Seit zwei Jahren lebt der Syrer Abdlkader in Lotte-Wersen. Blind. Mit einer Kugel im Kopf.

AFP

Und seit zwei Jahren lebt er getrennt von seiner Frau und seinen vier Kindern, das Älteste 6 Jahre alt. Alles scheint vergeblich. Doch dann öffnet sich ein kleines Zeitfenster. Das deutsche Konsulat stellt ein Visa für seine Familie aus.

Doch das ist nicht alles, was man für eine legale Reise nach Deutschland braucht. Geld braucht es auch. Bakschisch, Schmiergeld. 3000 Dollar verlangt die libanesische Zollbehörde, damit alle seine Kinder ausreisen dürfen.

Flucht in den Libanon mit Kugel im Kopf

Syrien 2012. Assads Truppen und Milizen liefern sich mit den Rebellen in der Stadt Homs einen mörderischen Häuserkampf. Dazwischen Zivilisten in ihren Häusern verschanzt, versteckt. Voll Angst. Auch der Tischler Abdlkader, seine schwangere Frau Nelli und seine kleinen Kinder hören die Schüsse, die Detonation von Granaten und hoffen und bangen  dann wird ihr Haus doch getroffen, sie raffen das Nötigste zusammen, die Dokumente und Papiere … und dann raus, schnell zum Auto, er das jüngste Kind auf dem Arm, Nelli mit den beiden anderen Kindern an der Hand … auf dem Weg zum Auto trifft ihn eine Kugel, bohrt sich in seinem Kopf.

Ein blinder Mann flieht alleine bis nach Europa

Helfer des Roten Kreuz bringen Nelli, ihren sterbenden Mann und ihre Kinder in den Libanon. Die Ärzte im Libanon kämpfen um sein Leben, nach fast zwei Monaten erwacht Abdlkader aus dem Koma. Blind. Die Kugel steckt noch in seinem Kopf. „Wir können hier nichts mehr machen“, sagen die libanesischen Ärzte, aber in Europa, in Deutschland haben die Mediziner ganz andere Möglichkeiten. „Da musst du hin“, sagt seine Frau. Aber gemeinsam können sie das nicht. Dafür fehlt das Geld. So macht sich Abdlkader blind und allein auf den Weg. Über das Mittelmeer, entlang der Balkanroute, bis nach Deutschland. Blind. Ein 4000 Kilometer langer schwarzer Tunnel. Immer und für alles angewiesen auf die Hilfe und Solidarität der Mitflüchtlinge. Im Sommer 2015 kommt Abdlkader in Lotte an.

In Lotte gibt es helfende Menschen

Hier kümmern sich Jenni Nitzsche und Marko Eschelbach um ihn. Sie suchen nach spezialisierten Ärzten und kämpfen mit den deutschen Behörden um eine Familienzusammenführung.

Aber auch die deutschen Mediziner können nichts machen. Die Kugel bleibt in seinem Kopf. Herausoperieren wäre sein Tod. Langsam verliert Abdlkader auch seinen Geschmackssinn, und seinen Geruchssinn. Aber vor allem verliert er seine Familie, und seine Familie ihn.

Erst nach zwei Jahren darf die Familie nachziehen

Das Ringen mit den deutschen Behörden zieht und zieht sich in die Länge.

Dann nach zwei Jahren endlich ein Erfolg, das deutsche Konsulat Beirut stellt die Visa für Nelli und die vier Kinder aus. Jenni und Marko buchen Flugtickets von ihrem privatem Geld. Und fahren am 14. April 2017 zum Flugplatz Düsseldorf, um die Frau und Kinder nach Lotte zu holen.
Doch sie warten vergebens. Frau und Kinder sind nicht in der Maschine. Die libanesische Zollbehörde wollte die Frau und die jüngsten Kinder wohl ausreisen lassen. Aber nicht die zwei älteren Kinder, vier und sechs Jahre alt. Für diese Kinder brauche es gesonderte Papiere, die aber bei Zahlung einer bestimmten Geldsumme schnell besorgt werden könnten. Bakschisch nennt man das im arabischen Raum. Bei uns heißt das Schmiergeld. 3.000 Dollar kosten die vermeintlich fehlenden Papiere. Und zusätzlich  braucht es neue Flugtickets für die Familie.

Jetzt werden Geld und Zeit knapp…

Doch so kurz vor dem Ziel geben Jenni und Marko nicht auf. Sie starten eine Spendensammlung auf Facebook, mit großem Erfolg. Binnen 7 Tagen spenden Facebooker aus Osnabrück und Umland fast 2400 Euro. Das ist fantastisch, Aber es reicht noch nicht, und die Zeit sitzt den beiden im Nacken, denn in der nächsten Woche läuft das Visa aus, dann ist nach neuester deutscher Rechtslage eine Familienzusammenführung gar nicht mehr möglich.


Spenden können über PayPal an klafferze@gmx.de überwiesen werden. Oder per Banküberweisung an Jenni Nitzsche unter DE96590100660967987664. Verwendungszweck: Come together


 

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Symbolbild Syrien: Wikipedia CC