110 Jahre, soweit kann das Osnabrücker Traditionsunternehmen Leysieffer zurück in die Geschichte blicken – wenn auch die Phase der Expansion erst vor rund drei Jahrzehnten richtig Fahrt aufgenommen hat.

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Doch irgendwo auf dem Weg von Osnabrück über Sylt bis hin nach China, und nach der Übergabe der Geschäfte an Jan Leysieffer, der das Unternehmen seit 2002 in vierter Generation leitet, muss der Motor ins Stocken geraten sein.

Für viele Marktbeobachter und Osnabrücker kam die Meldung, dass Leysieffer zum Sanierungsfall geworden sein soll, am Dienstag völlig überraschend. Am Dienstagnachmittag lief der Betrieb im Stammhaus an der Krahnstraße wie gewohnt weiter.

Am Flughafen oder in Peking eine „Heimweh-Apotheke“

Für Osnabrücker gilt das Unternehmen, dessen Namen andernorts manchmal recht kurios ausgesprochen wird, zum Beispiel als französisch anmutendes „Läsiefié“, als heimatliche Botschaft in der Fremde – wo man selbst in Peking, in der wohl exotischsten Filiale der Konditoreikette, gegen das Heimweh ein paar „Himmlische“ verabreicht bekommt.
Für Osnabrücker also oft eine Heimweh-Apotheke, die auch an vielen internationalen Flughäfen zu finden ist – immer in allerbester Lage, wo auch entsprechend fantastische Ladenmieten zu zahlen sind.

Sanierung als Chance für einen Neustart?

„Tradition und Herstellung von hochwertigen Qualitätsprodukten ist leider kein Erfolgsgarant mehr“, schreibt der Sanierungsexperte und Rechtsanwalt Jochen Walterscheid (Bad Oeynhausen) in einer an unsere Redaktion gesendeten Pressemitteilung. Der Anwalt selbst sieht die „Sanierung in Eigenverwaltung“, bei der Jan Leysieffer weiter die Geschäftsführung übernimmt, als „Chance einer nachhaltigen Sanierung“.
Der Chef selbst bezeichnet den am Dienstag gestellten Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren als Weichenstellung um „die Wettbewerbsmöglichkeit wiederherzustellen und somit den langfristigen Fortbestand sowie den Erhalt der Arbeitsplätze zu sichern“.

Löhne und Gehälter für zwei Monate gesichert

Durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit soll für insgesamt 350 Mitarbeiter die Zahlung der Löhne und Gehälter für die kommenden zwei Monate sichergestellt sein. Wie es Ende Mai weitergeht, ist noch offen. Der Betrieb in der Produktion und in den Cafés soll fortgeführt werden.
In einer Betriebsversammlung wurden die Mitarbeiter über den kritischen Zustand ihres Arbeitgebers unterrichtet.