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Insolvenz des Reiseveranstalters FTI: Familie aus Belm wartet noch immer auf ihr Geld

Anfang Juni 2024 hat die Pleite des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters FTI Group für Schockwellen in der Tourismusbranche gesorgt. Die FTI Touristik GmbH, BigXtra Touristik GmbH und weitere Tochtergesellschaften meldeten Insolvenz an. Für Hunderttausende von Verbrauchern, die ihren Urlaub bereits gebucht oder angetreten hatten, bedeutet dies Unsicherheit und vor allem die Sorge um die Rückerstattung ihrer Gelder. Während die ersten Erstattungen bereits begonnen haben, herrscht vor allem bei Verbrauchern im Ausland und bei individuell Betroffenen, wie Familie Fischer aus Belm, Frust und Verzweiflung.

FTI-Insolvenz: Über 125.000 Erstattungsanträge

Die Insolvenz des Münchener Reiseveranstalters betrifft unzählige Verbraucher, die ihren Urlaub bei FTI oder einer der Tochtergesellschaften gebucht hatten. Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) hat laut eigenen Angaben bereits den Großteil der anspruchsberechtigten Verbraucher kontaktiert. Bislang wurden mehr als 125.000 Erstattungsanträge gestellt, die meisten davon befinden sich bereits in der Bearbeitung oder sind abgeschlossen. Dennoch gibt es Fälle, bei denen die Daten noch nicht übermittelt wurden – oft aufgrund von landesspezifischen Besonderheiten, vor allem bei Verbrauchern, die ihre Reisen im Ausland gebucht hatten.

Um diesen Engpass zu beheben, hat der DRSF ein spezielles Portal für Reisevermittler eingerichtet. Dieses ermöglicht es, die erforderlichen Kontaktdaten der betroffenen Verbraucher schnell und unkompliziert zu übermitteln. Zudem wird ab November ein offenes Portal eingerichtet, über das Kunden, die aus verschiedenen Gründen noch keine Erstattungsanträge stellen konnten, ihre Ansprüche direkt einreichen können.

Leidtragende Familie aus Belm: Kein Geld, kein Urlaub

Doch trotz dieser Maßnahmen wächst bei vielen Betroffenen die Verzweiflung. So berichtete Daniel Fischer aus Belm unserer Redaktion, dass seine Familie unmittelbar von der FTI-Insolvenz betroffen ist. Der geplante Jahresurlaub im Juni fiel sprichwörtlich ins Wasser. Am Vorabend des Abfluges wurde die Reise storniert. Seitdem kämpft die Familie um die Rückerstattung der gezahlten 1.859 Euro – bisher ohne Erfolg.

„Wir haben zahlreiche E-Mails und Telefonate geführt, aber man sagte uns, dass es uns im System gar nicht gibt“, erklärt Fischer. „Komischerweise haben wir aber schon Post vom Insolvenzverwalter erhalten, doch der DRSF hat keine Daten von uns.“ Besonders frustrierend für die Familie ist die Tatsache, dass sie Monate lang versucht haben, das Geld über die Kreditkarte zurückzubekommen – bisher jedoch vergebens. Für die Familie, die aus einer kleinen Erwerbsminderungsrente und einem Teilzeitgehalt lebt, ist die finanzielle Belastung enorm. „Ohne dieses Geld wird es im nächsten Jahr keinen Urlaub geben“, so Fischer.

DRSF: Erstattungslücke trotz Sicherheitsnetz?

Die Insolvenz von FTI hat eine breite Diskussion über die Wirksamkeit des 2021 ins Leben gerufenen Deutschen Reisesicherungsfonds ausgelöst. Dieser soll Verbraucher im Falle einer Insolvenz von Reiseveranstaltern absichern und schnell für Erstattungen sorgen. Doch wie die Erlebnisse der Belmer Familie zeigen, scheint das System in der Praxis Schwächen zu haben. Besonders ärgerlich für viele Betroffene: Trotz aller Bemühungen bleibt die Rückerstattung oft eine zähe Angelegenheit.

Die deutsche Politik hatte den DRSF einst als zukunftssicheres Modell für den Schutz von Verbrauchern bei Reiseinsolvenzen gelobt. Doch angesichts der enormen Zahl von betroffenen Verbrauchern und den Herausforderungen in der Datenübermittlung treten nun Defizite zutage. Für Familien wie die Fischers ist die Situation mehr als nur eine finanzielle Frage – es geht auch um verlorene Urlaubsträume und das Vertrauen in den Verbraucherschutz.

Zukunft des Tourismus ungewiss

Die Insolvenz von FTI wirft nicht nur Fragen zum Verbraucherschutz auf, sondern auch zur Zukunft der Tourismusbranche insgesamt. Nach den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Inflation sind große Reiseveranstalter wie FTI stark unter Druck geraten. Nun stellt sich die Frage, wie nachhaltig das Geschäftsmodell von Pauschalreiseanbietern in Zukunft überhaupt sein wird und ob der Schutz der Verbraucher in der aktuellen Form ausreichend ist.

Für betroffene Urlauber bleibt zu hoffen, dass der DRSF in den kommenden Monaten die noch offenen Fälle zügig bearbeiten kann. Die Einführung des offenen Portals im November könnte dabei ein wichtiger Schritt sein, um die Rückerstattungsprozesse zu beschleunigen und das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Für Familie Fischer aus Belm ist es vielleicht eine Möglichkeit, um doch noch an ihr Geld zu kommen.


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Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.

  

   

 

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