Das Hütte Rockt Festival in Georgsmarienhütte ist längst zu einem festen Bestandteil der regionalen Musikszene geworden. In einem exklusiven Interview mit Simon Tellmann vom veranstaltenden Verein „Die Hütte rockt“ gewährte dieser unserer Redaktion Einblicke in die Ursprünge des Festivals und spannende Neuerungen für das kommende Festival (8. bis 10. August 2024).
„Unser Verein wurde 2006 von sieben Festivalbegeisterten in Georgsmarienhütte gegründet. Erst einmal mit einer losen Idee: Es gab keine vergleichbare Veranstaltung in der Nähe, dafür aber die Chance auf eine passende Location“, erklärt Tellmann. Bereits 2007 wurde die Idee Wirklichkeit – das erste Festival fand mit 16 Bands und 100 Helferinnen und Helfern statt, aber noch ohne Duschen. Zu den damaligen Initiatoren gehört unter anderem Marius Kleinheider, der bis heute 1. Vorsitzender des Vereins ist. Aus den sieben Gründungsmitgliedern ist über die Jahre eine bunte Crew von 254 Mitgliedern geworden.
Festival hat sich stetig weiterentwickelt
Seitdem hat sich das Festival stetig weiterentwickelt, nicht zuletzt durch die sorgfältige Planung, die bereits über ein Jahr im Voraus beginnt. Die Planungsrunde trifft sich jeden Monat mit 25 bis 40 Personen, um die Organisation zu besprechen, während verschiedene Arbeitskreise sich um spezifische Themen wie Infrastruktur, Sicherheit und Verpflegung kümmern. Bereits jetzt in Kürze beginnen die ersten Planungen für 2025.
Die Auswahl des Line-ups erfolgt in einem demokratischen Prozess, bei dem Feedback von Besuchenden, Crew und Vereinsmitgliedern gesammelt wird. Dabei arbeitet das Festival eng mit einer Agentur in Hannover zusammen, die in der Booking-Phase unterstützt. Während im ersten Jahr 16 Bands – vor allem aus der Region Osnabrück – aufgetreten sind, zählte man letztes Jahr schon 34 Bands. Darunter sind auch immer häufiger national und international bekannte Acts wie Beyond the Black, Zebrahead, Skindred oder Wingenfelder.
Non-Profit-Festival: Jeder eingenommene Euro wird reinvestiert
Die Finanzierung des Festivals erfolgt hauptsächlich durch Tickets, Getränkeverkäufe, Sponsorings und Fördergelder. „Wir schütten an niemanden Gewinne aus. Jeder Euro, den wir einnehmen, bleibt im Verein und wird wieder ins Festival investiert“, sagt Simon Tellmann. „Wir sind im Grunde selbst eine Gruppe von Festival-Fans und können hier zusammen unser Event auf die Beine stellen. Entsprechend sollen auch die Besuchenden ein wunderbares Festival zu einem fairen Preis bekommen.“
In den 18 Jahren seit der Gründung hat sich die Veranstaltung deutlich vergrößert. Von einer Bühne an zwei Tagen ist man nun bei drei Bühnen an drei Tagen angelangt. Im letzten Jahr konnten die Verantwortlichen insgesamt rund 8.700 Besucherinnen und Besucher begrüßen.
Spannende Neuerungen in 2024
Für 2024 kündigt der Veranstalter spannende Neuerungen an: Aus der Zeltbühne, die immer wieder aus allen Nähten platzte, wird künftig eine Open-Air-Bühne. Außerdem soll es seitlich offene Zelte als Sonnen- und Regenschutz sowie eine offene Überdachung für die als Wohnzimmer bezeichnete Kleinkunstbühne geben. Auch konnte der Verein 40 neue Mitglieder gewinnen, deren Zulauf auf eine positive Gruppendynamik und gemeinschaftliches Engagement zurückgeht.
„Wenn jemand eine gute Idee oder etwas aufgeschnappt hat, dann unterhalten wir uns im Verein darüber und finden oft eine Möglichkeit, es umzusetzen“, erzählt Simon Tellmann. „Das können kleine Dinge wie kostenlose Trinkwasserstellen sein, aber auch grundlegendere Aspekte wie der Start von ‚Hütte Rockt Kids‘ oder unser Awareness-Team, das sich seit einigen Jahren gegen Diskriminierung und übergriffiges Verhalten aller Art einsetzt.“
Vielfältiges Line-up mit mehr weiblichen Bands
Nach anfänglicher Kritik hat sich das Hütte Rockt Festival außerdem mittlerweile sehr positiv entwickelt, was die Verpflichtung von weiblichen Bands betrifft. „Wir versuchen schon bewusst, ein in jeder Hinsicht vielfältigeres Line-up aufzustellen. Luft nach oben gibt es aber immer“, so Tellmann, der sich sicher ist, dass sich die Branche diesbezüglich in die richtige Richtung bewegt.
In Bezug auf ein mögliches neues Festivalgelände sagt der Veranstalter: „Wir werden 2024 und wohl auch 2025 auf dem aktuellen Gelände bleiben, mit dem wir in vielen Aspekten sehr glücklich sind.“ Er führt jedoch an, dass die begrenzte Parkplatzsituation und die eingeschränkte Erreichbarkeit mit dem ÖPNV Überlegungen zu einem neuen Gelände angeregt hätten. Auch wolle man mehr Platz fürs Camping anbieten. „Sowohl für Zelte als auch für Wohnmobile und -wagen. Momentan sind die Flächen dafür leider nicht vorhanden.“