HASEPOST ist sich bewusst, dass dieses schriftlich geführte Interview womöglich kontrovers diskutert werden wird. Es gibt gute Gründe Gruppierungen keine Plattform zu bieten, die sich in der Anonymität des Internets verstecken.
Wir halten es angesichts des rasanten Wachstums beider Gruppen und der gesellschaftlichen Relevanz jedoch für geboten beide Gruppen mit den gleichen Fragen zu konfrontieren und die Antworten gemeinsam zu veröffentlichen.
Die Facebook-Präsenz von PEGIDA-Osnabrück ist hier zu finden, die Facebook-Seiten von NOpegida-Osnabrück hier.
Ist Ihre Gruppe mit anderen Gruppierungen gleichen Namens verbunden – oder ist diese Initiative in Osnabrück entstanden?
PEGIDA-OS: Sagen wir es mal so, natürlich sind wir mit anderen Pegida Seiten verbunden und diese zum Teil wiederum mit uns, das ist ja klar dass man sich in jeder Organisation und Gruppe vernetzt.
Jedoch steht Pegida Osnabrück für die Richtlinien in dem Positionspapier und hält an diesen auch fest. Was andere machen oder nicht, dafür können wir dann nicht verantwortlich gemacht werden.
NOpegida-OS: Wir bauen mittlerweile Kontakt zu anderen Initiativen und Gruppierungen gegen die „Pegida“-Bewegung auf, die unsere Einstellungen und Ziele teilen. NOPegida Osnabrück ist aber unabhängig davon hier in Osnabrück entstanden.
Sind Sie überrascht über das schnelle Wachstum der Facebook-Präsenz?
PEGIDA-OS: Natürlich hat uns das Ergebnis überrascht, vor allem für eine Stadt wie Osnabrück ist es eine tolle Leistung die in die richtige Richtung geht..
NOpegida-OS: Unser Ziel war es auf die „Pegida“-Bewegung in Osnabrück zu reagieren und wir hatten auf Zuspruch gehofft. Das rasante Wachstum unserer Facebook Seite und auch das Interesse der Öffentlichkeit, überraschte uns dennoch sehr. Mit Blick auf die Bewegung in Münster, war das jedoch nicht auszuschließen. Natürlich freut uns diese Entwicklung sehr!
Gibt es in Osnabrück denn überhaupt ein „Problem“ im Sinne der Pegida-Abkürzung „gegen die Islamisierung Deutschlands“?Wieso bildet sich eine solche Gruppe in Osnabrück?
PEGIDA-OS: Wenn es in dem eigenen Land nicht mehr möglich ist, Witze oder Satire über andere Religionen zu machen, ohne Angst haben zu müssen dass ein Terroranschlag folgt fällt dieses natürlich unter Islamisierung.
Wagen Sie doch einen kleinen Selbsttest und prüfen die Toleranz der Mitbürger in Osnabrück, stellen sie sich vor eine Moschee und schimpfen dort 10 Minuten ein wenig über Propheten und Gottheiten.
NOpegida-OS: Wir sehen dieses besagte „Problem“ deutschlandweit nicht. Selbstverständlich wollen auch wir uns deutlich gegen radikalen Islamismus und Terror aussprechen. Wir wollen die Ängste der Menschen, die mit der „Pegida“-Bewegung sympathisieren, nicht herunterspielen, dennoch sollten keine falschen Schlüsse bezüglich gesamter Glaubensrichtungen gezogen werden. Wir sehen es als einen falschen Weg an, diese Angst auf dem Rücken der gesamten islamischen Bevölkerung Deutschlands auszutragen. Die erschreckende Entwicklung, dass Anhänger einer bestimmten Religionsgemeinschaft sich in diesem Land, in dem Religions- und Meinungsfreiheit im Grundgesetz verankert ist, unwohl fühlen oder sogar vor Drohungen und tätlichen Angriffen fürchten müssen, ist nicht hinzunehmen. Dass diese Furcht nicht mehr unbegründet ist, zeigt sich in aktuellen Vorfällen, wie beispielsweise einem NOZ Artikel vom 07.01. zu entnehmen ist. Aus diesem geht hervor, dass Mitarbeiter des Instituts für Islamische Theologie hier an der Universität Osnabrück, sowie muslimische Studenten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit Drohungen und Anfeindungen ausgesetzt sind.
