Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist im November leicht zurückgegangen, obwohl die vorläufigen gerichtlichen Insolvenzentscheidungen in den Monaten zuvor stark angestiegen waren. Die Insolvenzzahlen liegen jedoch deutlich über den Durchschnittswerten der Vor-Corona-Jahre, und Experten der Wirtschaftsforschung warnen, dass der leichte Rückgang im November nicht das Ende hoher Insolvenzzahlen markieren könnte.
Insolvenzen in Deutschland: Rückgang im November
Nach einer Untersuchung der Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ging die Zahl der Insolvenzen in Deutschland im November leicht zurück. Es wurden 977 Pleiten von Personen- und Kapitalgesellschaften gezählt. Im Vergleich zum Oktober sind das sechs Prozent weniger, jedoch 21 Prozent mehr als im November des vorherigen Jahres.
Im Vergleich zum Durchschnittswert der Jahre 2016 bis 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie, sind die Insolvenzzahlen zehn Prozent höher. Besonders betroffen waren die größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im November gemeldet wurde. Hier sind etwa 9.600 Arbeitsplätze betroffen.
Betroffene Branchen und Arbeitsplätze
Die meisten Arbeitsplätzen gingen durch Insolvenzen im Gesundheits- und Sozialwesen verloren. An zweiter Stelle folgen unternehmensnahe Dienstleistungen und die Industrie.
Überraschung bei Insolvenzzahlen
Der leichte Rückgang der Insolvenzzahlen im November kommt überraschend, da die Frühindikatoren in den Vormonaten stark angestiegen waren. Die vorläufigen gerichtlichen Insolvenzentscheidungen, die den Insolvenzmeldungen zeitlich vorausgehen, stiegen ab August deutlich an.
Ursache des Rückgangs ungeklärt
Warum der erwartete Anstieg der endgültigen Insolvenzentscheidungen im November ausblieb, lässt sich anhand der Daten nicht klären. Möglicherweise wurden viele Insolvenzanmeldungen zurückgezogen oder Gerichte konnten aufgrund der hohen Infektionszahlen im November weniger schnell arbeiten.
Warnung vor weiterhin hohen Insolvenzzahlen
Trotz des leichten Rückgangs im November befinden sich die Insolvenzzahlen auf einem historischen Hoch. “Der leichte Rückgang im November dürfte nicht das Ende hoher Insolvenzzahlen markieren“, warnt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität. Die vom IWH ermittelten Frühindikatoren erreichten im November den höchsten Stand seit Beginn der Erfassung durch das IWH im Januar 2020.
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