Wo befinden sich Behindertenparkplätze? Sind die Bordsteine an der Bushaltestelle abgesenkt oder ist dieses Restaurant barrierefrei? Diesen und anderen Fragen müssen sich Menschen mit Behinderungen in Osnabrück regelmäßig stellen. Ein neuer inklusiver Stadtplan soll nun darüber Auskunft geben, und den Betroffene mehr Sicherheit geben.

AFP

„Wenn ich irgendwo hin wollte, dann musste ich vorher immer anrufen und fragen, ob ich da parken kann und wie der Zugang zum Gebäude ist“, erklärt Petra Mathiske von Behindertenforum Osnabrück. „Auf dem neuen inklusiven Stadtplan kann ich all diese Informationen jetzt viel schneller und übersichtlicher bekommen.“ Auch anderen Menschen mit Behinderungen, sowie Senioren oder Familien mit großen Kinderwagen soll der Projekt der Fachstelle Inklusion und der AG Inklusion helfen, sich im Alltag besser zurechtzufinden.

Für und mit Behinderten

Die Idee zu dem Stadtplan entstand bereits vor einiger ganzen Weile in der Fachstelle Inklusion. „Wir haben dann eine Arbeitsgemeinschaft Inklusion gegründet, in der neben Vertretern aus der Verwaltung auch Menschen mit Behinderungen sind“, erläutert Helmut Pöppelmann von der Fachstelle. „Wir haben uns dann gefragt: Was muss in den Plan und wie kommen wir an die nötigen Informationen.” Der erste Punkt war kein Problem, denn die Mitglieder der AG kamen direkt mit einer langen Liste an Vorschlägen. Der zweite Teil war etwas komplizierter und wurde mit Hilfe einer engen Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Geodaten, der Osnabrück-Marketing und Tourismus GmbH, sowie dem Team der Verkehrslenkung gelöst. Gemeinsam wurden Informationen gesammelt und in den aktuellen Stadtplan inkludiert.

Gastronomie, Parkplätze und weiteres

Der inklusive Stadtplan basiert auf dem normalen Stadtplan von Osnabrück und zeigt mit Hilfe von einfach gestalteten Icons, wo Menschen mit Einschränkungen was vorfinden – oder auch nicht vorfinden. So kann man zum Beispiel nach geeigneten Parkplätzen, Behinderten-WCs oder barrierefreien Sehenswürdigkeiten suchen. „Der Plan ist allerdings noch nicht vollständig“, betont Pöppelmann. „Das System soll erweitert werden! Und wenn Bürgerinnen und Bürger barrierefreie Angebote kennen, die nicht erfasst sind, dann können sie sich an die Fachstelle Inklusion wenden, damit wir die Daten ergänzen“. Auch Gastro-Betriebe oder Einzelhandelsgeschäfte können an die Fachstelle herantreten, wenn ihr Angebot barrierefrei ist. Barrierefreiheit bezieht sich dabei auf die bauliche Freiheit – es reicht allerdings nicht, wenn das Gebäude lediglich über einen stufenlosen Zugang verfügt. Auch Toiletten müssen zum Beispiel für Rollstuhlfahrer erreichbar sein. „Wir wollen hier keine eingeschränkt barrierefreien Angebote, oder sowas in der Art. Entweder es ist 100% barrierefrei oder gar nicht“, sagt Petra Mathiske.

Für das Smartphone optimiert

„Aus der Arbeit mit der AG haben wir erfahren, dass das Smartphone für viele behinderte Menschen ein wichtiger Begleiter ist. Deswegen ist der inklusive Stadtplan auch dafür optimiert worden“, erklärt Dirk Ohde vom Fachdienst Geodaten. Für die Zukunft hat die AG auch schon Pläne entwickelt: „Leider ist unser Plan noch nicht für Sehbehinderte oder Blinde nutzbar. Aber wir planen eine Verknüpfung mit dem GPS des Handys und eine Schnittstelle mit den Stadtwerken, damit das Smartphone in Echtzeit mitteilen kann, wo zum Beispiel welcher Bus abfährt,“ so Ohde. Die Informationen sind dabei nicht nur für die Osnabrücker wichtig, sondern auch für die vielen Besucher, die gerade zum Weihnachtsmarkt in die Stadt kommen. Sie könne so im Voraus erfahren, wo sie zum Beispiel Rollstühle ausleihen, oder parken können.

Mehr Informationen und den inklusiven Stadtplan finden sie hier.

Dirk Ohde vom Fachdienst Geodaten (links), Helmut Pöppelmann von der Fachstelle Inklusion, Seda Rass-Turgut, Leiterin des Fachbereichs Integration und Soziales und Stadtrat Wolfgang Beckermann (rechts) sehen zu wie sich Petra Mathiske vom Behindertenforum den inklusiven Stadtplan anschaut