Giraffen ist das Zählen ja noch leicht – bei Ameisen oder Hummeln wäre es allerdings kaum zu schaffen, jedes einzelne Tier zu zählen“, schmunzelt der Biologe. Ameisen, Hummeln oder auch Stabschrecken werden daher als Volk oder Gruppe gezählt. Bei vielen Fischarten schätzen die Zoomitarbeiter die Anzahl der Individuen oder fotografieren die Aquarien, um die Fische zählen zu können.

Weitergabe der Zahlen an Behörden

„Die Zahlen müssen wir anschließend an verschiedene Behörden geben – so zum Beispiel an das Veterinäramt sowie die Naturschutzbehörden. Alle Zu- und Abgänge müssen gemeldet werden und die Behörden können auch stichprobenartig die Papiere bestimmter Tiere anfordern“, erklärt Andreas Wulftange. Insbesondere geschützte Tiere dürften nicht von jedem gehalten und gezeigt werden. „Die Behörden prüfen unsere Unterlagen und stellen anschließend die Genehmigung zur Haltung und Ausstellung der Tiere aus.“

2017: erste Elefantengeburt in Osnabrück

Besonders große Veränderungen gab es 2017 bei den Elefanten: „Nachdem wir mehrere Jahre auf Asiatische Elefantenkühe gewartet haben, zogen im Frühjahr endlich die Weibchen Douanita und Sita aus dem Zoo Prag bei uns ein. Zudem kam Minh-Tan zur Welt – der erste Elefant, der bei uns geboren wurde“, freut sich Wulftange. Aber auch bei den Seehunden, Flachlandtapiren und Polarfüchsen gab es Nachwuchs.

Doch nicht nur die „ganz großen“ Geburten sind im Zoo von Interesse: „Bei unseren Rothaubenturakos, die in der Voliere gegenüber vom Eingang des Tetra-Aquariums leben, sind im vergangenen Jahr vier Weibchen geschlüpft“, berichtet Wulftange. Mit der afrikanischen Turakoart beteiligt sich der Zoo Osnabrück am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm der Zoos, über das die Nachzucht der Tierart wissenschaftlich koordiniert wird. „An sich ist der Schlupf noch nicht allzu außergewöhnlich. Allerdings sind unter den 67 Zoos, die sich am Zuchtbuch der Rothaubenturakos beteiligen, bei uns die einzigen Weibchen geschlüpft – und daher ist dieser Nachwuchs eben doch sehr wichtig für die Nachzucht“, erklärt Wulftange.

Königspython, Zoo Osnabrück
2.656 Tierindividuen aus 298 Tierarten leben im Zoo Osnabrück – so auch diese Königspython

Die Nachzucht einer weiteren Vogelart ist seit diesem Jahr wichtiger geworden: die der Schnee-Eulen. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN führt die „Rote Liste bedrohter Arten“ und hat vor wenigen Wochen die Schnee-Eule erstmals auf dieser Liste als „gefährdet“ eingestuft. Im Zoo Osnabrück leben derzeit fünf Schnee-Eulen, eine davon schlüpfte im vergangenen Jahr. „Leider landen immer mehr Tiere auf dieser Liste und werden als bedroht eingestuft. Eine wichtige Aufgabe der Zoos ist es, sich aktiv durch Nachzucht am Arterhalt zu beteiligen und eine stabile Population in menschlicher Obhut aufzubauen – daher ist auch ein Kommen und Gehen unter den Zoobewohnern sehr wichtig“, erklärt der Biologe. Durch den Austausch der Tiere unter den Zoos werde Inzucht vermieden und von den jeweiligen Arten könne eine stabile Population entstehen.

Neue Arten vor allem im „Tetra-Aquarium“ eingezogen

2017 veränderte sich die Inventurliste nicht nur durch Nachwuchs: Auch neue Arten zogen ein. Im Spätsommer eröffnete der Zoo einen Teil der nordamerikanischen Tierwelt „Manitoba“ – dort zogen 2017 mit zwei Schwarzbären, drei Waldbisons und sechs Hudson-Bay-Wölfen drei neue Arten ein. Der Zoo beherbergt auch seit dem vergangenen Jahr Blütenfledermäuse und Guteschafe sowie viele neue Fischarten. „Im ‚Tetra-Aquarium‘ haben wir einige Becken umgestaltet und so sind zum Beispiel 76 Tiere aus 10 Malawisee-Barscharten neu in das Malawi-Becken eingezogen“, so Wulftange. Auch in 2018 wird in der Tierwelt am Schölerberg viel passieren: „In diesem Jahr wird ‚Manitoba‘ komplett eröffnet und dann ziehen natürlich auch noch weitere Tierarten ein. Wir werden also wieder viel zu zählen haben“, schmunzelt Andreas Wulftange.

Tierbestand zum 31.12.2017

Arten Individuen
Säugetiere 81 639
Vögel 71 531
Reptilien 22 104
Amphibien 2 27
Fische 93 1.113
Wirbellose 29 242
Gesamt 298 2.656
Stand 31.12.2016 276 3.060

 

 Alle Fotos: Zoo Osnabrück (Lisa Josef)