Viel zu deutlich zeigt sich in solchen Fällen, dass trotz der angeblich so weltoffenen und liberalen offiziellen Argumentation der „Pegida“ eine solche Bewegung zu einer Verhärtung der Fronten, zur Ausgrenzung einer Religionsgemeinschaft und zu Gewalt gegenüber dieser führt. Aus unserer Sicht ist dieses Verhalten keine passende Auseinandersetzung und kein produktiver Umgang mit ernstzunehmenden Themen und Problemen, sondern führt lediglich zu einer generalisierten Hetze, von der auch friedliche Unbeteiligte betroffen sind.
Rechnen Sie mit einem offenen Konflikt zwischen Anhängern von Pegida und Gegnern in Osnabrück?
PEGIDA-OS: Wie wir auch schon durch unsere Pegida Osnabrück Seite auf Facebook jeden Tag zu sehen bekommen, ist es leider so, dass die Gegner wie Sie es nennen sehr beleidigend und ausfallend werden.
Wir stehen aber für ein Miteinander kein Gegeneinander Und einen ordentlichen Umgang beiderseits, darauf legen wir wert.
Wir selbst dulden und wollen keinerlei Gewalt oder ähnliches, wie es auch in unseren Punkten hervorgeht.
Wir wollen ein faires und respektvolles miteinander. Wir wollen keineswegs wie viele Gegner meinen, dass Deutschland nicht bunt sein darf oder dergleichen. Solche dummen Argumente können nur Leute von sich geben, die einfach nur Nachrichten schauen, und alles glauben was man ihnen sagt.
Es geht einfach darum, dass wir ordentlich miteinander leben möchten.
Das einzige was wir nicht möchten ist, Gewalt, Angst, Unterdrückung und Terror. Weder von radikalen Muslimen noch von radikalen Deutschen.
Deswegen verstehen wir nicht warum man denkt es kommt zu offenen Konflikten.
Ich denke wir als auch die vermeintlichen Gegner wollen doch eigentlich nur eines, und zwar dass ein ordentliches miteinander möglich ist. In dem man keine Angst vor Terroranschlägen haben muss, auch keine Angst wenn man Satiren macht, dass man dann erschossen wird. Siehe Paris.
Wir Pegida Osnabrück stehen für ein buntes Deutschland, indem man gegenseitig mit Respekt und Achtung miteinander umgeht. Es muss sich einfach an Regeln gehalten werden. Jeder Mensch hat ein Recht auf Menschlichkeit und das egal woher er kommt. Wir möchten einfach keine Kriege und Gewalt mehr, weder von Radikalen Muslimen noch von radikalen Deutschen.
Und Frieden kann man nicht mit Gewalt schaffen.
NOpegida-OS: Es ist nicht unsere Absicht, durch die Facebook Seite Konflikte zu provozieren. Vielmehr wollen wir aufklären und natürlich aufzeigen, dass die häufig islamophoben und intoleranten Parolen der „Pegida“-Bewegung in Osnabrück nicht Fuß fassen können. Auch wenn sich die „Pegida“-Bewegung Osnabrück zur Zeit noch sehr liberal gibt, glauben wir, dass dieses Verhalten mehr vorgeschoben ist, um das Gesicht zu wahren. Wir vermuten, dass sich hinter „Pegida“-Osnabrück dieselben Interessen und Ziele verstecken wie hinter anderen „Pegida“-Gruppierungen, da „Pegida“-Osnabrück sich offensichtlich zu diesen bekennt und mit ihnen verbunden fühlt.
Wer sind die Menschen hinter Ihrer Facebook-Präsenz? Aktuell gibt es nur eine anonyme E-Mailadresse zur Kontaktaufnahme, warum?
PEGIDA-OS: Aus dem einfachen Grund, wie wir uns schon dachten, war es klar dass in Osnabrück mit so einer massiven Gegenwehr zu rechnen war. Was wir keinesfalls verstehen können.
Sagt man nicht Osnabrück die Friedensstadt steht für Toleranz und Menschenrechte!?
Naja, davon war von der Gegenseite nicht viel zu sehen.
Beleidigungen waren an der Tagesordnung, und wir fragen uns allen Ernstes warum?!
Warum sind Osnabrücker gegen ein buntes Deutschland, wo man sich an die Regeln hält, und dagegen das Menschen vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe in ihren Ländern bekommen?
