Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ruft am Vorabend des Holocaust-Gedenktages Bürger zu mehr Engagement gegen Menschenfeindlichkeit auf. Sie zeigt sich besorgt über aktuelle antisemitische Entwicklungen und rät zur aktiven Meinungsäußerung.
Zeitzeugin fordert mehr Engagement
Bei einem Interview mit den „ARD-Tagesthemen“ appellierte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer an die Bürger, sich stärker gegen Menschenfeindlichkeit zu engagieren. „Ich finde, dass mehr laut sein sollten“, drückte sie ihre Besorgnis aus. Die 1921 geborene Friedländer, eine der wenigen noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust, zeigt sich bestürzt über die derzeitige Zunahme antisemitischer Bedrohungen in Deutschland und anderswo.
Antisemitismus – ein wachsendes Problem
„Ich hätte nie gedacht, dass es so kommen würde, denn so hat es damals auch angefangen“, äußerte Friedländer bezüglich des aktuellen Anstiegs von antisemitischer Feindseligkeit. Sie kritisierte, dass zu wenige Menschen gegen diese Entwicklung ihre Meinung äußern. Die Zeitzeugin hinterfragte die passive Haltung vieler und forderte mehr Engagement.
Erinnerung an die Grauen des Holocaust
Im Rückblick erinnert sich Friedländer an die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: „Wir haben lange gebraucht, um wieder Mensch zu werden, ein Mensch, der eine Meinung hat, was zu sagen hat, gebraucht wird.“ Der Holocaust-Gedenktag, der auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung der Gefangenen des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee, zurückgeht, mahnt zur Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Im Lagerkomplex Auschwitz wurden mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet.
Das Erbe des Nationalsozialismus
Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure sechs Millionen Juden. Allein in der „Operation Reinhardt“ wurden zwischen 1942 und 1943 rund 1,7 Millionen Juden aus dem sogenannten „Generalgouvernement“ durch Massenerschießungen und in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka umgebracht. Doch nicht nur Juden waren Opfer der Nationalsozialisten. Verfolgt und ermordet wurden zudem Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Kriegsgefangene, politisch Verfolgte und so genannte „Asoziale“ – darunter Obdachlose, Arbeitslose und Prostituierte.
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