Nein, Facebook ist nicht die reale Welt, das hat bestimmt jeder schon einmal festgestellt, wenn er real existierende und persönlich bekannte Mitmenschen mit dem verglichen hat, was diese über das “soziale” Netzwerk über sich verbreiten.
Offensichtlich glauben aber einige Zeitgenossen, dass das, was Ihnen Facebook in Kommentaren einiger Mitmenschen über diese vermittelt, schonungslos offenbart, welch unermessliche Abgründe in diesen schlummern.
Da wird aus einer Kritik an irgendeiner politischen Entscheidung der bei Facebook kommentierende Nachbar plötzlich zum Aluhutträger, Reichsbürger oder (immer wieder gerne) Nazi… und wenn es das Thema nicht anders hergibt, mindestens aber zum Verkehrsnazi; mindestens! Und wer sich in seinem Kommentar um ein wenig Menschlichkeit bemüht, der ist natürlich ein Gutmensch, Antifant oder Teddybärwerfer, auch hier immer “mindestens”.
Wären die Kommentare bei Facebook ein Abbild der realen Welt, dann wäre diese Welt nicht mehr lebenswert. Zu laut, zu extrem und leider oft auch unsachlich – lesenswerte Ausnahmen bestätigen diese Regel.
Nichts ist, wie es scheint – vor allem bei Facebook
Komisch. Dabei wissen wir doch alle, dass zum Beispiel der Kollege, der nahezu das ganze Jahr über im Nachbarbüro als Sachbearbeiter für die Buchstaben “H” bis “M” zuständig ist, nur wegen eines bei Facebook geposteten Fotos mit einem Cocktail in der Hand – aufgenommen am Swimmingpool auf Mallorca – nicht über Nacht in die erste Liga des Jetsets aufgestiegen ist.
Wenn der Urlaub vorbei ist, ist er wieder der “Sachbearbeiter H bis M”. Wenn er bis zum nächsten Mallorca-Urlaub “Karriere” macht, darf er vielleicht auch noch den Buchstaben “N” übernehmen und im Cocktail auf dem Foto des kommenden Urlaubs steckt dann ein buntes Papierschirmchen mehr; mindestens, aber auch nicht viel mehr.
Es wäre doch schön, wenn wir diese simple Erkenntnis, dass bei Facebook oft nichts ist wie es scheint, uns etwas häufiger vor Augen führen würden.
Und da diese nur unregelmäßig erscheinende Rubrik unter dem Titel läuft “in eigener Sache”, hier ein kleiner Hinweis auf die aktuellen Abrufstatistiken der HASEPOST.
Wie wichtig ist Facebook für die Hasepost?
In der vergangenen Woche kamen weniger als 25% aller Abrufe der Website Hasepost.de via Facebook (exakt 24,83%). Die überwiegende Mehrheit der Leser ruft unsere Website entweder direkt auf oder kommt über Suchmaschinen.
Der bei Facebook mit Abstand für die meiste Unruhe sorgende Beitrag der vergangenen Woche war ein eher kurzer Bericht über eine Demonstration in der Osnabrücker Innenstadt gegen das Flüchtlingssterben auf dem Mittelmeer.
Dort wurde reichlich und heftig diskutiert und unserer Redaktion zum Beispiel auch unterstellt, wir würden von den angeblich vielen(?) Klicks profitieren, die so ein Artikel generiert.
Pustekuchen! In der *wirklichen Welt* interessierten sich unsere Leser in der vergangenen Woche weitaus mehr für die beiden Flugzeugabstürze am FMO und in Melle, dicht gefolgt von einer “guten Nachricht” über die Vermeidung von Verpackungsmüll bei Edeka und einem Artikel über das Café “Herr von Butterkeks”.
Facebook ist nur ein Kanal von vielen, über den wir für die Website Hasepost.de “werben” und mit einer Auswahl dort erscheinender Artikel die Website “teasern”. Dass unsere Leser bei Facebook kommentieren können, ist ein willkommener Nebeneffekt – wie dort diskutiert wird ist aber oft keine Freude!
Dennoch werden wir nicht darauf verzichten über aktuelle Themen zu berichten, auch wenn diese für kontroverse Diskussionen sorgen. Und wir werden auch weiterhin Diskussionen bei Facebook zulassen und weitestgehend “laufen lassen”, auch wenn diese hinsichtlich Klickzahlen für unsere Website eigentlich verzichtbar sind (siehe oben). Die Messlatte, nach der wir bei Facebook-Diskussionen eingreifen, haben wir hier gesondert skizziert.
Zeit also mal wieder den Blick auf die Realitäten zu richten: Facebook ist nicht die reale Welt, und was dort kommentiert wird und wie sich die Menschen dort “präsentieren” hat meist auch nichts mit dem zu tun, wie diese Menschen in Wirklichkeit sind. Es wäre schön, wenn diese Erkenntnis bei einigen Lesern auch zu verbaler Abrüstung führen könnte. Schon ein Blick in den Spiegel, bevor man einen Kommentar verschickt, kann dabei sehr hilfreich sein.