Warum sind sie dagegen, dass wir gegen Radikale sind, sowohl gegen radikale Deutsche als auch gegen radikale Muslime.
Weil sie einfach nur durch die Nachrichten manipuliert und Geimpft wurden.
Da wir uns das schon dachten dass viele einfach nur das glauben was man ihnen vorgesetzt sahen wir keinen anderen Weg als erst einmal anonym zu bleiben.
NOpegida-OS: An dieser Seite beteiligen sich ein Dutzend der momentan über 6000 Osnabrücker, die nicht akzeptieren wollen, dass sich auch hier ein Ableger der „Pegida“-Bewegung zu etablieren versucht, um Ängste zu streuen und im Namen des Volkes hetzerische Thesen zu verbreiten.
Hätten wir nicht so schnell reagiert und eine Seite eröffnet, hätte das sicherlich jemand anderes getan – wir sind froh, dass so viele Menschen in Osnabrück unsere Meinung teilen!
Momentan arbeiten wir noch an der Impressumsfrage. Wir haben nicht vor, uns hinter der Anonymität des Internets zu verstecken, denn wir stehen zu unserer Meinung. Allerdings geben wir die Risiken zu bedenken, die auf eine Privatperson zukommen können, sobald sie Name und Adresse auf einer Seite veröffentlicht, die möglicherweise von z.B. rechten Gruppierungen beobachtet wird. Wir stehen für unsere Sachen ein, wollen aber keinesfalls Hetze auf einzelne Privatpersonen fördern. Uns ist zu Ohren gekommen, dass andere „NOPegida“-Gruppen mit der Veröffentlichung eines Impressums leider schlechte Erfahrungen gemacht haben sollen, was unsere Befürchtungen bestärkt.
Was halten Sie von der Aktion, zu der unter anderem das Magazin Stern aufgerufen hat, Facebook-Freunde zu „Ent-Freunden“, wenn diese ein „Like“ bei einer Pegida-Seite gesetzt haben?
PEGIDA-OS: Was soll man dazu sagen. Da haben wir wieder das Phänomen des mit dem Stroms schwimmen.
Die Medien sagen Ihnen etwas und Sie machen es dann!
Da fragt man sich wo denn das eigenständige Denken bleibt.
Persönlich können wir in den Pegida Punkten und das ist das worum es geht keinerlei Bosheiten erkennen.
Pegida wird behandelt wie ein Schwerverbrecher, aber woran an welchen Punkten sehen sie dieses Verbrechen?
NOpegida-OS: Jeder Mensch muss für sich entscheiden, was er für richtig hält. Wir finden es aber empfehlenswert, mit Andersdenkenden eher die Diskussion zu suchen und Informationen zu vermitteln, als andere Meinungen einfach abzublocken.
Vielen Dank soweit. Eine letzte Frage: wie geht es weiter? Sind von Ihrer Gruppe Aktionen außerhalb des Internets zu erwarten, und wenn ja wann?
PEGIDA-OS: Eine Demonstration wird stattfinden, jedoch werden die Termine kurzfristig auf der Pegida Osnabrückseite bekannt gegeben.
Wir müssen auch gewährleisten dass es hierzu zu keinen wie sagten Sie „offenen Konflikten“ kommt.
Wir stehen hinter der guten Sache, nicht dahinter dass es zu Gewalt kommt.
Von daher ist eine Demo immer mit Vorsicht zu genießen, wir sind ein friedvolles miteinander.
Wir wollen mit der Demo etwas Gutes bezwecken und nichts Schlechtes, ebenso wenig wollen wir dass es eskaliert.
Von vielen bekamen wir Bedrohungen, und das sagte uns mal wieder das der „offene Konflikt“ in Osnabrück wohl eher von der anderen Seite zu erwarten ist, aber nicht von Pegida Osnabrück
NOpegida-OS: Wir bedanken uns für das Interesse an einem Interview.
Unsere Gruppe ist bereits im Gespräch mit anderen Gruppierungen im Raum Osnarbück um auch außerhalb des Internets aktiv zu werden, weitere Informationen dazu werden in Kürze über unsere Internetpräsenz bekannt gegeben werden.
Auch wir bedanken uns für die Beantwortung unserer Fragen!
Die Antworten wurden weder gekürzt noch bearbeitet. Die gewählten Farben für die jeweiligen Parteien wurden rein aus Gründen der Lesbarkeit und Unterscheidbarkeit gewählt.